Erdwärme-Sonden: Baden-Württemberg sieht Potenzial für 300.000 Wohngebäude

Das Bild zeigt Menschen rund um eine Karte, Symbol für kommunale Wärmeplanung, bei der man u.a. Erdwärme-Sonden und Wärmepumpen nutzen kann.Foto: KEA-BW
Kommunale Wärmeplanung soll helfen, Baden-Württemberg bis 2040 klimaneutral zu machen.
Kommunen in Baden-Württemberg können für ihre Wärmeplanung kostenlos die Daten aus der Potenzialstudie der KEA-BW zu Erdwärme-Sonden nutzen.

Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) hat mit einer Studie das Potenzial für Erdwärme-Sonden abgeschätzt. Das technische Wärmepotenzial liegt demnach bei rund 9,3 TWh jährlich. Diese Wärmemenge reiche für bis zu 300.000 der rund 2,5 Millionen Wohngebäude in Baden-Württemberg. Sie würde zwölf Prozent des gesamten Wärmebedarfs von Wohngebäuden im Südwesten klimaneutral decken, so die KEA-BW. Dafür müssten allerdings auch die Wärmepumpen mit klimaneutralem Strom angetrieben werden, die die Wärme aus der Erde auf ein für die Heizung nutzbares Niveau heben.

Das technische Potenzial ergab sich mit der Annahme, dass pro Flurstück eine Erdwärme-Sonde genutzt wird. Würde man für jedes Flurstück die maximal mögliche Zahl von Wärmesonden nutzen, ließen sich sogar 34 TWh Wärme jährlich aus dem Boden gewinnen, so die KEA-BW. Das wären dann rund 43 Prozent des Wärmebedarfs von Wohngebäuden in Baden-Württemberg.

Potenzial berücksichtigt bereits Restriktionen für Grundwasser-Schutz

Eine besondere Rolle der Erdwärme-Sonden sieht die KEA-BW in der kommunalen Wärmeplanung. Kommunen und ihre Dienstleistungsbetriebe würden für diese Zwecke die Daten von der KEA-BW für ihre jeweilige Gemarkung erhalten.

Die Studie berücksichtigt bereits die Restriktionen, die im Informationssystem Oberflächennahe Geothermie für Baden-Württemberg ISONG des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau enthalten sind. Dabei geht es um Begrenzungen der Bohrtiefen für den Grundwasserschutz. Wo es im Untergrund Sulfatgesteine gibt, wurde die angenommene Bohrtiefe reduziert. In Gebieten, in denen die Situation im Einzelfall bewertete werden müsse, wurde in der Regel gar kein Potenzial angenommen. Die KEA-BW weist auf die räumliche Unschärfe der Daten hin – sie seien nicht für jedes Flurstück präzise anzugeben. Ebenfalls bereits berücksichtigt wurden Wasser- und Heilquellenschutzgebiete.  

Die Potenzialstudie sagt noch nichts darüber aus, ob die jeweilige Anlage genehmigungsfähig ist. Dafür sei im konkreten Fall das Umweltamt der Stadt oder des Landkreises zuständig. Die Potenzialstudie soll somit weder eine sorgfältige Antragsstellung noch die behördliche Prüfung ersetzen.  

An der Zusammenstellung der Daten arbeiteten die Universität Groningen, das Institut für Gebäude- und Energiesysteme IGE der Hochschule Biberach und das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) mit. Die Geodaten stammten vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL), der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und dem LGRB.

Erdwärme-Sonden für die kommunale Wärmeplanung

Damit Kommunen das Potenzial der Erdwärme-Sonden auf ihrer Gemarkung ermitteln können, stellt die KEA-BW ihnen die Daten kostenfrei zur Verfügung. Das gilt sowohl für die zur Erstellung und Fortschreibung eines kommunalen Wärmeplans verpflichteten großen Kreisstädte und Stadtkreise als auch für die freiwillig wärmeplanenden kleineren Gemeinden. Zugang zu den Daten erhalten auch Dienstleistungsunternehmen, die im Auftrag dieser Gemeinden arbeiten. Zum Download geht es hier.

Weitere Details zu Vorschriften und Förderung für kommunale Wärmeplanung – nicht nur in Baden-Württemberg – gibt es hier auf dem Solarserver.

Erdwärme-Sonden reichen bis zu 100 Meter in die Tiefe. So können sie rund ums Jahr Temperaturen von 10 bis 15 Grad Celsius als Quelle für eine Wärmepumpe zur Verfügung stellen. Meist werden sie laut KEA-BW für die Versorgung einzelner Grundstücke genutzt, sie könnten aber auch kalte Nahwärmenetze speisen. An heißen Sommertagen kann man über die Erdwärme-Sonden auch kühlen. Auch eine zentrale Wärmepumpe und ein normales Wärmenetz seien eine mögliche Kombination, um das Potenzial der Erdwärme-Sonden zu erschließen.

6.2.2023 | Quelle: KEA-BW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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