Schwarzstart nur mit erneuerbaren Energien

Wildpoldsried ist eine besondere Ortschaft. Über das ganze Jahr gesehen erzeugt sie sieben Mal so viel Energie wie sie selbst verbraucht. Und das nur aus erneuerbaren Energiequellen. Der Inselnetzversuch war erfolgreich und hat gezeigt, dass sich das örtliche Netz unterbrechungsfrei auf autarken Betrieb schalten lässt. Wildpoldsried is a special location. Over the whole year, it generates seven times as much power as it consumes. And that's just from renewable energy sources. The isolated network trial proved a success and showed that the local grid can be switched to autonomous operation with no interruption to service.
Solarthemen+plus. In Wildpoltsried ist es gelungen, ein Stromnetz im Inselbetrieb nach einem bewusst herbeigeführten sehr kur­zen Strom­ausfall allein mit in diesem lokalen Netz installierten Erneuerbare-Energien-Anlagen und Speichern wieder hochzufahren.

„Wir haben nun erfolgreich die Fähigkeiten eines Microgrids in Wildpoldsried unter realen Bedingungen demonstriert. Dies ist ein wichtiger Meilenstein, um zu zeigen, dass Micro­grids künftig helfen werden, zum Gelingen der Energiewende in Deutschland und weltweit beizutragen“, erklärte Constantin Ginet, Leiter Globale Microgrid Lösungen bei der Siemens-Division Energy Management, nach dem erfolgreichen Versuch am 31. August. Der absichtliche Blackout umfasste einen Teil des Netzes der bayerischen Gemeinde Wildpoldsried, die sich mit rund 2500 Einwohnern aus erneuerbaren Energien versorgt. Angeschlossen an das Teilnetz sind in mehreren Straßenzügen private Haushalte, ein Gewerbebetrieb, ein Kindergarten und eine Schule. Lokales Inselnetz auf Knopfdruck Ziel des Projektes IREN2 ist es seit dem Jahr 2011, ein Energiesystem mit dezentraler Stromerzeugung technisch und wirtschaftlich zu optimieren. Beteiligt daran sind neben der Gemeinde Wildpoldsried das Allgäuer Überlandwerk, die AllgäuNetz, die RWTH Aachen, die Hochschule Kempten, ID.KOM und Siemens. Im Microgrid können Lasten und Erzeuger gemeinsam wie ein konventionelles Kraftwerk gesteuert werden. Der Versuch am Donnerstag war nun eine harte Probe, ob es gelingt, ohne Hilfe von außen allein mit den dezentralen Anlagen nach einem Stromausfall das Netz wieder hochzufahren, also einen echten Schwarzstart zu machen. Nach Aussage von Ginet ist es sogar möglich, den Abschnitt des Netzes „per Knopfdruck“ auf Inselbetrieb und wieder zurückzuschalten, ohne dabei die Stromversorgung zu unterbrechen. „Wie wir es vorab vermutet haben, haben die betroffenen Anschlüsse unserer Kunden den Wechsel von Normalbetrieb auf das Inselnetz nicht mitbekommen“, sagt Guido Zeller, Projektleiter IREN2 bei der AllgäuNetz GmbH & Co. KG. Michael Lucke, Geschäftsführer der Allgäuer Überlandwerk GmbH, betont: „Wir haben hier heute mit unserer Teilnahme an dem Forschungsprojekt erneut die Energiewende einen Schritt weiter vorangetrieben.“ Der Inselnetzversuch in Wildpoldsried werde künftig auch Vorbild für andere Niederspannungsnetze sein, ist sich Ginet sicher. Denn Inselnetze hätten in einer sich grundlegend wandelnden Energiewelt eine immer größere Bedeutung. Mit steigendem Anteil erneuerbarer Energiequellen wüchsen auch die Schwankungen in der Stromerzeugung. Smart Grids seien eine Lösung. Sie könnten dank intelligenter Steuerung und Energiespeicherung die volatile Erzeugung und den Verbrauch ausbalancieren und somit einen stabilen Netzbetrieb ermöglichen. Technisch wird in Wildpoldsried auch bewiesen, dass der Ansatz von lokalen, miteinander verbundenen Netzen an Stelle eines von großen Kraftwerken dominierten Systems funktionieren kann und sich dadurch sogar die Sicherheit der Stromversorgung erhöht. Anders als noch 2005 in Ochtrup: Als hier im Winter des Jahres 2005 Strommasten kippten, war der Ort tagelang trotz installierter Erneuerbare-Energien-Anlagen ohne Strom, weil die Versorgung zentral ausgerichtet war. Text: Andreas Witt Foto: Siemens    

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