Solar-Luftkollektor-Anlage mit Kieselsteinen als Wärmespeicher

Ein landwirtschaftliches Gebäude in einer Hügellandschaft. In der Mitte auf dem Dach ist ein Luftkollektor zu sehen.Foto: Bernward Janzing
Das Landwirtschaftsgebäude mit Luftkollektor in der Mitte, der für die Heutrocknung genutzt wird.
Eine Landwirtsfamilie in St. Märgen im Schwarzwald nutzt faustdicke Rheinkiesel mit einem Gesamtgewicht von 360 Tonnen als Wärmespeicher. Verbunden ist er mit einer Luftkollektoranlage zum Trocknen von Heu.

300 Quadratmeter Solar-Luftkollektoren der österreichischen Firma Cona auf dem Dach des Pfändlerhansenhofs liefern bei voller Sonneneinstrahlung Heißluft bis 100 Grad. Zur Speicherung der Wärme aus der Solar-Luftkollektor-Anlage bauten die Landwirte Fridolin Saier und Sohn Jonas außerdem eine abgeschlossene Betonkammer, in der die Steine auf einem Rost liegend von der solar erwärmten Luft durchströmt und auf bis zu 70 Grad aufgeheizt werden.

Wärmespeicher für rund 4000 Kilowattstunden

Umgekehrt nimmt kühle Außenluft beim Durchströmen des Steinlagers die Wärme dann wieder auf. Die Luft wird darauf folgend in das 200 Quadratmeter große Heulager mit Trocknungsboxen unter dem Dach eingeblasen. Ist die Lufttemperatur allerdings zu hoch, kann der Landwirt diese durch Beimischung von Außenluft auf etwa 30 Grad reduzieren. Damit trocknet das Heu zudem am schonendsten. Ein auf 70 Grad aufgeheizter Speicher nehme 3,96 Megawattstunden auf, sagt Jonas Saier. Das entspricht dem Wärmegehalt von rund 400 Liter Heizöl.

Ein sonniger Tag reiche aus, um die Trocknung über Nacht fortzusetzen. Speichert der Landwirt die Wärme von mehreren sonnigen Sommertagen, ließen sich auch trübe Tage gut überbrücken, berichtet Saier. Ein voller Speicher reiche für drei Tage.

Solar-Luftkollektoren für die Heutrocknung

Außer dem Strom für die Lüfter braucht die Heutrocknung dann keine fremde Energie. In dem gesamten Projekt stecke auch manche Eigenentwicklung, sagt Saier. Hätte man eine elektrisch betriebene Trocknungsanlage gebaut, wäre man auf 12.000 bis 15.000 Euro an Stromkosten im Jahr gekommen, so die Landwirte. Die Kollektoren mit Zubehör haben 142.000 Euro (netto) gekostet, der Steinspeicher 106.000 Euro. Der ausschlaggebende Punkt für diese Art der Solarenergienutzung mit Luftkollektoren sei die Förderung durch den Bund gewesen, die sich auf fast 50 Prozent belief.

Die Wirtschaftlichkeit der Solar-Luftkollektor-Anlage ergibt sich zudem durch die Steigerung der Milchqualität. Der Hof ist Bioland zertifiziert und liefert außerdem die besonders hochwertige Heumilch. Bei deren Erzeugung dürfen nach EU-Verordnung „keine Gärfuttermittel verfüttert werden“. Die Heumilch wird von der Freiburger Molkerei Schwarzwaldmilch abgenommen und separat vermarktet, was den Erzeugern zusätzlich zum Bioland-Milchpreis einen Erlös von rund 5 Cent je Liter bringt. Dieser Zusatzerlös sei allerdings auch nötig, um die Trocknungsanlage refinanzieren zu können, sagt Fridolin Saier.

Die Heutrocknungsanlage ist Bestandteil eines in den letzten zwei Jahren auf dem Schwarzwaldhof vollzogenen und nun abgeschlossenen großen Stallumbaus. Für das Solar-Speicher-Konzept haben die Landwirte dieser Tage den Landwirtschaftspreis für Unternehmerische Innovationen (LUI) erhalten. Mehrere Landwirtschaftsverbände in Baden-Württemberg vergeben ihn alljährlich.

7.3.2022 | Autor: Bernward Janzing
© Solarthemen Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen