DSTTP: Solarthermie statt Strom für Wärme

Eine Reihe von Solarthermie-Kollektoren auf einer WIese - Solarthermie statt StromFoto: -fovito / stock.adobe.com
Es gibt derzeit ein bestimmendes Szenario, dass eine weitgehende Elektrifizierung auch des Wärmesektors beschreibt. Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Unternehmern warnt nun allerdings vor einem falschen Trend. Sie spricht sich für einen verstärkten Einsatz der Solarthermie - für Solarthermie statt Strom - aus.

„Ich habe nichts gegen Photovoltaik. Wir brauchen sie und die Solarthermie“, sagt Harald Drück vom Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung  (IGTE) an der Universität Stuttgart. Er ist Sprecher der Deutschen Solarthermie-Technologie Plattform (DSTTP). Allerdings sieht er eine Fehlentwicklung darin, wenn die Wärmewende zu sehr auf strombasierte Lösungen wie die Kombination von Wärmepumpen und Photovoltaik oder Power-to-X setze. Und diese Position trügen auch der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie und der Bundesverband Solarwirtschaft mit.

Die DSTTP hat bereits im Sommer ein Positionspapier formuliert, um auf die Energiepolitik Einfluss zu nehmen. Das stehe zwar auch schon im Internet, sei aber ansonsten noch nicht publik gemacht worden, so Drück. Denn mit dem Papier wolle man sich besonders bei der neu zu bildenden Regierungskoalition ins Gespräch bringen. Es gehe darum, die Solarthermie als Basistechnologie für eine zukunftsfähige Energieversorgung ins Bewusstsein zu bringen.

Solarthermie statt Strom

„Die Solarthermie muss in allen zukünftigen politischen Strategien einen signifikanten Stellenwert einnehmen, um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen und gleichzeitig eine stabile Wärmeversorgung sicherzustellen.“ So lautet eine der Kernforderungen des Positionspapiers. Denn die bisherigen Ansätze für die künftige Wärmeversorgung, die Power-to-X-Technologien bevorzugten, trieben den Stromverbrauch in die Höhe, so die Wissenschaftler und Unternehmer der DSTTP. Sie bemängeln, der so erforderliche hohe Zubau von EE-Stromerzeugungsanlagen plus Speichertechnologien führe zu hohen volkswirtschaftlichen Kosten und sei mittelfristig gar nicht zu erreichen. Sie plädieren daher in einigen Bereichen für Solarthermie statt Strom.

Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts sei bei einem Elektrifizierungs-Szenario im Jahr 2030 mit einem Strombedarf für Wärmepumpen und andere elektrische Heizsysteme von 120 Terawattstunden (TWh) zu rechnen. Bis zum Jahr 2050 steige der Bedarf auf 300 TWh. Dies hält die DSTTP für den falschen Weg. Stattdessen solle das technische Potenzial der Solarthermie möglichst vollständig ausgeschöpft werden. Dies liege bei bis zu 198 TWh. Damit seien die geringsten CO2-Vermeidungskosten erreichbar.

Solarthermie und Wärmepumpe

Dabei geht die DSTTP nicht davon aus, dass die Solarthermie allein zum Einsatz kommt. Häufig sei dies auch eine Kombination von Solarthermie und Wärmepumpe, so Drück. Für vielversprechend hält er in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung von PVT-Kollektoren, die solare Wärme und Strom erzeugen. Die Wärme sei relativ kostengünstig zu speichern. Eine Wärmepumpe könne sie auf das gewünschte Temperaturniveau bringen. Dies sei gerade auch in Verbindung mit Wärmenetzen eine gute Option. Großflächige Solarthermie komme hier in Kombination mit entsprechend dimensionierten Speichern und Großwärmepumpen zum Einsatz. Insofern geht es nicht um einen kompletten Stromersatz, aber um die deutliche Reduktion des Stromeinsatzes im Wärmesektor.

Als Beispiel für eine Fehlentwicklung sieht Drück Wärmepumpen, die nur das Medium Luft nutzen. Vor allem im Winter sinke hier die Effizienz der Wärmepumpe sehr stark. Und das erzwinge den Ausbau von elektrischer Stromerzeugung noch einmal mehr. Solarthermie statt Strom ist auch hier das Motto.

Kurzfristig realisierbar.

DSTTP sieht den Ausbau der Solarthermie zur Wärmeversorgung insbesondere als kurzfristig realisierbare Möglichkeit für die Wärmewende. Mit Solarthermie sei Wärme schon ab etwa 4 Cent je Kilowattstunde zu gewinnen, so Drück. Außerdem sei bei der Solarthermie der lokale Wertschöpfungsfaktor sehr hoch. „Solarthermieanlagen werden nahezu vollständig in Deutschland und Europa produziert, von regionalen Ingenieurbüros projektiert und von lokalen Handwerksunternehmen installiert“, erklärt das Positionspapier. Es verweist zudem auf die gute Recyclingfähigkeit aller Komponenten.

Eine Reihe von Unternehmen, die wie Solvis, Viessmann, Bosch und Alanod der DSTTP angehören, produziert in Deutschland. Offenbar kann sich die DSTTP auch Produktionserweiterungen vorstellen. Dafür seien aber geeignete politische Rahmenbedingungen erforderlich, sagt Drück. Von der neuen Koalition erhofft sich die Initiative das Signal, bei der Wärmewende auf mehr Solarthermie statt Strom zu setzen.

7.10.2021 | Autor: Andreas Witt
© Solarthemen Media GmbH

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