NEW: Biodiesel lohnt wegen teurem Rapsöl nicht mehr

Großer Biodieseltank in einem von Türmen und Rohren geprägten ChemieparkFoto: Oliver Ristau
Die Biodieselproduktion im Chemiepark Marl läuft im Frühjahr 2022 nur noch stark gedrosselt.
Weil Rapsöl mittlerweile teurer ist, als die Mineralölbranche für Biodiesel zu zahlen bereit ist, fährt der heimische Biodieselspezialist NEW die Produktion kräftig herunter.

Biodiesel ist derzeit wegen des hohen Preises von Rapsöl kein gutes Geschäft. Denn das Pflanzenöl hat sich im Zuge der Ukrainekrise drastisch verteuert. „Wir liegen aktuell bei Preisen von 2.200 Euro je Tonne“, sagt Detlef Volz. Er ist Geschäftsführer der Biodieselproduzentin NEW Natural Energy West GmbH sowie von deren Gesellschafterin, der Ölmühle Thywissen aus Neuss. „Für Biodiesel liegt der Preis derzeit aber nur bei 2.020 Euro je Tonne.“

Die Konsequenz für das Unternehmen aus Marl: die Kraftstoffproduktion lohnt sich nicht mehr. „Wir werden im zweiten Quartal die Produktion herunterfahren auf nur noch 40 Prozent.“ Damit erfüllt NEW bestehende Vertragsverpflichtungen. Die Raffinerie hat eine Jahreskapazität von 240.000 Tonnen. „Für das dritte Quartal verkaufen wir derzeit nichts“, so Volz. Neue Verträge würden in der derzeitigen Marktsituation nur noch kurzfristig abgeschlossen.

„Mineralölbranche wird höhere Preise akzeptieren müssen, um Quoten zu erfüllen“

Der NEW-Manager geht aber davon aus, dass die Mineralölgesellschaften künftig bereit sein werden, mehr für den Biokraftstoff zu zahlen. Sie müssten schließlich ihre gesetzlichen Verpflichtungen zur Treibhausgasminderung erfüllen. Biodiesel vom Standort Marl weise im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen eine Treibhausgasminderungsquote von 70 Prozent auf.

Rapsöl kommt aktuell verstärkt als Ersatz für Sonnenblumenöl in Lebensmitteln und Konsumgütern zum Einsatz. „Bei Thywissen haben wir unsere Kunden von Sonnenblumenöl auf Raps umgestellt“, berichtet Volz. Offenbar ist der Lebensmittelhandel bereit, als Ersatz für Sonnenblumenöl tief in die Tasche zu greifen. Innerhalb eines Jahres hat sich der Rapsölpreis nahezu verdoppelt. Grund für den Ausfall des Sonnenblumenöls ist der Stillstand von Raffinerien in der Ukraine.

Die hohe Nachfrage nach Rapsöl werde laut NEW-Manager Volz anhalten. Denn Alternativen gebe es für Biodiesel nicht. „In Europa haben wir nur Raps. Viel mehr neue Flächen werden wir dafür kaum nutzen können.“ Dazu komme, dass das Altfette-Aufkommen weitgehend ausgereizt sei und Alternativöle wie Jatropha nicht zur Verfügung stünden. „Die Ausweitung von Flächen in Afrika für Jatropha würde dort die ohnehin angespannte Nahrungsmittelsituation noch verschärfen“, so Volz. Palmöl darf zudem ab 2023 nicht mehr in hiesigem Biodiesel Verwendung finden.

Auch wenn der Einsatz von Pflanzenrohstoffen in Kraftstoffen vielfach kristisch gesehen wird. Sie tragen bisher entscheidend zur vorgeschriebenen Minderung der Treibhausgasemissionen bei der Kraftstoffnutzung bei. So leisten Biodiesel, Bioethanol und Biomethan nach Auskunft des Hauptzollamtes 2020 rund 90 Prozent der insgesamt erzielten Treibhausgasminderung bei Kraftstoffen in Deutschland.

9.5.2022 | Autor: Oliver Ristau
© Solarthemen Media GmbH

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