CO2-Preis als Energiewendefaktor

Foto: Liza Litsch / pixelio.de
Solarthemen 507. Erstmals seit einigen Jahren sind die Preise für CO2-Emissionszertifikate wieder auf über 20 Euro je Tonne ge­stiegen. Dies beeinflusst auch die Kurse an der Strombörse und somit indirekt die EEG-Umlage. Doch einen eindeutigen Trend gibt es noch nicht.
Der CO2-Preis ist ein Faktor, der den Preis von Strom aus fossil gefeuerten Kraftwerken steigen lassen kann. Höhere Zertifikatspreise führten aber nicht automatisch zu höheren Strompreisen , erklärt Prof. Claudia Kemfert, die Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Sie würden lediglich direkt auf die Strompreise an der Börse wirken. Zwar hätten sich die großen Betreiber von Kohlekraftwerken mit Zertifikaten zu günstigen Preisen eingedeckt, dennoch würden höhere Zertifikatspreise über den Merit-Order-Effekt den Börsenstrompreis anheben.
Ein höherer Börenstrompreis reduziert die EEG-Umlage. Strom aus EEG-Anlagen muss an der Börse verkauft werden. Höhere Erlöse an der Börse verringern so den Zuschussbedarf, der von den Stromkunden über die Umlage bezahlt wird.
Möglicher Einfluss auf EEG-Umlage
Ein deutlicher Anstieg des Emissionspreise würde die politische Diskussion um die EEG-Umlage entspannen. Zwar bliebe der Strompreis für den größten Teil der Kunden – nicht die großen Industriekunden – ungefähr gleich, doch der Anteil der EEG-Umlage daran würde sich verringern.
Allerdings gebe es noch keinen klaren Trend bei den CO2-Preisen, sagt Kemfert: „Wir sehen im jetzt zu beobachtenden Preisanstieg für CO2-Emissionszertifikate eher einen kurzfristigen Effekt. Es ist sehr unsicher, ob dies dauerhaft so bleibt.“ Sie führt die derzeit höheren Preise auf Spekulation zurück. Ein Preisanstieg aufgrund von knappen Zertifikaten sei ab 2022 oder 2023 zu erwarten.
Viele Experten hat der gerade zu beobachtende Preisanstieg der Zertifikate überrascht. Mit deutlich mehr als 20 Euro je Tonne erreichte der CO2-Preis im September dieses Jahres wieder den Stand des durchschnittlichen Preises des Jahres 2008, der bei 22,5 Euro gelegen hatte. Im Sommer 2008 war mit rund 34 Euro ein Höchsstand erreicht worden, der bis zu Beginn des Jahres 2009 in Folge der globalen Finanzkrise auf unter 10 Euro abgestürzt war. Er erholte sich zwar im Frühjahr 2009 auf bis zu 18 Euro, verzeichnete aber ab Sommer 2011 einen erneuten Niedergang und bewegte sich ab 2013 auf einem Niveau um 5 Euro.
Ein solch niedriger Preis entfaltet kaum lenkende Wirkung. Ob mit 20 Euro Impulse für den Klimaschutz gesetzt werden können, hängt von einer Reihe von Faktoren ab – doch immerhin erhöht sich damit der Preis einer Kilowattstunde Braunkohlestrom um etwa 2 Cent. Andere Formen der Stromerzeugung mit geringeren Emissionen sind entsprechend im Vorteil.
Die diversen Analysten haben noch keine einheitliche Prognose zur künftigen Entwicklung. Doch erst, wenn der CO2-Preis durchgängig auf einem höheren Niveau bleibt oder sogar noch steigt, wird er die Entwicklung erneuerbarer Energien nachhaltig fördern.
Text: Andreas Witt,Foto: Liza Litsch/pixelio.de

Beliebte Artikel

Schließen