BEE: Signal der G7 für Kohleausstieg nutzen

Zu sehen ist ein zur Hälfte grüner Baum, dessen andere Hälfte verdorrt ist, als Symbol für den 6. Bericht des Weltklimarates IPCC.Foto: jozsitoeroe / stock.adobe.com
Wir alle haben es jetzt in der Hand, die 2020er Jahre zu einem Klimaschutzjahrzehnt zu machen und die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Am Freitag endete das zweitägige Treffen der G7 Klimaschutz-, Energie und Umweltminister der G7-Staaten in Berlin. In der Abschlusserklärung bekannten sie sich erstmals gemeinsam zum Kohleausstieg.

„Wir gehen die globalen Krisen gemeinsam an“, sagte Vizekanzler und Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck. Ebenfalls neu ist das Ziel einer überwiegend dekarbonisierten Stromversorgung bis 2035. Dieses haben sich die G7 über den Kohleausstieg hinaus gesteckt.

Die Bundesregierung bezeichnet dies in einer Pressemitteilung als „starkes Signal der Geschlossenheit“, Habeck spricht von „enormen Fortschritten“. Weitere Aspekte sind die Anerkennung der Klimaschäden in vulnerablen Ländern und ein Stopp der Finanzierung für fossile Energien. Auch beim Schutz der Biodiversität habe es „engagierte Schritte“ gegeben, erklärte Bundesumweltministerin Steffi Lemke.

BEE: Signal der Geschlossenheit jetzt für globale Energiewende nutzen

Auch der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) lobt das Ergebnis. „Die Konferenz war ein wichtiges Signal der Geschlossenheit, das die Notwendigkeit internationaler Kooperation bei der Bekämpfung der globalen Klimakrise unterstreicht. Jetzt muss die Energiewende global beschleunigt werden, auch um die Kosten- und Versorgungskrise der fossilen Energieträger schnell zu überwinden“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter.

Der BEE unterstreicht dabei besonders die Gründung von „Klima-Clubs“. Darin sollen sich Staaten zusammenschließen, die unter anderem Willens sind, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 60 % zu senken. Wie andere Maßnahmen in der Abschlusserklärung gehen auch die Klimaclubs auf Empfehlung des G7-Think-Tanks Think7 zurück.

Peters lobt das geplante Ende fossiler Subventionen bis 2025 als „wichtigen Schritt“. Die überwiegende Dekarbonisierung des Stromsektors bis 2035 sei ein „wegweisendes Bekenntnis“. Das Bekenntnis zum Kohlausstieg bezeichnet sie ebenfalls als dringend nötig, „auch wenn sich die Partner nicht auf ein verpflichtendes Datum einigen konnten.“ Nun müssten die Staaten die Vereinbarungen aus dem Klimaabkommen von Paris durch ambitionierte nationale Klimapolitik untermauern. Der russische Angriff auf die Ukraine zeige, warum ein Ende der fossilen Energieerzeugung mit Nachdruck und Eile angestrebt werden müsse. „Energiesouveränität kann es nur mit heimischen Erneuerbaren Energien geben. Ihren Ausbau entschlossen voranzutreiben, muss daher oberstes Ziel der internationalen Gemeinschaft sein.“

Ergebnisse der G7 im Energiebereich

2030 Klimaziele: Die G7 verpflichten sich, ihre Klimaambitionen zu steigern, indem sie beispielsweise sektorale Ziele stärken (z.B. Erneuerbare Energien-Ziel), nicht-CO2-Subziele aufstellen (z.B. Methan) oder die Implementierung der 2030 Klimaziele (NDCs) beschleunigen.

Loss and Damage: Die G7 erkennen erstmalig an, dass sie vulnerable Länder im Umgang mit Schäden und Verlusten durch den Klimawandel stärker unterstützen müssen.

Klimafinanzierung: Die G7 verpflichten sich erstmalig, die Klimafinanzierung für Anpassung in Entwicklungsländern bis 2025 gemeinsam mit anderen Staaten zu verdoppeln. Die G7 rufen die Multilateralen Entwicklungsbanken dazu auf, bis zur COP27 Pläne vorzulegen, wie sie ihre Portfolios mit 1.5°C in Einklang bringen. Zudem sollen sie eine gemeinsame Methode zur Berichterstattung festlegen. Die G7 stimmen einem Fortschrittsbericht zur Umsetzung der 100 Mrd. zu, der sich auf die 10 Aktionen aus dem Delivery Plan fokussiert.

Dekarbonisierung des Stromsektors/Kohleausstieg: Die G7 verpflichten sich erstmalig zum Ziel einer überwiegend dekarbonisierten Stromversorgung bis 2035. Die G7 bekennen sich außerdem erstmalig zu einem Kohleausstieg in der Stromerzeugung.

Ende internationaler Finanzierung fossiler Energieträger: Die G7 (erstmalig Japan) verpflichten sich, die direkte internationale öffentliche Finanzierung fossiler Energieträger bis Ende 2022 zu beenden. Die Verpflichtung beinhaltet Ausnahmen in limitierten Fällen, wenn diese im Einklang mit 1,5°C und dem Pariser Abkommen stehen. Die G7 weisen in diesem Kontext auf die Wahrung nationaler Sicherheit und geostrategischer Interessen hin.

Fossile Subventionen: Die G7 bekräftigen ihre Verpflichtung, „ineffiziente“ fossile Subventionen bis 2025 zu beenden. Zur Stärkung der Transparenz streben sie 2023 eine Berichterstattung hinsichtlich dieser Verpflichtung an und ziehen die Entwicklung gemeinsamer öffentlicher Inventare fossiler Subventionen in Betracht. Die G7 erkennen erstmals an, dass fossile Subventionen inkompatibel mit den Zielen des Pariser Abkommens sind.

Weitere Ergebnisse der G7 zum Klimaschutz

Dekarbonisierung des Verkehrssektors: G7 verpflichten sich erstmals, bis 2030 einen in hohem Maße dekarbonisierten Verkehrssektor zu erreichen. Dafür bekennen sie sich dazu, den Verkauf, Anteil und Benutzungsgrad von Zero Emission Vehicles im laufenden Jahrzehnt bedeutsam zu erhöhen.

Dekarbonisierung der Industrie: Die G7 vertiefen die Zusammenarbeit in der G7 Industrial Decarbonization Agenda. In einem Annex zum Communiqué einigen sich die G7 auf ein gemeinsames Verständnis für die Definition fast emissionsfreier Produktion von Stahl und Zement und eine „Policy Toolbox“ zur Industriedekarbonisierung.

Wasserstoff: Die G7 launchen den G7 Hydrogen Action Pact zur Kooperation in Markthochlauf, Entwicklung, Regulierung und Förderung von Wasserstofflieferketten.

Klimapartnerschaften/JET-Ps: Die G7 wollen Partnerschaften mit ausgewählten Entwicklungs- und Schwellenländern eingehen. Diese Partnerschaften sind inspiriert von der Just-Energy-Transition-Partnerschaft mit Südafrika. Multilaterale Entwicklungsbanken und Privatsektorfinanzierung sollen einen Beitrag leisten.

Bei der Klimakonferenz in Paris gab es bereits die Vereinbarung, dass wohlhabende Staaten jährlich 100 Milliarden Euro beisteuern. Damit sollte die Klimaresilienz ärmerer und betroffener Staaten gestärkt werden. Doch dieser Verpflichtung kommen viele Länder nicht nach, wie unter anderem ein Bericht von Oxfam zeigt.

Klimaclub: G7 Klima- und Energieminister:innen betonen Wert multilateraler Initiativen zur Einhaltung des 1,5 Grad Limits und der Implementierung des Pariser Abkommens und hatten erste Diskussionen zum Vorschlag zur Gründung eines Klimaclubs. Sie betonen, dass der Klimaclub zur Dekarbonisierung der Industrie beitragen kann.

30.5.2022 | Quelle: BMWK, BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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