Fachverband Holzenergie: Alte Kohlekraftwerke nicht auf Biomasse umrüsten
Der nachwachsende Rohstoff Holz sei eine tragende Säule der Energiewende. Um bis 2045 Treibhausgasneutralität in Deutschland zu erreichen, ist auch der Einsatz von Biomasse für Kohlekraftwerke im Gespräch. Dafür kommen das Co-Firing, also die Mitverbrennung, oder eine Umrüstung der Kraftwerke in Frage.
Co-Firing von Biomasse nicht staatlich fördern
Der Fachverband Holzenergie (FVH) im Bundesverband Bioenergie ist dagegen, den Einsatz von Holz in Kohlekraftwerken staatlich zu fördern. Auch eine komplette Umrüstung von Kraftwerken auf Biomasse solle es nicht geben. „Co-Firing hat mit moderner, nachhaltiger Holzenergie nichts zu tun“, sagt der neue FVH-Geschäftsführer Wolf-Dietrich Kindt.
Die zentralen und veralteten Kraftwerke stünden im Gegensatz zu effizienten und dezentralen Anlagen. Zudem seien die alten Kraftwerke zu unflexibel und die Transportwege zu lang. Man begrüße durchaus einen Zuwachs der Holzenergie. „Doch dieser sollte effizient und nachhaltig erfolgen“, sagt Kindt.
Längere Transportwege würden den Klimavorteil bei der Umrüstung von Kohlekraftwerken auf Holz konterkarieren. Zudem sei der Wirkungsgrad der zentralen Großkraftwerke schlechter. Hier würde nur knapp die Hälfte der des eingesetzten Holzes in nutzbringende Energie umgewandelt. Bei kleinen Heizkraftwerken seien es fast 90 Prozent. Der FVH unterstellt dabei offenbar, dass die Großkraftwerke generell keine Kraft-Wärme-Kopplung betreiben – was längst nicht bei allen der Fall ist.
Regionale Biomasse-Ressourcen reichen nicht für Umstellung der Kohlekraftwerke
„Ein weiteres Problem für die Umrüstung von Kohlekraftwerken auf Biomasse ist die nicht sichergestellte nationale und nachhaltige Holzversorgung“, so Kindt weiter. Es gebe nicht ausreichend Ressourcen, um den riesigen Bedarf der umgerüsteten Kohlekraftwerke im Gigawattbereich regional zu decken. Derzeit werde Holzenergie aus Altholz, Rest- und Nebenprodukten der heimischen Forstwirtschaft und Landschaftspflege sowie der Sägeindustrie gewonnen. Würde man Kohlekraftwerke auf Biomasse umrüsten, wären zukünftig aber auch zusätzliche Biomasse-Importe notwendig. Zwingend notwendig wären dann global geltende strenge Nachhaltigkeitsstandards, um Holzpellets, Hackschnitzel und Co. aus dem Ausland entsprechend zu zertifizieren.
Der FVH fürchtet auch, dass die staatliche Förderung, um Kohlekraftwerke umzurüsten, die Wettbewerbsfähigkeit von bestehender dezentraler Holzheizkraftwerke gefährden könnte.
9.9.2021 | Quelle: FVH | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH