Studie: Vollversorgung mit Windenergie bis 2030 möglich

Flügelmontage an einer Windkraftanlage Nordex N149Foto: Nordex AG
Schon heute sind WIndenergieanlagen mit rund 150 Metern Rotordurchmesser - wie die Nordes N149 - keine Seltenheit mehr
Bis 2030 ließe sich laut einer Studie der Deutschen WindGuard GmbH der heutige Stromverbrauch allein durch die Windenergie zu ganz großen Teilen decken. Würden die 16 Bundesländer das Flächenpotenzial für die Windkraftnutzung von heute derzeit durchschnittlich 0,9 Prozent auf 2,0 Prozent erhöhen, wäre ein Stromertrag von 500 Milliarden Kilowattstunden möglich.

Bis 2030 ließe sich laut einer Studie der Deutschen WindGuard GmbH der heutige Stromverbrauch allein durch die Windenergie zu ganz großen Teilen decken. Würden die 16 Bundesländer das Flächenpotenzial für die Windkraftnutzung von heute derzeit durchschnittlich 0,9 Prozent auf 2,0 Prozent erhöhen, wäre ein Stromertrag von 500 Mrd. kWh möglich. Auf den heute ausgewiesenen Flächen wären immerhin 40 Prozent möglich.

Zu diesen Ergebnissen kommt die neue Studie „Volllaststunden von Windenergieanlagen an Land – Entwicklungen, Einflüsse, Auswirkungen“, die der Landesverband Erneuerbare Energien NRW und der Bundesverband Windenergie (BWE) gemeinsam präsentiert haben. Bereits auf den derzeit ausgewiesenen Vorrangflächen im Bundesgebiet ließe sich die Windstromerzeugung bis Ende dieses Jahrzehnts auf rund 212 Mrd. kWh mehr als verdoppeln, haben die beauftragten Gutachter der Deutschen WindGuard GmbH berechnet.“

„Überfällig“ nannte Christian Mildenberger, Geschäftsführer beim LEE NRW, die neue Studie gestern auf einer Online-Pressekonferenz: „Moderne Windkraftanlagen produzieren heute rund 10mal so viel Strom wie solche, die zur Jahrtausendwende gebaut worden sind. Das muss sich auch in Potenzialstudien von Bund und Ländern besser widerspiegeln.“

Leistungsstärkere Turbinen

Für den deutlichen Sprung bei der Windstromerzeugung sorgen die immer leistungsstärkeren Windturbinen mit weitaus größeren Rotordurchmessern auf viel höheren Türmen: Während derzeit die durchschnittliche Generatorgröße der installierten Windturbinen bei 1,8 MW liegt, kommen die in den vergangenen Monaten neu genehmigten Anlagen bereits auf eine durchschnittliche Größe von 4,2 MW. Bis Ende dieses Jahrzehnts rechnen die Experten der Deutschen WindGuard GmbH mit einem weiteren Schub auf durchschnittlich 6,2 MW.

Erste Onshore-Windturbinen dieser Größenordnung sind bereits genehmigt, und nicht nur vom Enercon, der mit seiner E 126 schon vor vielen Jahren ein Zeichen in dieser Größenklasse setzte – wenngleich diese Vorreiter-Anlage mit 6 bis 7 MW damals nicht sonderlich erfolgreich war. Siemens Gamesa bietet bereits einen Anlagentyp mit 6,6 MW, auch vom Weltmarktführer Vestas sind demnächst Windturbinen mit 6,0 MW Leistung in Deutschland zu kaufen. Die Entwicklungsabteilungen der Windturbinenhersteller arbeiten längst an Anlagen mit mehr als 7 MW Leistung und Rotordurchmessern jenseits der 170-Meter-Marke (heute sind 100 bis 120 Meter die Regel).

Nur 5000 mehr Standorte als heute

Auf Basis der WindGuard-Berechnungen geht der LEE NRW mit Blick auf 2040 von einer Windstromerzeugung in Höhe von über 700 Mrd. kWh aus. „Dafür braucht es dank der neuen größeren Anlagen bundesweit nur 35.000 Standorte, das sind lediglich 5.000 mehr als die heute bereits vorhandenen“, ordnet Vorsitzender Reiner Priggen die Zahlen ein. Und noch ein Vergleich ist ihm wichtig: „Mit diesen 700 Milliarden kWh lässt sich weitaus mehr als der gesamte bundesweite Strombedarf decken.“ Für Priggen sind das auch die besten Voraussetzungen, um künftig hierzulande verstärkt in eine grüne Wasserstoff-Produktion einzusteigen: „Die Politik hat es in der Hand. Es ist unnötig, wie es die Nationale Wasserstoff-Strategie postuliert, künftig bis zu 90 Prozent des grünen Wasserstoffs aus dem Ausland zu importieren.“

Angesichts der laufenden parlamentarischen Beratungen um die nächste EEG-Reform ist Christian Mildenberger, dem LEE NRW-Geschäftsführer, ein weiteres Fazit aus der neuen Studie wichtig: „Es gibt keine Ökostromlücke. Es gibt heute nur eine Genehmigungslücke, die schnell überwunden werden muss, damit wir die Klima- und Energieziele erreichen.“

24.11.2020 | Autor: Ralf Köpke
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