Wasserstoff statt Kohle für Moorburg

Blick vom Altonaer Balkon über den Hamburger Hafen im Winter. Schornsteine qualmen.Foto: Oliver Ristau
Noch viel Qualm: Wenn das Kohlekraftwerk Moorburg (mittig im Hintergrund) abgeschaltet wird, kann Hamburg auch nachhaltig seinen CO2-Ausstoß senken.
Kurz vor den Wahlen zur Bürgerschaft in Hamburg überrascht die SPD mit dem Vorschlag, das Kohlekraftwerk Moorburg früher abzuschalten und durch Erdgas und grünen Wasserstoff aus Windenergie zu ersetzen.

Dass es wenige Tage vor den Bürgerschaftswahlen in Hamburg geschah, dürfte kein Zufall sein. Denn unabgestimmt mit dem grünen Koalitionspartner stellten Bürgermeister Peter Tschentscher und Wirtschaftssenator Michael Westhagemann Pläne zum ungebliebten Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg vor. Dieses soll laut Ausstiegsplan 2038 vom Netz. Doch die beiden Politiker präsentierten eine andere Idee: Wasserstoff statt Kohle für Moorburg.

Wie Tschentscher in einem Interview mit dem NDR erklärte, habe der Wirtschaftssenator einen Plan entwickelt, nachdem Moorburg „sehr viel schneller“ vom Netz genommen werden könnte. Stattdessen solle etwas „sehr Innovatives“ geschehen, „nämlich eine Wasserstoffproduktionsanlage mit grünem Strom zu errichten“.

Windstrom für den Wasserstoff

Diese könnte konkret Windstrom aus Schleswig-Holstrein nutzen, um Wasserstoff als grünes Speichermedium zu erzeugen. So könnte sich der CO2-Ausstoß in Hamburg erheblich reduzieren. Das ist ein wichtiger Punkt für die Klimabilanz der Stadt, denn die Kohlestromproduktion von Moorburg konterkariert viele CO2-Einsparmaßnahmen im Stadtgebiet.

Konkret schlägt Hamburgs SPD vor, einen der beiden Kohleblöcke vom Netz zu nehmen und den anderen durch ein Gaskraftwerk ersetzt werden. Anstelle des einen Blockes könnte Wasserstoff statt Kohle für Moorburg kommen. Wann es aber so weit sein soll, sagten die Politiker nicht. Die eigentlich für die Energiepolitik federführende Umweltbehörde wurde von dem Vorstoß überrascht. Umweltsenator Jens Kerstan von den Grünen kritisierte die wenig konkreten Pläne. Die Grünen hatten in der Vergangenheit immer wieder Front gegen Moorburg gemacht. Es war mit Anja Hajduk allerdings eine grüne Umweltsenatorin, die das Kraftwerk 2008 aus rechtlichen Gründen genehmigen musste. Zuvor war das Projekt von der CDU-Regierung vorangebracht und entschieden worden.

Vattenfall gesprächsbereit

Eigentümer Vattenfall zeigte sich offen für Gespräche. Den Schweden ist das eigene Kohlekraftwerk schon länger nicht mehr sehr genehm, zumal sich auch der Wunsch zerschlagen hat, die Wärme für die Fernwärmeversorgung der Stadt anzubieten. Das hatte die Umweltbehörde stets abgelehnt. Nun erklärte die Firma, dass Moorburg als letztes kohlegefeuerte Kraftwerk ohne Fernwärmeauskopplung langfristig nicht mehr zum Unternehmensziel der Dekarbonisierung passe. Neben einem Brennstoffwechsel könnte auch der Verkauf Moorburgs eine Option darstellen.

21.2.2020 | Autor: Oliver Ristau | solarserver.de
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