Photovoltaik: Solarstrom mit den Nachbarn nutzen

Häuser mit PV auf Schrägdächern unter blauem Himmel mit Gebirgskette im Hintergrund.Foto: stock.adobe.com / Umarin
Noch ist die PV auf Dächern in Spanien nicht stark verbreitet.
In Spanien setzt der iberische Stromkonzern EDP das erste Photovoltaikprojekt um, dessen Strom sich eine Nachbarschaft aus Gewerbe- und Haushaltskunden gemeinsam teilt. Diese Möglichkeit hat Spanien mit der Umsetzung der europäischen Eigenverbrauchsrichtlinie geschaffen.

Spanierinnen und Spanier können Solarstrom künftig gemeinsam mit den Nachbarinnen und Nachbarn nutzen. Möglich machen das die Solartochter des iberischen Stromkonzerns EDP zusammen mit der Stadt Saragossa und zwei Stiftungen. Schauplatz des Pilotprojektes ist ein Stadtviertel von Saragossa, der Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Aragon. Das Modell der „solaren Viertel“ soll damit Schule machen, hoffen die Beteiligten.

Wie EDP Solar mitteilte, geht es um die Installation von 300 Solarpaneelen mit einer Leistung von zusammen 100 Kilowatt auf einem öffentlichen Gebäude. Die Investitionskosten gibt EDP mit 200.000 Euro an.

Gemeinsamer Eigenverbrauch spart 30 Prozent

Die Idee des gemeinschaftlich genutzten Stroms funktioniert dabei wie folgt: die Konsumenten zahlen an den Investor EDP eine monatliche Gebühr, mit der sich die Investition nach Auskunft der beteiligten Stiftung Ecodes in 15 Jahren amortisiert. Dafür teilen sich die Kunden den erwarteten Stromertrag von jährlich 150.000 Kilowattstunden, und zwar so, dass alle etwa 30 Prozent ihrer Stromkosten sparen. Dabei werden anders als in Deutschland etwa beim Mieterstrom keine Umlagen fällig. Zur Ersparnis trägt stattdessen eine niedrigere Grundgebühr bei, weil die in Anspruch genommene Leistung aus dem Netz ja geringer ausfällt. Dass in Spanien bereits viele Häuser mit digitalen Zählern ausgestattet sind, vereinfacht die Abrechnung.

Als besondere Sozialkomponente kommt bei diesem Modell hinzu, dass zehn Prozent der Stromkunden aus sozial schwachen Haushalten stammen. Sie müssen die monatlichen Gebühren nicht bezahlen, profitieren aber vom gemeinsamen Strom. Außerdem erhalten sie eine kostenlose Energieberatung.

Radius von 500 Metern

Teilnehmen werden laut EDP Solar 150 bis 200 Gewerbebetriebe und Haushalte. Sie alle müssen in einem Umkreis von 500 Metern um den Installationsort ansässig sein. Das schreibt das königliche Dekret 244/2019 vor, das Spaniens Regierung im letzten Jahr zur Regelung des Eigenverbrauchs verabschiedet hat. Dieses ermöglicht auch, dass – anders als bisher in Deutschland – Verbraucher und Eigentümer der PV-Anlage nicht identisch sein müssen, um die Vorteile des Eigenverbrauchs nutzen zu können.

Damit setzt Madrid zumindest in Teilen eine EU-Richtlinie um, die den Eigenverbrauch von Solarstrom erleichtern soll. Die Regierung hat angekündigt, im Rahmen eines nationalen Dialogs die Regelungen noch weiter konkretisieren zu wollen.

Die Ergebnisse des Pilotprojektes unter Leitung von EDP Solar sollen derweil dazu beitragen, die Idee der Solaren Viertel auf andere Quartiere Saragossas und weitere spanische Städte auszudehnen. Weil viele Spanier auch auf dem Land in Mehrfamilienhäusern wohnen, könne das Konzept auch in weniger stark besiedelten Regionen zur Umsetzung kommen, meinen die Initiatoren. Das könnte auch ein wichtiger Schritt zur Modernisierung dieser Landstriche werden.

6.8.2020 | Autor: Oliver Ristau
© Solarthemen Media GmbH

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