Steigende Strompreise: Machen sie die EEG-Umlage überflüssig?

Zu sehen ist ein symbolisches Bild mit Geldscheinen und einem Stromstecker zur Illustration der Absenkung der EEG-Umlage.Foto: Stockfotos-MG - stock.adobe.com
Die EEG-Umlage machte in den letzten Jahren einen wesentlichen Teil des Strompreises aus.
Die steigenden Strompreise sorgen für Schlagzeilen. Agora Energiewende rechnet damit, dass die EEG-Umlage auf unter vier Cent sinkt und dann weiter fällt. Der BEE widerspricht: Der Effekt werde nicht von Dauer sein.

Die Gründe für die stark gestiegenen Strompreise sind vielfältig. Zu ihnen gehören ein massiver Anstieg des Gaspreises, der CO2-Preis, die steigende Stromnachfrage durch das Anziehen der Wirtschaft und die schwache Einspeisung aus Windenergie.

Agora Energiewende folgert aus den hohen Strompreisen, dass die EEG-Umlage im Jahr 2022 auf 3,3 bis 4 Cent pro kWh sinken wird. Der offizielle Wert wird am 15. Oktober durch die Übertragungsnetzbetreiber bekannt gegeben. Agora Energiewende nutzt die Situation, um seine Position zur Abschaffung der EEG-Umlage zu bekräftigen. Der Bundesverband Erneuerbare Energien hält das nach wie vor für keine gute Idee.

Situation der EEG-Umlage hat sich seit 2020 umgekehrt

Die Umlage gleicht die Differenz zwischen dem Börsenpreis des Stroms und dem Marktwerkt der erneuerbaren Energien im jeweiligen Jahr aus. Im Jahr 2021 war sie rechnerisch auf 9,7 Cent geschnellt, durch einen Zuschuss von gut 8 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt wurde sie erstmalig auf 6,5 Cent begrenzt. Für die hohe Umlage spielte die Corona-Krise eine große Rolle. Sie drückte den Strompreis und erhöhte damit die zu überbrückende Differenz. Zudem sei wegen der geringen Stromabnahme zum Stichtag Ende September 2020 nur wenig Geld auf dem EEG-Konto gewesen. Im Jahr 2021 waren dagegen die Börsenstrompreise und die Nachfrage hoch. Das EEG-Konto ist daher gut gefüllt. Der Bund habe aus Corona-Hilfen und CO2-Abgaben zwar fast elf Milliarden Euro Zuschüsse bereitgestellt, doch 2,7 Milliarden davon seinen gar nicht abgerufen worden, schreibt Agora Energiewende in ihrem Blog.

Nach Rechnungen des Thinktanks soll die EEG-Umlage 2022 ohne Bundeszuschüsse bei rund 4 Cent liegen. Werde, wie im Vermittlungsausschuss vereinbart, der CO2-Preis auf 30 Euro pro Tonne angehoben und die Mehreinnahmen komplett für die EEG-Finanzierung eingesetzt, wären es nur 3,3 Cent. Würden auch, wie vereinbart, die Restmittel aus dem Corona-Konjunkturpaket dafür genutzt, könne die EEG-Umlage noch weiter sinken.

Agora Energiewende: dauerhafte Trendumkehr bei der EEG-Umlage

Der Thinktank sieht die Trendwende bei der EEG-Umlage erreicht. Auch von allein werde die Umlage in den kommenden Jahren sinken und Anfang der 2030er unter einem Cent liegen. Das liege daran, dass die neuen EEG-Anlagen deutlich günstiger seien als die Anlagen der ersten Jahre, die nun aus der Vergütung herausfielen. Zudem stabilisiere der CO2-Preis auf fossile Brennstoffe den Börsenwert des Stroms, sodass auch die Erlöse für den Ökostrom steigen würden.

EEG-Umlage ab 2023 abschaffen?

Agora Energiewende sieht nun sogar die Chance, die EEG-Umlage ab 2023 komplett abzuschaffen. Das würde jährlich 15 Milliarden Euro kosten.

Würde man den CO2-Preis für das Heizen und Kraftstoffe für 2023 von 35 auf 60 Euro je Tonne erhöhen, brächte das 20 Milliarden Euro in die Kasse. Damit blieben sogar noch 5 Milliarden Euro übrig. Damit könne man z.B. sozial schwächere Haushalte bei der Anschaffung von Wärmepumpen, E-Autos oder Gebäudesanierung bezuschussen oder von hohen Heizkosten entlasten.

Agora Energiewende geht davon aus, dass sich das EEG auch ab 2024 komplett über die Einnahmen aus dem CO2-Preis finanzieren ließe. Der finanzielle Spielraum würde sogar wachsen und weitere Klimaschutz-Maßnahmen ermöglichen.

BEE: Keine Schnellschüsse nach Sondereffekten

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) widerspricht dem energisch. Aus den temperären Effekten solle man keine voreiligen Schlüsse ziehen.

„Die meisten Sondereffekte dieses Jahres werden sich in den nächsten Monaten wieder verändern. Statt voreiliger Entscheidungen braucht es jetzt einen Gesamtblick auf den Strommarkt und eine Neuordnung des Marktrahmens“, sagt BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter. Die meisten der beobachteten Effekte würden nicht lange anhalten. Der BEE rechnet damit, dass die Differenzkosten zunächst weiter steigen. Sie könnten nicht allein aus CO2-Einnahmen aus dem Wärme- und Verkehrssektor gedeckt werden, wenn diese gleichzeitig für den sozialen Ausgleich genutzt werden sollen.

Gleichzeitig brauche der nötige Zubau Erneuerbarer Kapazitäten eine sichere Finanzierung. „Solange es keinen neuen Marktrahmen gibt, der diese Finanzierung von Investitionen ermöglicht, ist der Mechanismus des EEG weiter erforderlich“, so Peter weiter.

In diesem Sinne bedürfe die Debatte zur EEG-Umlage eine ganzheitliche Einordnung. „Ein neues Marktdesign und eine Überarbeitung der Steuern, Abgaben und Umlagen im Energiebereich werden den dringend benötigten Flexibilitätsbedarf sowie die Umsetzung der Sektorenkopplung für eine erfolgreiche Energiewende realisieren“, so Peter abschließend.

8.10.2021 | Quelle: Agora Energiewende, BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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