EE-Wärmenetze kämpfen nach Gottburg-Insolvenz

Solarthemen 512. Nachdem die Gottburg Energie- und Wärmetechnik GmbH & Co. KG im nordfriesischen Leck im Dezember Insolvenz anmelden muss­te, kämpfen nun Erneuerbare-Energien-Wärmenetze in der Region mit den Folgen.

Das von Jörg Helge Gottburg 2006 gegründete Unternehmen mit derzeit 40 Mitarbeitern hatte sich in den letzten zehn Jahren zum Full-Service-Anbieter im Fernwärmebereich entwickelt. Es plant und baut vor allem Wärmenetze auf Basis von Biogas und anderen erneuerbaren Energien in Norddeutschland und bietet auch deren technische Betriebsführung und Abrechnung an. Besonders dort, wo die Netze in genossenschaftlichen oder ähnlichen Strukturen von Laien betrieben werden, müssen die Betreiber jetzt improvisieren und sehen sich teils mit Kostensteigerungen konfrontiert. Unter anderem ist auch das überregional beachtete Solarwärmenetz der BürgerGemeindeWerke Breklum eG betroffen. Dort war im vergangenen Jahr ein Wärmenetz an den Start gegangen, an das eine über 600 Quadratmeter große Solarthermieanlage, mehrere BHKW und ein Pelletskessel angeschlossen sind. Generalübernehmer ist Gottburg. Genossen­schafts­­vorstand Frank van Balen berichtet gegenüber den Solarthemen von schwierigen Verhandlungen mit dem finanzierenden Kreditinstitut und dem vorläufigen Insolvenzverwalter der Firma Gottburg, der die Bürgerenergiegesellschaft nicht aus den laufenden Verträgen zur Betriebsführung und Abrechnung herauslassen will. Zumal laut von Balen die Genossenschaft unter Berufung auf Mängel in Planung und Ausführung fällige Zahlungen an Gottburg teilweise noch zurück hält. Kürzlich hatten die Dorfwärmegenossen einstimmig einer Erhöhung des Wärmepreises um 2,07 ct/kWh zugestimmt, weil nach van Balens Darstellung die Kalkulationen von Gottburg der Praxis nicht standgehalten hätten. Van Balen sagt: „Die gute Nachricht ist: Bei uns muss niemand frieren. Wir haben das im Griff – auch die Kostenseite. Und die Mitglieder der Genossenschaft stehen trotz der Preiserhöhung weiterhin zu 100 Prozent hinter dem Projekt.“ Derzeit beraten in Nordfriesland Bürgerwärmegesellschaften, wie sie ihre Abhängigkeit von Dienstleistern verringern können, indem sie eine gemeinsame professionelle Struktur für den Betrieb der Netze aufbauen.

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