CO2-Preise: Berenberg Bank rechnet 2020 mit Anstieg auf 65 Euro je Tonne

Foto: RMIT University
Die Hamburger Berenberg Bank erwartet, dass der CO2-Preis im EU-Handelssystem in den kommenden Monaten kräftig steigen wird.

Als Hauptursache für die erwartete Verteuerung der Verschmutzungsrechte nennen die Banker ein steigendes Defizit zwischen den an Industrie und Energieversorgern ausgegebenen Zertifikaten für die erlaubte Emissionen von Kohlendioxid (CO2) und dem tatsächlichen Bedarf. Das liege vor allem an den Kohlekraftwerken, die in der EU auch in den kommenden Jahren noch einen hohen Beitrag zum Strom-Mix stellen werden. Dadurch würden mehr Zertifikate benötigt als zur Verfügung stünden.

Dazu kommt, dass die EU ab 2019 überschüssige CO2-Papiere aus den Vorjahren in eine so genannte Marktstabilitätsreserve (MSR) überführt. Sie können damit nicht wie in den Vorjahren üblich zur Deckung von Defiziten verwendet werden. Dafür wäre ein EU-Beschluss notwendig, mit dem kurzfristig kaum zu rechnen ist. Die MSR-Papiere sollen 2023 endgültig gelöscht werden.

Die Banker rechnen auch nicht damit, dass sich die grundsätzliche Defizit-Situation durch einen harten Brexits entspannen würde, bei dem Großbritannien, das einen relativ hohen Bedarf an CO2-Zertifikaten hat, mit einem Schlag aus dem EU-Handelssystem ausscheiden würde. Auch eine mögliche konjunkturelle Abkühlung würde nur marginalen Einfluss auf den mittelfristigen CO2-Bedarf der vom EU-Handelssystem abgedeckten Sektoren haben.

In ihrer Analyse „Carbon IX“ gehen die Berenberg-Analysten für 2019 von einem Defizit zwischen Angebot und Bedarf von 292.000 Tonnen CO2 aus. Das ist 90 Prozent mehr als die Bank noch Anfang des Jahres erwartet hatte. Für 2020 stieg das erwartete Defizit auf 122.000 Tonnen. Vor diesem Hintergrund prognostizieren sie einen Anstieg des CO2-Preises von aktuell 25 Euro auf 45 Euro je Tonne zum Ende des Jahres. Im Durchschnitt 2020 werde der Preis bei 65 Euro liegen.
20.6.2019 | Quelle: Berenberg Bank – pre| solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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