Wolkiger PV-Strom von E.ON ohne Speicher

Solarthemen 500. Als E.ON SolarCloud bezeichnet der Stromkonzern ein neues Stromangebot, bei dem der Kunde seinen nicht selbst verbrauchten Solarstrom unbegrenzt ins Netz einspeisen und auf einem virtuellen Stromkonto zur späteren Entnahme ansparen kann.

Das Unternehmen bewirbt das Produkt als erstes Angebot dieser Art, bei dem auch Photovoltaik-Stromerzeuger ohne Batteriestromspeicher teilnehmen können. Ein Cloud-Strom-Produkt, ähnlich demjenigen anderer PV-Batterieanbieter, hat E.ON zwar bereits seit einem Jahr im Programm, allerdings bisher ausschließlich in Verbindung mit dem Speicher E.ON Aura. Hierbei wird der eigene Solarstrom erst dann in die Cloud geladen, wenn der Speicher komplett gefüllt ist. Das neue System wird vom Unternehmen nun als deutlich einfacher und komfortabler angepriesen: „Kunden sparen die Anschaffungs- und Installationskosten eines physischen Speichers und haben keinen Aufwand für Wartung“, heißt es in einer Pressemitteilung. Demnach soll es sogar möglich sein, „ein Stromguthaben für den Winter zu günstigen Konditionen anzusparen und sich zu 100 Prozent mit Solarstrom aus ihrer eigenen Photovoltaikanlage zu versorgen.“ Besonderer Pluspunkt nach Aussage von E.ON: Wirkungsgradverluste gebe es nicht mehr. In der Basisvariante in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage berechnet E.ON für den Stromliefervertrag bei Verrechnung des Solarstroms monatliche Kosten ab 30,99 Euro. Bedingung: Die PV-Anlage muss bei E.ON gekauft worden sein. Susanne Jung vom Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) ärgert sich über das neue Angebot aus dem Hause E.ON, nennt die Cloud eine „Nebelkerze“ und kritisiert: „Der Energieriese verkauft allenfalls E.ON-eigene Solartechnik inklusive Stromlieferverträgen“. Jung argumentiert: „Über das Stromnetz wird der Strom nur räumlich verschoben. Eine zeitliche Verschiebung in Zeiten ohne Solarstrom findet nicht statt. Der Strom, den E.ON liefert, wenn die Sonne gerade nicht scheint, stammt ganz überwiegend nicht aus gespeichertem Solarstrom.“ Zwar kritisiert Jung diesen Punkt auch an Cloud-Angeboten anderer Speicher-Anbieter. Hinter dem E.ON-Angebot vermutet sie allerdings eine interessengeleitete Botschaft der konventionellen Energiewirtschaft: „Stromspeicher sind unnötig – es lebe der Stromhandel und die Digitalisierung“. Text: Guido Bröer    

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