Solarwirtschaft fordert Steuervorteile auch für Solarthermie

Zu sehen ist die Nachrüstung mit Solarkollektoren. Solarthermie kann Energiekosten senken.Foto: Ingo Bartussek / stock.adobe.com
Eine Solarthermie-Anlage kann den Brennstoffverbrauch je nach baulicher Beschaffenheit um 25 bis 50 Prozent senken.
Solar- und Heizungsindustrie fordern, dass auch die Solarthermie von der Mehrwertsteuer-Befreiung und baurechtlichen Privilegierung profitieren soll.

Der Bundesverband Solarwirtschaft BSW und der Heizungsverband BDH haben die Mitglieder der Bundesregierung und des Deutschen Bundestag aufgefordert, die Anschaffung von Solarthermie-Anlagen im Rahmen des Jahressteuergesetzes von der Mehrwertsteuer zu befreien. Die Regierung wolle zu Recht die EU-Empfehlung umsetzen und den Erwerb von Photovoltaik-Anlagen steuerlich begünstigen. Doch es sei nicht nachvollziehbar, dass die Steuervorteile nicht gleichermaßen für die Errichtung von Solarthermie-Systemen gelten sollen. Zum von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf des Jahressteuergesetzes gibt es am Montag, den 28. November, eine öffentliche Anhörung im Finanzausschuss des Bundestages.

Nach Berechnungen beider Verbände sei die Nachfrage nach Solarthermie-Kollektoren gegenüber dem Vorjahr lediglich um acht Prozent gestiegen. Im Vergleich zur Photovoltaik ist das fast nichts. Dabei hatte in den letzten Monaten wiederholt an die Bevölkerung appelliert, den Wärmebedarf auch mit Hilfe von Solarwärme zu reduzieren.

Potenzial der Solarthermie unterschätzt

Für das Erreichen des Regierungsziels, die Wärmeversorgung bis 2030 zu 50 Prozent klimaneutral zu gestalten, sei eine Verdreifachung der installierten solarthermischen Kraftwerksleistung auf Dächern und Freiflächen erforderlich. Der Fahrplan des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE) für eine vollständig klimaneutrale Wärmeversorgung sieht ebenfalls einen deutlichen Ausbau der Solarthermie vor.

Die Verbände verweisen darauf, dass der Strom in Deutschland bereits zur Hälfte aus erneuerbaren Energien stammt, die Wärme jedoch erst zu 16,5 Prozent. Ergänzend zum Hochlauf der Wärmepumpe müsse daher die Solarthermie mittels besserer Anreize geboostert werden, fordert der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW).

Durch die Nachrüstung von Solarkollektoren lasse sich der Gasverbrauch von Heizungen um 30 bis 50 Prozent senken, betont der Solarverband. Kombiniere man die Solarthermie-Anlage mit Wärmepumpen oder Pelletkesseln, könne deren Strom- oder Holzbedarf entsprechend gesenkt werden.

Solarthermie-Großanlagen für Wärmenetze im Außenbereich privilegieren

Auch in der aktuellen Novelle des Baugesetzbuches müsse die Solarthermie berücksichtigt werden, fordert der BSW. Die für andere erneuerbare Energien vorgesehenen Privilegien im Außenbereich sollen demnach auch für solarthermische Großanlagen gelten. So könne die Energiewende im Fernwärmesektor um Jahre beschleunigt werden, sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Er beklagt, was auch Entwickler von Windparks und PV-Anlagen immer wieder sagen: Planungs- und Genehmigungsprozesse zur Errichtung von EE-Kraftwerken würden weiterhin viel zu lange dauern. „Was bei Flüssiggas-Terminals in wenigen Wochen gelingt, darf bei Solarkraftwerken nicht Jahre dauern“, so Körnig.

Sonnenhaus-Institut: Solarthermie wird schlechtgeredet

Auch das Sonnenhaus-Institut hatte bereits die Schlechterstellung der Solarthermie im Vergleich zur Photovoltaik moniert. Die Solarthermie würde grundlos schlechtgeredet, heißt es in einer Pressemitteilung. Vereinzelt würden Eigenheimbesitzer sogar funktionierende Solarthermie-Anlagen abbauen, um Platz für Photovoltaik-Module zu schaffen.

Als schädlich sieht das Sonnenhaus-Institut auch die Aussage der Verbraucherzentrale Niedersachsen, Solarthermie-Anlagen könnten in einem gut isolierten Haus nur 10 bis 25 Prozent der Heizwärme ersetzen. Jörg Linnig, Vorstandsmitglied des Sonnenhaus Institut, kritisiert die Pauschalbewertung. Verwirrend sei insbesondere, dass dabei der hohe Anteil der Warmwasserbereitung nicht berücksichtigt würde. „Es macht doch wenig Sinn, nur auf den Heizanteil zu schauen, wenn die energetische Einsparung durch Solarthermie bei Heizung und Warmwasser in Summe wesentlich höher ist. Bei richtiger Planung und Umsetzung kann man auch mit einer Standardanlage ohne Weiteres eine Einsparung beim Brennstoffverbrauch von 30-35 Prozent und mehr erzielen. Und das ist es doch, was die Leute interessiert, weil es am Jahresende in der Kasse und auch für das Klima entscheidend ist“, sagt Linnig.

25.11.2022 | Quelle: BSW Solar, Sonnenhaus Institut | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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