HIT: Wie der Ökostrommarkt schrittweise das EEG ersetzen soll

Solarthemen+plus. Das Hamburg-Institut (HIT) hat im Auftrag des Öko­strom­­anbieters Lichtblick SE in einer Studie Alternativen zur heutigen Förderung über das EEG erar­beitet. Der freiwillige Ökostrommarkt soll demnach zum Treiber der Energiewende werden.

Auf Einladung des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (bne) präsentierte das Institut seine Vorschläge in der vergangenen Woche auf einem parlamentarischen Abend in Berlin vor 150 Gästen. Kernaussage der Studie ist, dass die heutige, fast vollständige Abkopplung des freiwilligen Ökostrommarktes vom EEG-Strom, der über die Strombörse „vergraut“ wird, schrittweise beseitigt werden sollte. Während heute die Ökostromanbieter ihre Herkunftsnachweise im Ausland einkaufen müssten, führe der Kauf von Ökostrom – entgegen dem Kundenwunsch – nicht zum zusätzlichen Aufbau von Ökostromkapazitäten in Deutschland, stellen die Autoren der Studie fest. Derweil werde der Zubau von Ökostromkapazitäten in Deutschland über Ausschreibungsmengen staatlich reglementiert. Ändern ließe sich dies, indem neben einer CO2-Bepreisung, mit der fossile Stromerzeugung verteuert würde, das EEG auf eine Investitionsförderung umgestellt würde. Nicht mehr der erzeugte Strom würde dann gefördert, sondern die Kapazität. Dies werde auch den zunehmend fluktuierenden Strommengen im Netz eher gerecht, erläuterte Robert Werner, Geschäftsführer des HIT gegenüber den Solarthemen. In dem Moment, wenn nicht mehr erzeugte Kilowattstunden über das EEG gefördert würden, könnten dann für neue Anlagen auch geldwerte Ökostrom-Herkunftsnachweise in Deutschland generiert werden, was heute quasi ausgeschlossen ist. Die Höhe der Investitionszuschüsse könne durchaus in Versteigerungen ermittelt werden, so wie es derzeit im EEG geschieht. Damit das System funktioniere sei es allerdings auch wichtig, die Nachfrage nach Ökostrom weiter zu steigern, indem der teils kontraproduktive Regelungsrahmen verändert werde, so die Studie. Beispielsweise könnte die CO2-Berichtspflicht für Unternehmen konsequent ausformuliert werden und die Primärenergiebilanzierung für Wärmepumpen oder Elektroautos könnte nach Herkunft des Stroms differenziert werden. Ebenso könnten stringente Regeln für die Strombeschaffung der öffentlichen Hand die Nachfrage nach Ökostrom ankurbeln. Für unabdingbar hält das Hamburg-Institut eine Reform der Stromkennzeichnung, bei der jeder Stromkunde heute auf seiner Stromrechnung den rund 50-prozentigen Grünstromanteil aus EEG-Anlagen ausgewiesen bekomme, den er über seine EEG-Umlage fördert, obwohl sein Versorger reinen Graustrom einkauft. Was die Umstellung des EEG von Marktprämien auf eine Investitionsförderung betrifft, plädierte Robert Werner gegenüber den Solarthemen dafür, dieses einfach mal in einer der EEG-Ausschreibungen auszuprobieren. Zumal das heutige Merit-Order-Verfahren der Preisbildung an der Börse, bei der das teuerste noch benötigte Fossilkraftwerk den Preis für alle vorgibt und damit letztlich auch die Marktprämien bestimmt, mit steigenden Anteilen erneuerbaren Stroms nicht mehr sinnvoll funktionieren werde. gb

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