Rekommunalisierung: Stadtwerke-Allianz will Wasserkraftwerk von Uniper übernehmen

Männer mit blauem Banner vor Walchensee und Bergen, Wasserkraftwerk WalchenseeFoto: SWM/Andreas Leder
Die Interessensgemeinschaft hat sich gefunden - nun will sie das Wasserkraftwerk in kommunale Hände zurückholen.
Ein Zusammenschluss von Stadtwerken und Kommunen aus der Region will das Walchenseekraftwerk von Uniper übernehmen. Ansatzpunkt ist die wasserrechtliche Gestattung, die im Jahr 2030 endet.

Bisher ist das Verfahren für die Verlängerung der wasserrechtlichen Gestattung noch offen. Klar ist, dass das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen das Verfahren koordinieren soll. Bei diesem hat die „Regionale Interessensgemeinschaft Walchenseekraftwerk“ nun ein gemeinsames Interesse am Betrieb des Kraftwerks bekundet. Zu der Interessensgemeinschaft, die eine Rekommunalisierung für das Wasserkraftwerk plant, gehören regionale Stadt- und Gemeindewerke sowie kommunale Partner. Mitglieder sind derzeit Karwendel Energie & Wasser, die Stadtwerke Bad Tölz, die Gemeindewerke Garmisch-Partenkirchen, die Stadtwerke Geretsried, die Gemeindewerke Murnau am Staffelsee, die Stadtwerke München, die Stadtwerke Penzberg und die Stadtwerke Wolfratshausen.

Das Walchenseekraftwerk in Kochel am See ist bereits seit 1924 in Betrieb. Drei Seen sowie zehn Flüsse und Bäche sind in das Kraftwerk eingebunden, darunter die Loisach und die Isar. Es produziert jährlich gut 300 GWh Ökostrom. Anfangs war es in oberbayerischer Hand, mittlerweile gehört es zum Energiekonzern Uniper.

Betreibergemeinschaft soll Wasserkraftwerk, Wasserwirtschaft und Naturschutz besser verbinden

Von der möglichen neuen Betreibergemeinschaft erhoffen sich die Kommunen, ihre Interessen in der Wasserwirtschaft, Naturschutz und Energieerzeugung besser in Einklang bringen zu können. Sechs Kommunen sind davon direkt betroffen, da sich die Gewässer und Anlagen auf ihrem Gebiet befinden. Das sind Jachenau, Kochel am See, Krün, Lenggries, Mittenwald und Wallgau.

„Hier und jetzt gibt es die einmalige Chance, das Kraftwerk zurück in oberbayerische Verantwortung zu führen,“ sagt Matthias Pöll, Geschäftsführer Karwendel Energie & Wasser und Sprecher der Interessensgemeinschaft. Eine lokal verankerte Gemeinschaft könne die regionalen Bedürfnisse besser wahrnehmen und darauf mit passenderen Lösungen reagieren als ferne Konzerne. „Wir kommunalen Stadt- und Gemeindewerke bringen eine breite, jahrzehntelange Erfahrung im Betrieb von Wasserkraftwerken mit. Und wir kennen unsere Region und die Menschen mit ihren Bedürfnissen sehr genau, weil hier unsere Wurzeln sind“, erklärt Pöll.

Gerade für die kleineren Stadt- und Gemeindewerke sei es oft schwer, allein einen wirkungsvollen Beitrag zur Energiewende vor Ort zu leisten und leistungsfähige Stromerzeugungsanlagen zu verwirklichen. Im Verbund gehe das leichter. Helge-Uve Braun, Technischer SWM Geschäftsführer, bilanziert: „Die Gründung der Interessengemeinschaft ist ein wichtiger Schritt für die Re-Regionalisierung des Walchenseekraftwerks. Denn keine Gemeinde, kein Kommunalbetrieb allein, könnte sich in einem Vergabeverfahren gegen private Konzerne durchsetzen.“ Die Interessensgemeinschaft spricht daher nicht von einer Rekommunalisierung, sondern von einer Re-Regionalisierung für das Wasserkraftwerk.

Komplexe Anforderungen bei Neuvergabe des Wasserrechts

Die Vergabe des Wasserrechts werde Neuland beschreiten und sei daher komplex, erklärt die Interessensgemeinschaft. Es zeichne sich bereits ab, dass es Änderungen bei Auflagen geben werde, zum Beispiel bei den Mindestwassermengen in den Zuläufen. Zudem gehe es sich nicht um ein einzelnes Wasserkraftwerk, sondern um ein großräumiges System. Zu diesem gehören auch Zuflüssen, Wehren, kleineren Kraftwerken, Kanälen, Bauwerken und einem Besucherpark.

Es werden also einige Investitionen anstehen und die wirtschaftlichen Bedingungen sind schwer einzuschätzen. Die Interessensgemeinschaft zeigt sich aber optimistisch, die Investitionen refinanzieren zu können, indem sie die Anlage an die Erfordernisse des künftigen Strommarkts anpassen. In der lokalen Verbundenheit und kommunalen Eigentümerstruktur der Mitglieder sehen sie zudem die Chance für einen integralen Umweltschutz im Einklang mit den Interessen der Gemeinden und Menschen vor Ort.

8.10.2021 | Quelle: SWM | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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