Neu: Sanierungsfahrplan für Hausbesitzer

Solarthemen+plus. Auf den Berliner Energietagen hat Staatssekretär Rainer Baake vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) ge­stern den sogenannten „individuellen Sanierungsfahr­plan“ (iSFP) für Wohngebäude vorgestellt. Bei dem Fahrplan handelt es sich um ein kompaktes Gutachten, welches durch einen Energieberater nach einer Bestandserhebung und Beratung für Hauseigentümer softwaregestützt erstellt wird. Es soll einen verständlichen Überblick geben über die in einem Gebäude langfristig zu empfehlenden Sanierungen. Neben Energieeinsparpotenzialen und den Einsatzmöglichkeiten für erneuerbare Energien werden auch die dafür notwendigen Investitionen abgeschätzt sowie die Heizkosten- und CO2-Einsparungen vor und nach der Sanierung ausgewiesen.

Ergebnis einer „Vor-Ort-Energieberatung“ Entwickelt wurde das Werkzeug im Auftrag des Bundeswirtschaftsministerium von der Deutschen Energieagentur (dena) gemeinsam mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) und dem Passivhaus-Institut. Es soll ab dem 1. Juli vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen der so genannten „Vor-Ort-Energieberatung“ gefördert werden. An der bisherigen Förderhöhe verändert sich dabei nichts. Das BAFA zahlt bis zu 60 Prozent der förderfähigen Beratungskosten, maximal jedoch 800 Euro für Ein- und Zweifamilienhäuser und 1100 Euro für Gebäude mit mehr als drei Wohneinheiten. Für Wohnungseigentümergemeinschaften gibt es zusätzlich einen Zuschuss von 500 Euro, wenn das Ergebnis in der Eigentümerversammlung erläutert wird. Energieberater können den Sanierungsfahrplan als eine der Möglichkeiten anbieten, wie das Ergebnis der Vor-Ort-Beratung dargestellt wird. Verpflichtend ist er für die Förderung nicht. Martin Pehnt, der als Geschäftsführer des IFEU an der Entwicklung mitgearbeitet hat, geht allerdings davon aus, dass die Branche das Instrument, das nach dem Prinzip „Standardisierte Methodik – individuelles Ergebnis“ funktioniere, gut annehmen wird: „Der Sanierungsfahrplan macht optisch etwas her, auch deshalb dürfte er für die Berater recht attraktiv sein.“ Pehnt wünscht sich, „dass eine Einbettung des Sanierungsfahrplans in weitere Förderprogramme erfolgt.“ Ob das Bundeswirtschaftsministerium schon bei der angekündigten Bekanntgabe seiner neuen Förderstrategie für den Wärmesektor am 12. Mai auf diesen Wunsch eingehen wird, bleibt abzuwarten. Staatssekretär Rainer Baake möchte mit dem individuellen Sanierungsfahrplan jedenfalls offenbar eine Lücke im bisherigen Beratungsangebot schließen: „Der neue individuelle Sanierungsfahrplan bietet Eigentümern eine transparente, maßgeschneiderte Übersicht über Sanierungsschritte für ihre Gebäude. Sie bekommen auf einfache Weise dargestellt, wann welche Maßnahmen zu erwarten sind, welche Umsetzung sie beinhalten und wie sie sich zu einer Gesamtsanierung zusammenfügen. Die in der Praxis typischen Schritt-für-Schritt Sanierungen können damit ab sofort in ein gebäudespezifisches Gesamtkonzept eingebettet werden.“ Der Fahrplan folge bei der Empfehlung der einzelnen Schritte dem „Bestmöglich-Prinzip“, so Pehnt. Als Endzustand solle in Altbauten nach der Sanierung mindestens der KfW-55-Standard erreicht werden. Wo es vernünftig erscheint, werde dem Hausbesitzer allerdings auch der Weg zu einem noch höheren Energiestandard aufgezeigt. Weicht der Energieberater vom 55er-Standard insgesamt oder bei bestimmten Bauteilen aus gutem Grund ab, so müsse er dies bei der softwaregestützten Erstellung des Fahrplans für die Hausbesitzer transparent begründen. Wünsche der Hausbesitzer fließen ein „Eine wichtige Leistung des Beraters ist es, die einzelnen Maßnahmen anhand des Sanierungsfahrplans auf eine Zeitachse zu bringen und dabei individuelle Gegebenheiten des Gebäudes und Pläne der Hausbesitzer zu berücksichtigen“, erläutert Pehnt. Und der Wissenschaftler begründet auch, warum der Sanierungsfahrplan auf die Bezeichnung von Effizienzklassen für einzelne Bauteile verzichtet, obwohl der Algorithmus des Programms genau auf diesem neuentwickelten Schema fußt. Stattdessen zeigt der Fahrplan lediglich ein Farbschema zwischen grün und rot. Pehnt: „Wir wollten neben den bestehenden Effizienzlabels keine weitere Verwirrung stiften.“ Text: Guido Bröer Grafik: dena

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