Solarthermieanlage mit 5200 m2 für Potsdamer Fernwärme

Einweihungsfoto mit Politprominenz am SolarkollektorFoto: Guido Bröer
Solarthermie-Einweihung bei trübem Wetter mit (von links): ProPotsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal, EWP-Geschäftsführer Eckard Veil, Oberbürgermeister Mike Schubert, EWP-Geschäftsführerin Sophia Eltrop.
Eine der größten Solarthermie-Anlagen Deutschlands haben gestern die Stadtwerke Potsdam eingeweiht. Ab sofort läuft das Kollektorfeld mit 5157 Quadratmetern Vakuumröhrenkollektoren im Probebetrieb.

Die maximale Leistung der neuen Solarthermieanlage, die Ritter XL solar schlüsselfertig gebaut hat, liegt bei rund 3,1 Megawatt. Auf einem ehemaligen Deponie-Gelände neben dem GuD-Heizkraftwerk Süd sind nun 1044 Vakuumröhrenkollektoren installiert. Bei der Einweihung war die Anlage gestern noch mit reflektierenden Schutzfolien abgedeckt.

Mit dieser Fläche erzeugt die Anlage pro Jahr voraussichtlich etwa 2,3 Gigawattstunden an Wärme und vermeidet Emissionen von 488 Tonnen Kohlendioxid. Diese CO2-Minderung ist fest einkalkuliert im „Masterplan 100 % Klimaschutz bis 2050“. Der Kommunalversorger Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) und die kommunalen Wohnungsgesellschaft ProPotsdam haben diese gemeinsame Strategie gestern anlässlich der Einweihung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Klimaschonender Fernwärme-Energiemix

Die in der Solarthermieanlage erzeugte Energie fließt über einen Wärmetauscher direkt in das bestehende Fernwärmenetz. Der technische EWP-Geschäftsführer Eckard Veil sagt: „Die Solarthermie ergänzt den Energiemix der EWP, in dessen Zentrum seit mehr als 20 Jahren die ebenfalls sehr umweltfreundliche Fernwärme- und Elektrizitätserzeugung im Heizkraftwerk steht.“

Zwar macht der Energieertrag dieser neuen Solarthermieanlage nur ein bis zwei Prozent der jährlichen Potsdamer Fernwärmeerzeugung aus. Doch im Sommer trägt das Kollektorfeld in der Mittagsspitze an sonnigen Tagen immerhin 10 bis 15 Prozent der Gesamtleistung bei. Das sei durchaus eine relevante Größe, erklärt EWP-Energiemanager Christian Lewandowski. Diese Leistung sei bei der Fahrweise der übrigen Aggregate und des bereits 2016 gebauten Wärmespeichers zu beachten.

Weitere Kollektorfelder geplant

Und künftig sind genaue Wetterprognosen für die Stadtwerke noch wichtiger. Denn bei dieser ersten Solarthermieanlage soll es nicht bleiben. Geschäftsführer Veil berichtet von weiteren Flächen, die die EWP bereits konkret für Kollektorinstallationen ins Visier genommen haben. Außerdem hofft der Kommunalversorger auf Energie aus dem Untergrund. Insgesamt haben die Stadtwerke mit Unterstützung des Geoforschungszentrums Potsdam bereits sieben mögliche Standorte für Tiefengeothermie-Anlagen in der Stadt identifiziert. Dort will EWP bis zu 2000 Meter tief bohren.

Eine entscheidende Voraussetzung, um verstärkt „grüne Fernwärme“ auf Basis von Solar- und Geothermie zu nutzen, ist die geplante Absenkung des Temperaturniveaus im Fernwärmenetz bis 2050. Eckard Veil: „Wir wollen die Vorlauftemperatur im Potsdamer Netz weitgehend auf 80 Grad Celsius senken, in geeigneten Teilnetzen sogar auf 60 Grad. Dazu haben wir im gesamten Netz die Potentiale ermittelt und dann geschaut, wo die Kosten am geringsten sind. Denn niedrigere Temperaturen bringen andere Durchlaufgeschwindigkeiten mit sich, die wiederum einen anderen Druck auf das Netz ausüben und teilweise andere Rohrdurchmesser erfordern.“

Starker Zubau solarer Wärmenetze 2019

Die Potsdamer Solarthermieanlage ist eine von insgesamt sechs Megawattanlagen dieser Art, die Stadtwerke 2019 in Deutschland bauen bzw. gebaut haben. Nach einer Erhebung des Steinbeis-Forschungsinstituts Solites steigt damit die Leistung solarer Wärmenetze in Deutschland in diesem Jahr um mehr als 50 Prozent. Sie beträgt nun insgesamt rund 70 Megawatt.

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