AG Energiebilanzen: Energieverbrauch 2023 stark gesunken

Tortendiagramm zeigt Anteile der Stromerzeugung in Deutschland 2023Quelle: AG Energiebilanzen
Die erneuerbaren Energien trugen laut AG Energiebilanzen 50,6 % zur Bruttostromerzeugung bei.
Nach dem Umweltbundesamt hat nun auch die AG Energiebilanzen ihre Auswertung für das Jahr 2023 vorgelegt. Demnach ist der Energieverbrauch in Deutschland 2023 auf ein historisches Tief gefallen.

Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) rechnet für 2023 mit einem um 7,9 Prozent niedrigeren Energieverbrauch von 2.998 TWh. In der Original-Pressemitteilung ist der Wert mit 10.791 Petajoule beziffert, wurde zur leichteren Vergleichbarkeit mit den übrigen Solarserver-Meldugnen aber auf TWh umgerechnet. Damit liege der Verbrauch an Primärenergien in Deutschland um mehr als ein Viertel unter dem bisherigen Höchststand von 1990, teilte die AG Energiebilanzen mit.

Weniger erfreulich liest sich allerdings die Begründung für den gesunkenen Energieverbrauch 2023. Der Rückgang liege vor allem an der zurückgehenden wirtschaftliche Leistung in Deutschland. Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichneten demnach Produktionsrückgänge. Auch die Witterung war etwas wärmer als im Vorjahr, was jedoch nur eine kleinere Rolle gespielt habe. Witterungsbereinigt hätte sich der Energieverbrauch um etwa 7,4 Prozent vermindert.

Der einzige verbrauchssteigernde Effekt sei 2023 von der demographischen Entwicklung ausgegangen. Die Gesamtbevölkerung wuchs durch Zuzüge um 1,35 Millionen auf knapp 85,5 Millionen Menschen.

Die Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien Statistik (AGEE Stat) des Umweltbundesamts hat bereits ihre erste Auswertung für 2023 vorgelegt. Die AG Energiebilanzen gehört hingegen zum Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.

Primäerenergieverbrauch (in Petajoule) in Deutschland nach vorläufigen Daten der AG Energiebilanzen.

Zuwächse bei erneuerbaren Energien und Stromimport

Erstmals seit 2002 ist Deutschland Netto-Importeur von Strom. Im Jahr 2023 wurden 9,2 TWh Strom mehr aus dem Ausland importiert als exportiert. Die Ausfuhren sanken 2023 gegenüber dem Vorjahr um 24 Prozent, die Importe stiegen dagegen um 38 Prozent an.

Der Beitrag der erneuerbaren Energien erhöhte sich 2023 insgesamt um 2,3 Prozent auf 588 TWh. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wuchs um etwa 5 Prozent. Wichtigste Ursache dieser Entwicklung war die vor allem in der zweiten Jahreshälfte deutlich höhere Stromproduktion der Windenergieanlagen an Land (plus 15 Prozent). Bei der Solarenergie gab es trotz eines starken Zubaus bei den PV-Anlagen nur einen leichten Zuwachs bei der Stromproduktion (plus 1 Prozent). Die Stromerzeugung aus Wasserkraft erhöhte sich um 11 Prozent. Die Biomasse, auf die mehr als Hälfte des gesamten Primärenergieverbrauchs der erneuerbaren Energien entfällt, blieb um 4 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurück.

Braun- und Steinkohle und Kernkraft verlieren Anteile im Energiemix

Der geringere Energieverbrauch 2023 bewirkte durchweg einen reduzierten Einsatz fossiler Energieträger. Der Verbrauch von Mineralöl sank 2023 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 5,5 Prozent. Ottokraftstoff gewann dabei etwas zulasten von Diesel. Der Verbrauch von Flugkraftstoff stieg um 3,9 Prozent. Der Absatz von leichtem Heizöl verringerte sich dagegen leicht um 2,3 Prozent. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie sanken um 16,7 Prozent.

Der Erdgasverbrauch verringerte sich 2023 um 4,3 Prozent auf 0,73 TWh. Der Nachfragerückgang betraf sowohl die Industrie wie auch private Haushalte und den Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD). Zur Stromerzeugung wurde gegenüber dem Vorjahr etwas mehr Erdgas (+ 1 Prozent) eingesetzt. Die Erzeugung von Fernwärme aus Erdgas verminderte sich um 2 Prozent. Der Einfluss der Witterung sei gering gewesen – vor allem sparsamer Verbrauch hätte den Erdgaseinsatz reduziert, so die AG Energiebilanzen.

Besonders deutlich ging unter den fossilen Brennstoffen der Einsatz von Kohle zurück.
Bei Steinkohle waren es 16,9 Prozent, die vor allem von Kraftwerken (- 30 %) ausgingen. Der Bedarf an Kohle und Koks in der Eisen- und Stahlindustrie verringerte sich dagegen nur relativ gering um 2,1 Prozent.

Der Primärenergieverbrauch von Braunkohle ging um 21,9 Prozent zurück. Die Lieferungen von Braunkohle an die Kraftwerke der allgemeinen Versorgung sanken um 23 Prozent. Die Stromerzeugung aus Braunkohle blieb um rund 25 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Ursachen dieser Entwicklung waren der Rückgang des Stromverbrauchs, der fortschreitende Kohleausstieg, mehr Windstromerzeugung und mehr Stromimporte.

Die letzten drei Kernkraftwerke gingen am 15. April 2023 vom Netz. Damit fiel die Stromerzeugung aus Kernenergie 2023 um 80 Prozent niedriger aus als im Vorjahr.

Als prozentualer Anteil im Energiemix legten Mineralöl und Erdgas leicht zu, da Kohle und Kernenergie mehr Anteile verloren. Die energiebedingten CO₂-Emissionen nahmen nach Schätzung der AG Energiebilanzen 2023 um gut 10 Prozent ab. Dies entspricht einer Reduktion in der Größenordnung von 66 Millionen Tonnen.

Quelle: AG Energiebilanzen | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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