125-MW-Solarpark mit Bürgerbeteiligung geht in Betrieb

Sechs Männer und eine Frau halten ein dickes Kabel mit einem symbolischen Stecker - Inbetriebnahme am Solarpark Bundorf.Foto: Egis eG
Von links: Hubert Endres (Bürgermeister Bundorf), Wilhelm Schneider (Landrat Landkreis Haßberge), Judith Gerlach (Bayerische Staatsministerin für Digitales), Markus Söder (Bayerischer Ministerpräsident), Christoph Strasser (CEO Maxsolar), Steffen Vogel (MdL Stimmkreis Haßberge) und Pascal Lang (Vorstandsvorsitzender EGIS eG)
Im unterfränkischen Bundorf ging am 28. September einer der größten Solarparks in Deutschland ans Netz. Fast ein Drittel der 125 MW großen Erneuerbaren-Energien-Anlage wurde in Bürgerhand realisiert.

Realisiert wurde das Megaprojekt von Maxsolar aus Traunstein. Die Bürgerbeteiligung an dem Solarpark wurde über die Genossenschaft Egis eG umgesetzt. „Über eine Mitgliedschaft in unserer Energiegenossenschaft können sich die Bürger vor Ort, aber auch jeder Interessierte in Deutschland, an der Anlage beteiligen“, erklärt Pascal Lang, Vorstandsvorsitzender der EGIS eG. Einlagen seien ab 150 Euro möglich und hätten zuletzt sechs Prozent Dividende abgeworfen.

Bürgerbeteiligung an Solarpark über bundesweit tätige Genossenschaft

Die Genossenschaft hält 30 Prozent an dem Solarpark, die übrigen 70 Prozent bleiben in der Hand von Maxsolar. Das Beteiligungskonzept der Energiegenossenschaft habe zur breiten Zustimmung im Gemeinderat beigetragen, der den Bau 2022 einstimmig beschlossen hat. Auch die Bevölkerung vor Ort hätten die Projektpartner durch eine offene Kommunikation überzeugen können. Die Feier am Abend der Inbetriebnahme sei somit auch eine Veranstaltung für die Gemeinde und die Anwohnenden gewesen.

Der Erste Bürgermeister von Bundorf, Hubert Endres, bezeichnet das Projekt „als echten Glücksgriff für die Gemeinde“, die so nicht nur eine nachhaltige Energieversorgung erhalte, sondern „auch von Einnahmen aus dem PV-Park profitieren wird.“

Dass eine starke Beteiligung der Menschen und der Gemeinde auch bei der Energiewende kein Selbstläufer ist, zeigt die Struktur der Projekte in der Lausitz und in Mitteldeutschland. Dort nutzen die Konzerne ihre riesigen Flächen nach dem Braunkohle-Abbau zwar für erneuerbare Energien, Eigentümer ist allerdings der tschechische Energiegroßkonzern EPH.

Die Bürgerenergiegenossenschaft Egis mit Sitz in Neuötting besteht bereits seit 2013. Sie hat nach eigenen Angaben gut 2.000 Mitglieder und bisher 27 Projekte in ganz Deutschland umgesetzt. Darunter seien viele Photovoltaik-Projekte, einige Wärmenetze und mittlerweile auch E-Ladesäulen. Auch ein eigener Ökostrom-Tarif gehört zum Angebot der Egis. Der 125-MW Solarpark soll jährlich 131 TWh Solarstrom erzeugen. Das reicht bilanziell nicht nur für den Ort Bundorf, sondern ist mehr als genug für alle Privathaushalte des Landkreises Haßberge.

Solarpark soll auch Wärmepumpe für neues Wärmenetz versorgen

Die Photovoltaik-Anlage soll nicht nur Strom liefern, sondern auch einen Teil der Energie für ein geplantes Wärmenetz in Bundorf. Im Mai hat laut der Egis-Webseite der Bau der 1,6 Kilometer langen Trasse begonnen, im „Herbst“ 2023 soll das Wärmenetz in Betrieb gehen. In der Heizzentrale soll eine Großwärmepumpe die Grundlast liefern, ein Biomassekessel die Spitzenlast. Auch ein Pufferspeicher gehört dazu. Für mehr als 20 Gebäude gebe es Vorverträge, weitere zehn Eigentümer:innen hätten ihr Interesse an einem Anschluss bekundet.

Die Photovoltaik-Anlage soll einen Teil des für die Wärmepumpe benötigten Stroms liefern. „Das Konzept der Bundorfer Anlage ist einmalig in Deutschland; bisher wurde die Leistung von Energiewendeprojekten nicht ganzheitlich ausgeschöpft. Mit dieser Anlage beweisen wir, dass man Solaranlagen sektorenübergreifend denken kann und sollte“, Pascal Lang, Vorstandsvorsitzender der Egis eG

Mit dem Bau des Solarparks hatte Maxsolar im September 2022 begonnen. Das Genehmigungsverfahren war im Jahr davor gelaufen. „Mit gerade einmal 24 Monaten vom Start der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme des solaren Kraftwerks konnten wir gemeinsam mit der Gemeinde, den Behörden und dem Netzbetreiber belegen, wie Energiewende auch schnell gehen kann“, sagt Christoph Strasser, Geschäftsführer von Maxsolar. Er fordert ein „Deutschlandtempo“ für den Ausbau erneuerbarer Energien.

Photovoltaik-Großprojekt mit Naturschutz-Siegel „Gute Planung“ ausgezeichnet

Auch der Naturschutz sei bei dem Photovoltaik-Großprojekt auf der 125 Hektar großen Fläche weitreichend berücksichtigt worden. Der Solarpark stehe auf einer Fläche mit mäßiger Bodenqualität und geringen Jahresniederschlägen. Für die Landwirtschaft werde diese nicht genutzt. Der Solarpark fördere nun die Biodiversität. „Wir lassen zwischen den Modulen Blumenwiesen mit regionalen Sorten wachsen. Sie bieten Kleintieren und Insekten Lebensraum und Nahrung. Größere Wildtiere können die Anlage über einen Korridor von einem Habitat in ein anderes queren“, erklärt Strasser von Maxsolar.

Die Anlage ist mit dem Gütesiegel „Gute Planung“ des Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) ausgezeichnet. Vertreter der Organisation haben sich bei der Inbetriebnahme vor Ort davon überzeugt, dass die Kriterien für das Gütesiegel erfüllt sind. Auch für den Landschaftsbild liege die Anlage günstig in einem von Wäldern eingebetteten Tal nördlich von Bundorf und sei vom Ort aus nicht zu sehen.

Neben Menschen aus der Gemeinde und den Projektpartnern waren auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Digitalministerin Judith Gerlach für die Inbetriebnahme angereist. Sie steckten einen symbolischen Stecker zusammen.

29.9.2023 | Quelle: Maxsolar | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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