Bundesnetzagentur senkt Ausschreibungsvolumen für Windenergieanlagen

Im Bild eine Windenergieanlage im Schwarzwald. In Baden-Württemberg kam es im ersten Quartal 2024 zu 21 Genehmigungen für neue Windenergieanlagen.Foto: BWE / Sandra Majer
Der Südwesten braucht mehr Windenergieanlagen, wie diese Anlage bei Biederbach im Schwarzwald.
Für die kommende Ausschreibungsrunde für Windenergie hat die Bundesnetzagentur das Volumen gekürzt. Dabei wäre mehr Tempo beim Windenergiezubau nötig. So sind etwa in Baden-Württemberg im ersten Quartal 2024 nur zwei neue Windenergieanlagen in Betrieb gegangen.

Die Bundesnetzagentur hat das Ausschreibungsvolumen für den Termin am 1. Mai 2024 gekürzt. Statt der ursprünglich festgelegten Menge von 4.093 Megawatt (MW) wird das Volumen auf 2.795 MW gekürzt. Der Bundesverband Windenergie e.V. (BWE) hätte sich ein höheres Ausschreibungsvolumen gewünscht. „Aus dem letzten Jahr liegen noch 388 genehmigte Windenergieanlagen mit einer Leistung von 2.080 MW vor, die noch nicht bezuschlagt worden sind. Hinzu kommen 464 Anlagen mit einer Leistung von 2.619 MW, die bis zum Stichtag 4. April genehmigt waren“, sagt Bärbel Heidebroek, Präsidentin des BWE. Auch aus den Jahren 2021 und 2022 stünden noch nicht bezuschlagte Genehmigungen für neue Windenergieanlagen bereit. Rund 5.500 MW Windenergieleistung könnten damit noch an Ausschreibungen teilnehmen.

Die 2.795 MW übertreffen laut Heidebroek zwar das ursprünglich geplante Volumen von 2.500 MW. Die Bundesnetzagentur sehe also das steigende Potenzial für den Zubau. „Wir hätten uns mit Blick auf die große Menge möglicher Gebote dennoch mehr Mut gewünscht. Die Kürzung sendet ein falsches Signal an die Branche und die Öffentlichkeit. Der Ausbau schreitet zunehmend voran, die Branche lässt mit jedem Monat die Durststrecke, die die letzte Bundesregierung verursacht hat, weiter hinter sich. Das hätte die Bundesnetzagentur deutlicher berücksichtigen können“, so Heidebroek. Zwar bleibe die wirtschaftliche Situation durch Inflation und Lieferschwierigkeiten angespannt, die Zubauzahlen bewegen sich aber dennoch in die richtige Richtung. Vor diesem Hintergrund seien jetzt die Projektierer aufgerufen, sich an der kommenden Ausschreibungsrunde zu beteiligen.

Zwei neue Windenergieanlagen in Baden-Württemberg

Der der Süden der Republik hinkt bei der Windenergie weiter hinterher. In Baden-Württemberg sind nur zwei neue Windenergieanlagen in den ersten drei Monaten dieses Jahres in Betrieb gegangen. Darauf weist die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (PEE BW) und der BWE Baden-Württemberg hin. Die vorläufigen Zahlen basieren auf Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur. Insgesamt ist noch viel Luft nach oben: Um die Klimaziele zu erreichen, benötigt das Bundesland über neue 100 Windräder pro Jahr. Nun seien insbesondere die Regionalverbände und Kommunen gefordert, sagt Jürgen Scheurer, Geschäftsführer der PEE BW. Im Zuge der Regionalplanung müssen sie bis Ende September 2025 Vorrangflächen für die Windenergie ausweisen.

Aufgrund von Nachmeldungen und Korrekturen können sich die Zahlen noch ändern, der Trend ist jedoch mehr als klar: Der Ausbau der Windenergie im Südwesten schwächelt weiter. Im Land stehen aktuell rund 770 Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt rund 1,8 Gigawatt. Bis zum Jahr 2040 sind 3.000 Windräder mit einer installierten Leistung von insgesamt zwölf Gigawatt erforderlich.

Pro Jahr ist daher in den kommenden 17 Jahren eine zusätzliche Leistung von über 600 Megawatt nötig. Das entspricht mehr als 100 hochmodernen Windrädern. Zum Vergleich: Die Leistung der in den ersten drei Monaten neu errichteten zwei Anlagen beläuft sich insgesamt auf knapp zehn Megawatt.

Mehr Genehmigungen für neue Windenergieanlagen

Bei den Genehmigungen für neue Windenergieanlagen gibt es dagegen eine positive Entwicklung, wenn auch auf niedrigem Niveau. Die Genehmigungen werden von Projektentwicklern beantragt und auf Ebene der Landratsämter auf Basis des Bundesimmissionsschutzgesetzes geprüft und erteilt. Das Ergebnis: In den ersten drei Monaten des Jahres erhielten 21 Windenergieanlagen eine Genehmigung. Damit schreibt sich eine positive Entwicklung fort, die nun verstetigt werden und weiter wachsen muss. Zum Vergleich: Im Vorjahr gab es laut Marktstammdatenregister 47 Genehmigungen. 2022 waren es 41 Genehmigungen, 2021 lediglich zehn.

Zu beachten ist: Eine Genehmigung ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Errichtung einer Windenergieanlage. Weitere Voraussetzungen sind unter anderem eine Vergütungszusage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), Transportgenehmigungen und eine ausreichende Materialverfügbarkeit. Ein Großteil der genehmigten Anlagen wird aber relativ sicher auch gebaut.

Kommunen gefragt

Doch auch die gestiegenen Genehmigungszahlen reichen nicht aus, um die Klimaziele der Landesregierung zu erreichen. Daher braucht es hier noch mehr Tempo. Die Landesregierung hat dabei erste gute Schritte unternommen, so Jürgen Scheurer. Unter anderem hat die zur Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien eingerichtete Task Force bis Mitte 2023 schon viele Hürden abgebaut. So wurden etwa die Genehmigungszeiten reduziert, was sich inzwischen positiv bemerkbar macht.

Nun seien die Regionalverbände und Kommunen am Zuge. Um den Windenergieausbau im Südwesten voranzutreiben, müssen künftig mindestens 1,8 Prozent der Landesfläche als Vorrangflächen für Windkraftanlagen ausgewiesen werden. Das legt das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz des Landes fest. „Die 1,8 Prozent der Fläche stellen ein Mindestwert dar. Mit Sicherheit brauchen wir deutlich mehr. Wichtig ist zudem, die windhöffigen Flächen auszuweisen“, erklärt Julia Wolf, Landesvorsitzende des Bundesverbands Windenergie in Baden-Württemberg.

Den Regionalverbänden kommt bei der Planung eine tragende Rolle zu. Sie definieren in Zusammenarbeit mit den Kommunen diese Vorranggebiete. Die ersten Anhörungen laufen derzeit, bis Ende September 2025 müssen die Flächen feststehen. „Die Kommunen sollten nun ihren Teil dazu beizutragen und die Ausweisung von Flächen für Windkraftanlagen aktiv unterstützen, damit die Windenergie im Südwesten endlich vorankommt“, so Scheurer. Das heißt: Im großen Stil Windenergieanlagen errichten.

Quelle: BWE, PEE BW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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