Virtuelles Kraftwerk: Speichern statt abregeln

Virtuellen Kraftwerk: Zu sehen ist eine grafische Darstellung.Grafik: Sonnen
Das Funktionsprinzip des Projektes: Überschüssiger Windstrom (gelb) wird in einem Netzwerk aus sonnenBatterien gespeichert. Die Windräder können weiterlaufen und ihren Strom (blau) weiter einspeisen.
Ein neues virtuelles Kraftwerk im Nordosten Deutschlands sichert sauberen Windstrom, der sonst verloren wäre, dezentral in kleinen Batteriespeichern.

Stromspeicherhersteller sonnen hat im Nordosten Deutschlands ein weiteres virtuelles Kraftwerk (VPP) in Betrieb genommen und unterstützt so das regionale Stromnetz mit einer komplett neuen Technologie. Drängt zu viel überschüssige Windenergie in das Netz, wird sie in einer Vielzahl von sonnenBatterien in der Region gespeichert. Diese vernetzt das Unternehmen zu einem VPP, sodass ein virtueller Großspeicher entsteht. Wird mehr Windenergie produziert als gerade benötigt, kann das VPP den überschüssigen Windstrom aus dem Netz aufnehmen, indem es ihn auf viele kleine Batterien verteilt.

Bisher greift der Netzbetreiber bei Windstromüberschuss gezielt ein, um eine Überlastung an bestimmten Punkten im Stromnetz zu vermeiden. Diese kann dann auftreten, wenn gerade mehr Energie vorhanden ist, als das Stromnetz transportieren kann – ähnlich einem Stau auf der Autobahn, wenn sich die Fahrbahn verengt. In der Regel werden die Windräder dann abgeregelt, um den Engpass zu vermeiden und so die Energiemenge im Netz zu senken. Ein virtuelles Kraftwerk sorgt dafür, dass die Windräder weiter produzieren können statt abgeregelt zu werden.

Vermarktung an digitaler Börse

Vermarktet wird die gerade freie Speicherkapazität an der digitalen Börse „EW Origin“ der Energy Web Foundation (EWF). Wird zum Beispiel vor einem Sturm ein Überschuss an Windstrom und damit ein möglicher Engpass im Stromnetz vorhergesagt, meldet der Netzbetreiber seinen Bedarf an. Auf der anderen Seite bietet sonnen freie Speicherkapazität des virtuellen Kraftwerks für einen bestimmten Zeitpunkt an. Die Origin-Software registriert die Anfrage des Netzbetreibers und bringt sie automatisch mit dem Angebot von sonnen zusammen. Nimmt der Netzbetreiber dieses Angebot an, berechnet die VPP-Software automatisch die jeweiligen Zeitpunkte für die Aufnahme des überschüssigen Windstroms.

Vergütung per Blockchain

Die einzelnen Transaktionen zwischen sonnen und dem Netzbetreiber werden über einen sogenannten „Smart Contract“ in eine Blockchain geschrieben. Smart Contracts sind digitale Verträge, die automatisch die vereinbarten Bedingungen zwischen zwei Parteien hinterlegen. Sie bieten ein maximales Maß an Sicherheit und Transparenz für alle Beteiligten. Die Vergütung an sonnen für eine erfolgreiche Transaktion erledigt die Blockchain automatisch über die Kryptowährung „DAI“.  

2018 gingen durch das Abschalten von erneuerbaren Produktionsanlagen allein in Deutschland rund 5,4 Terawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien verloren. Das entspricht in etwa dem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch aller Einwohner Berlins.

Das virtuelle Speicherkraftwerk im Nordosten Deutschlands ist bereits die dritte Netzdienstleistung, die das VPP von sonnen in Deutschland erbringen kann. Schon 2018 hat das Unternehmen vom Übertragungsnetzbetreiber TenneT die Präqualifikation für den Primärregelleistungsmarkt bekommen. Daneben hatte sonnen in einem Projekt mit TenneT den deutschlandweiten Redispatch erfolgreich umgesetzt. Darüber hinaus ist sonnen neben Deutschland auch in den USA, Australien, Italien und Großbritannien mit virtuellen Speicherkraftwerken für verschiedene Anwendungen aktiv.

12.3.2020 | Quelle: sonnen | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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