Hans-Josef Fell: AKW Hinkley Point wird finanzielles Desaster verursachen; lieber erneuerbare Energien ausbauen

Das Atomkraftwerk Hinkley Point C wurde nun endgültig von der britischen Regierung genehmigt. „Ein Irrsinn, wenn man die Faktenlage betrachtet“, sagt Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG-Gesetzentwurfes.

Eine nicht veröffentlichte Regierungsstudie besagt, dass mit Wind- und Solarenergie im Vergleich zu dem geplanten AKW Hinkley Point Strom halb so teuer erzeugt werden kann.

Atomstrom wird gar nicht benötigt
Allerdings ist das nicht das einzige Argument gegen das neue Kernkraftwerk: Laut Experten wird der Strom, den das AKW irgendwann einmal liefern wird, gar nicht mehr benötigt, wenn das Projekt fertig gestellt ist.
Paul Dorfman, Forschungsbeauftragter am Institut für Energien am University College London, ist der Überzeugung, dass Hinkley Point nur die ohnehin schon knappen Geldressourcen verbrauche. Diese würden viel dringender für den Ausbau der erneuerbaren Energien, den Netzausbau und Investitionen in die Energieeffizienz benötigt.

AKW Diablo Canyon in Kalifornien kurz vor der Schließung
Auch das Atomkraftwerk Diablo Canyon in Kalifornien steht kurz vor seiner Schließung. Zur Begründung heißt es unter anderem, Kalifornien brauche mehr flexible Erzeugungsleistung. Außerdem werde die Grundlast, die das Atomkraftwerk liefert, in Zukunft immer weniger gebraucht. Aus Dokumenten geht außerdem hervor, dass dem Kraftwerksbetreiber die politischen Anforderungen zu unsicher seien, besonders was den Umweltschutz in der Zukunft anbelangt. Dieser wird nämlich immer weiter verschärft. Die Betreiber rechnen in diesem Zusammenhang mit immer weiter steigenden Kosten, die sie nicht mehr tragen wollen und wahrscheinlich auch nicht tragen können.
Das Kraftwerk solle durch ein Treibhausgas-freies Portfolio aus Energieeffizienz, erneuerbaren Energien und Energiespeichern ersetzt werden. Die Kosten für die Integration von erneuerbaren Energien könnten am Ende sogar geringer sein als jene, die durch den Weiterbetrieb entstehen würden.

Fell: Neubau von AKW ökonomisch nicht sinnvoll
„Die völlig aberwitzigen Kosten von Hinkley Point belegen, dass der Neubau von AKW ökonomisch nicht mehr mit erneuerbaren Energien konkurrieren kann“, sagt Fell.
Diablo Canyon zeige sogar, dass selbst im Betrieb befindliche Kraftwerke, die schon abgeschrieben sind, zunehmend nicht mehr mit erneuerbaren Energien wettbewerbsfähig seien. „Damit wird völlig klar, dass die britische Regierung nur ein finanzielles Desaster für den britischen Steuerzahler verursacht und Atomstrom mit großer Sicherheit nie aus dem neuen Hinkley Point geliefert werden wird.“
Warum die britische Regierung dennoch am Neubau festhält, lasse sich rational nicht erklären. „Vielleicht kommen wir einer Antwort näher, wenn man bedenkt, dass die britische Regierung mit dem Beschluss zur Modernisierung der britischen Atomwaffen möglicherweise Synergien mit dem Neubau des AKW sieht. Schon immer war die angebliche friedliche Nutzung der Atomenergie meist mit dem Wunsch zur Erlangung von Atomwaffenmaterial verbunden“, so Fell. Manches spreche dafür, dass dies auch für Hinkley Point gelte.

16.09.2016 | Quelle: Hans-Josef Fell; Bild: Wikipedia | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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