Campact-Petition gegen Brandschutz-Abstände bei Photovoltaik-Anlagen

Dachfläche einer Doppelhaushälfte weitgehend voll belegt ohne Abstand zum Nachbarn mit photovoltaik und Solarthermie.Foto: Stemberg
Wer sein Dach in dieser Weise ohne Abstand zum Nachbarn solarisiert, riskiert heute in den meisten Bundesländern Ärger mit Bauämtern, Versicherungen und letztlich auch mit verunsicherten Nachbarn.
Eine aktuelle Campact-Petition wendet sich bundesweit gegen Mindestabstände für Photovoltaik-Anlagen. Diese sind in fast allen Landesbauordnungen vorgesehen.

Die Petition richtet sich an die Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Sie hat die bundsweite Abschaffung der der Brandschutz-Abstände für Photovoltaik-Dach-Anlagen zum Ziel. Diese schränken vor allem in dicht bebauten städtischen Gebieten die Nutzung von Dächern zur Stromerzeugung ein. Auch Solarserver berichtete über das Problem.

Bisher dürften laut dem Petitionstext lediglich in Baden-Württemberg sowohl Glas-Glas- als auch Glas-Folien-Module bis an den Rand der Dächer zum Nachbarn gebaut werden. Andere Landesbauordnungen (LBO) fordern bei Reihenhausdächern und Doppelhaushälften Abstände zum Nachbarhaus.

In den meisten LBOs seien für Glas-Folien-Module 1,25 m zu jedem Nachbarn vorgeschrieben. Für Glas-Glas-Module gelten in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hamburg und Bremen Abstände von 50 cm, in Hessen 25 cm. Laut dem Petitionstext ist dies überzogen. Eine zeitgemäße Anpassung der bundesweiten Abstandsregelung für Photovoltaik-Dach-Anlagen sei daher überfällig, heißt es. Die Petition schlägt zwei Ansätze dafür vor.

Erstens könnte Das Bundesbauministerium könnte Solaranlagen nicht mehr als Dachaufbauten deklarieren. So ist auch Baden-Württemberg in seiner LBO vorgegangen.

Zweitens könnte das Bundesbauministerium eine Ausführungsverordnung beschließen, in der die Abstände entweder entfallen oder erheblich reduziert werden. Nach dem Grundsatz „Bundesrecht bricht Landesrecht“ könnte die Bundesregierung mit beiden Lösungen die Diskussion über die Brandschutz-Abstände auf allen Ebenen beenden, so die Petition.

Durch die Brandschutz-Abstände sei den meisten Reihenhausbesitzern Stand heute die Installation einer wirtschaftlichen Photovoltaik-Anlage nicht möglich. Die Kommunen hätten so keine Chance, ihre Klimaziele zu erreichen.

Brandrisiko durch Photovoltaik ist sehr gering

Zugleich sei das Brandrisiko bei Photovoltaik-Anlagen sehr gering (0,006 % bei rund 2 Millionen Anlagen. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme untersucht regelmäßig das Brandrisiko für Photovoltaik-Anlagen. In der letzten Fassung seines Berichts von Februar 2022 heißt es. „Die Einhaltung der bestehenden Regeln durch qualifizierte Fachkräfte ist der beste Brandschutz. 0,006 Prozent der Photovoltaikanlagen verursachten bisher einen Brand mit größerem Schaden. In den letzten 20 Jahren gab es 350 Brände, an denen die Solaranlage beteiligt war, bei 120 war sie Auslöser des Brandes. In 75 Fällen war der Schaden größer, in 10 dieser Fälle brannte ein Gebäude ab.“

Im Gegensatz dazu gebe es in Deutschland pro Jahr im Schnitt 180.000 Brände. In nur 0,003% der Fälle seien Photovoltaik-Anlagen die Brandursache. Selbst Feuerwehren würden durch die Installation von Photovoltaik-Anlagen keine erhöhten Brandgefahren mehr sehen. Hierzu verweist die Petition auf ein Interview mit dem Pressesprecher der Feuerwehr Karlsruhe.

Beim Erreichen von 30.000 Unterschriften soll die Petition an die Ministerien übergeben werden.

02.06.2022 | Quelle: Campact | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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