Nabu NRW fordert Gleichstellung von Energiewende und Naturschutz

Rotmilan vor Windrad. Windenergie, Vogelschutz, NaturschutzFoto: Manfred Stöber / stock.adobe.com
Rotmilan und Windrad: Können sie doch miteinander leben?
Naturschutz, Artenschutz und Klimaschutz müssen nicht gegeneinander laufen, findet der Naturschutzbund Nordrhein-Westfalen (Nabu NRW), sondern müssten gleichberechtigt in Genehmigungsprozesse einfließen.

Der Landesrat – das zweithöchste beschlussfassende Gremium des Nabu Landesverbandes –  forderte daher bei seiner Tagung in Münster schnellere Genehmigungsverfahren für Energiewende-Projekte ohne Abstriche beim Naturschutz. Verkehrsinfrastruktur, Energieübertragungsnetzen, Windenergie- und Solaranlagen schneller zu bauen und zu erhalten sei „unstrittig notwendig“, räumt der Nabu in seiner Resolution als allererstes sein, ebenso wie die Umstellung auf eine grüne Wasserstoffwirtschaft. Allerdings müsse auch die Natur „zwingend gleichwertig“ mit dem Klimaschutz in Abwägungsprozess einbezogen werden.

Angesichts massiv geschädigter Wälder, ausgeräumter Agrarlandschaften und eines erschreckenden Artensterbens dürfe man nicht einseitig Infrastrukturprozesse priorisieren. Sowohl für Natur- als auch für Klimaschutz und das Wohlbefinden der Menschen eine „grün-blaue Infrastruktur“ nötig. Damit meint der Nabu natürlich und naturnahe Gebiete, von Wäldern, Bächen und Flüssen, Hecken, Wiesen und Weiden unterschiedlichster Ausprägung bis hin zu Brachen und artenreichen Wegrändern. Auf für diese „blau-grüne Infrastruktur“ soll künftig daher ein überragendes öffentliches Interesse gelten, wie es für den Ausbau der erneuerbaren Energien mit der EEG-Novelle festgesetzt wurde.

Frühe Beteiligung von Naturschutz-Verbänden soll Akzeptanz der Energiewende stärken

Hohe Umweltstandards und angemessene Beteiligungsrechte bei Planungsprozessen würden die Akzeptanz erhöhen und Projekte qualitativ deutlich verbessern und zu mehr Rechtssicherheit führen. Nötig seien vorausschauende Planung, konsequente Digitalisierung, einer frühe und ernsthafte Beteiligung der Umwelt- und Naturschutzverbänden sowie mehr Geld und Personal in den Genehmigungsbehörden. Es müsse zudem eine nachvollziehbare Priorisierung von Projekten anhand einer ökologischen Kosten-Nutzen-Analyse geben. Besser Daten und wissenschaftlich fundierte Standardisierungen sollen die Verfahren schneller machen.  

Der Nabu NRW fordert in einem Video auf seiner Webseite unter anderem Abstandsregeln für Windräder vom Lebensraum bestimmter Vögel sowie Abschaltungen zu den Hauptflugzeiten von Fledermäusen.

Der Nabu NRW gilt in der Windenergiebranche als besonders streitbar. Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) hatte ihm 2019 vorgeworfen, Klimaschutz besonders aktiv mit Klagen gegen Windparks zu verhindern. Der Nabu NRW betonte hingegen in einem offenen Brief, das Verbandsklagerecht verantwortungsbewusst wahrzunehmen. Von 2000 bis 2021 habe man lediglich gegen 20 Windkraftprojekte Klage erhoben, im Schnitt also gegen ein Windkraftprojekt pro Jahr. Solarserver berichtete bereits über das zerrüttete Verhältnis der Verbände.

Zur vollständigen Resolution des Nabu NRW Landesrates geht es hier.

27.3.2023 | Quelle: Nabu NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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