Eigensonne: Geschäfte laufen trotz Insolvenz weiter

Animation zeigt Mann im Sakko, der mit seinem Finger auf einem Bildschirm mehrere Icons rund um den Begriff Insolvenz ansteuert.Foto: CrazyCloud / stock.adobe.com
Die Eigensonne GmbH ist im Insolvenzverfahren, setzt aber die Geschäfte zunächst fort.
Die auf PV-Anlagen zum Kauf und zur Miete spezialisierte Eigensonne GmbH setzt im Insolvenzverfahren die Geschäfte fort. Die Muttergesellschaft EWE sah allerdings keine wirtschaftlichen Perspektiven mehr. Derweil bietet Wettbewerber Calosol Neukunden an, die PV-Anlagen wie bestellt zu errichten.

Bei der Eigensonne GmbH aus Berlin werden die Geschäfte trotz laufender Insolvenz fortgesetzt. Das erklärte Florian Klinkert von der Anwaltskanzlei BBL. Klinkert ist vom Amtsgericht Charlottenburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Eigensonne GmbH bestellt worden. „Wir werden den Geschäftsbetrieb nahtlos fortführen. Das Unternehmen hat frühzeitig Insolvenzantrag gestellt. Das ist eine gute Ausgangsbasis für eine erfolgreiche Sanierung“, so Klinkert. Die bestehenden Aufträge würden ausgeführt und auch neue Aufträge angenommen. Die Ansprüche der Mitarbeiter seien ferner über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Das Unternehmen habe im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz in Höhe von 24 Millionen Euro erzielt und beschäftige derzeit knapp 380 Mitarbeiter.

EWE: keine Perspektive mehr gesehen

Die Eigensomme GmbH ist zu 86 Prozent eine Tochter des Oldenburger Energieversorgers EWE und konfiguiert Photovoltaikanlagen zum Kauf und zur Miete. „Nur der kleinere Teil der Kunden hat das Mietmodell gewählt“, sagt EWE-Sprecher Christian Bartsch gegenüber den Solarthemen. Er empfiehlt, die Mietzahlungen aufrechtzuerhalten. Das Insolvenzverfahren sei kein Grund, diese einzustellen.

Möglicherweise sind die Mieter aber nur mittelbar von der Insolvenz betroffen. Denn neben der Eigensonne GmbH firmiert noch eine Eigensonne Solarmiete GmbH & Co KG mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie hat laut Unternehmensregister North Data keine Verflechtungen zur Berliner Gesellschaft.

Warum die EWE die klamme Eigensonne nicht mehr weiter finanzieren wollte, erklärte Bartsch so: „Wir haben seit 2017 immer investiert und auch in den letzten beiden Jahren die Finanzierung weiter sichergestellt. Doch irgendwann muss man bei einem Startup fragen: sind die wirtschaftlichen Perspektiven noch da. Die haben wir nicht mehr gesehen.“

Calosol bietet Eigensonne-Kunden Installation an

Derweil hat sich Wettbewerber Calosol aus Bayreuth in Stellung gebracht, um verunsicherte Eigensonne-Neukunden zu versorgen. „Wir wollen mit einem Netzwerk an Installateuren deutschlandweit die Anlagen so bauen, wie die Kunden sie bestellt haben“, sagte Geschäftsführer Stefan Arnold den Solarthemen. Dabei geht es nicht darum, bestehende Kunden zu übernehmen, sondern solchen ein Angebot zu unterbreiten, bei denen die Widerrufsfrist noch nicht abgelaufen sei. „Die Widerrufsfrist beginnt mit der vollständigen Lieferung der Anlage und laufe zwei Wochen“, zitiert der Jurist die Eigensonne-AGBs. Alle Eigensonne-Kunden, auf die das zutrifft, haben somit ein Kündigungsrecht. Es hätten sich bereits mehrere bei Calosol gemeldet und dabei auch erklärt, dass sie bei Eigensonne keine Anzahlungen für die Kaufanlagen leisten mussten. Klar sei, dass Eigensonne sehr hohe Rabatte gewährt habe. Arnold stellte klar, dass es nur um solche Kunden gehe, die Anlagen kaufen wollten. Mit Miet-PV beschäftige sich das Unternehmen nicht.

Enpal sieht sich nicht betroffen

Miet-PV-Wettbewerber Enpal sieht sich derweil von der Eigensonne-Insolvenz nicht betroffen. „Enpal ist gut finanziert, schreibt schwarze Zahlen und ist nachhaltig profitabel“, sagte Unternehmenssprecher Wolfgang Gründinger. Grundsätzlich gelte, dass Kundinnen und Kunden die Solaranlage und die Garantieansprüche in jedem Fall behalten, unabhängig von der Entwicklung des Unternehmens selber.

Wettbewerber DZ-4 wollte sich zur Wirtschaftlichkeit nicht äußern. Zum Kundenschutz sagte eine Sprecherin: „Da Solaranlagen von DZ-4 vorab finanziert sind, bleiben der Versicherungsschutz und die Serviceleistungen wie Instandhaltung und Monitoring garantiert. Der reibungslose Betrieb des Solarstromsystems ist für die gesamte Vertragslaufzeit sichergestellt.“

Die niederländische Bank ING, die zu den Refinanzierern Enpals zählt, wollte sich mit Verweis auf die Vertraulichkeit nicht konkret äußern. Ein Sprecher betonte aber, die Bank sei „wie mit allen anderen Unternehmenskunden auch mit Enpal im regelmäßigen und engen Austausch zu aktuellen Marktentwicklungen“.

Verbraucherschützer kritisieren Miet-PV

Die Verbraucherzentrale NRW erneuerte unterdessen ihre Kritik am Miet-PV-Modell: „Unabhängig vom worst case – der Insolvenz eines Anbieters – weisen wir schon seit Jahren auf die Nachteile von PV-Mietverträgen hin, die vielen Interessenten durch geschicktes Marketing der Anbieter häufig nicht klar sind“, sagte Sprecher Sören Demandt. „In erster Linie sind das die insgesamt hohen Kosten, die in vielen Fällen die Anlagen unwirtschaftlich machen. Die sehr langen Vertragslaufzeiten schränken darüber hinaus generell die Flexibilität ein. Das betrifft die installierte Technik, aber zum Beispiel auch die Abwicklung eines Gebäudeeigentümerwechsels.“

Oliver Ristau | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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