Strompreise international: Deutschland ist teuer, aber stabil

Ein Schuko-Stecker liegt auf einigen Geldscheinen und Münzen, Symbol für Strompreis.Foto: Stockfotos-MG / stock.adobe.com
Im internationalen Vergleich sind die Strompreise in Deutschland weiterhin hoch, liegen aber nicht mehr ganz an der Spitze. Der Preisanstieg im Zuge der Energiekrise fiel in Deutschland vergleichsweise mild aus. Das zeigt eine Preisanalyse von Verivox.

In der Analyse der Strompreise von 147 Ländern liege Deutschland auf Platz 9, heißt es in der Pressemitteilung von Verivox. Zugleich sei Strom für Privathaushalte in Deutschland heute um drei Prozent teurer als vor drei Jahren. Die Daten für den internationalen Vergleich stammen vom Energiedienstleister Global Petrol Prices.

Nominaler Strompreis in Bermuda am höchsten, am niedrigsten im Iran 

Den teuersten Strom im internationalen Vergleich beziehen private Haushalte in Bermuda. Im ersten Quartal 2024 lag er bei umgerechnet 42,52 Euro-Cent pro kWh.  „Wie auch in vielen anderen Inselstaaten ist Strom auf den Bermudas sehr teuer. Aufgrund ihrer geografischen Lage können diese Länder keinen Strom importieren und eine Stromproduktion in großem Maßstab ist aufgrund ihrer geringen Bevölkerungszahl nicht möglich“, erklärt Neven Valev, Research Manager bei Global Petrol Prices. 

Auf dem zweiten Platz liegt Italien mit 41 Cent pro kWh. Es folgen die Kaimaninseln (39,91 Cent), Irland (39,40 Cent) und Liechtenstein (36,26 Cent). Deutschland befindet sich im Ranking gemeinsam mit Belgien auf Platz 9. Laut Verivox zahlten deutsche Haushalte 2021 mit 31,80 Cent die höchsten Strompreise der Welt. Derzeit seien es 32,80 Cent fällig, also drei Prozent mehr.

Nominal am günstigsten sei Strom aktuell im Iran. Eine Kilowattstunde kostet hier umgerechnet 0,23 Eurocent, gefolgt vom Sudan mit 0,51 Cent. In Syrien (0,53 Cent), Äthiopien (0,57 Cent) und Libyen (0,76 Cent) liegen die Kosten ebenfalls unter einem Cent je Kilowattstunde. 

Im weltweiten Durchschnitt koste Strom aktuell 14,31 Euro-Cent pro kWh. Im Jahr 2021 waren es noch 11,62 Ct/kWh. Der Strompreis stieg also weltweit um 23 Prozent und damit deutlich schneller als in Deutschland (3 Prozent). In der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer legten die Strompreise im Schnitt um 21 Prozent zu (von 13,13 auf 15,84 Cent). 

Kaufkraftbereinigte Strompreise: Deutschland zweitteuerster G20-Staat 

Ordnet man die Strompreise gemäß der jeweiligen Kaufkraft in den Ländern ein, ergibt sich ein anderes Bild. Die deutschen Strompreise liegen weltweit dann auf Platz 21 (2021: Platz 15). In der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer belegt Deutschland kaufkraftbereinigt allerdings Platz 2 (2021: Platz 1) hinter Italien. 
Wie stark die Einbeziehung der Kaufkraft den Strompreis verändert, zeigt ein Vergleich mit Dänemark. Während Verbraucher:innen in Deutschland nominal rund 5 Prozent weniger für Strom bezahlen als im Nachbarland Dänemark, kostet er kaufkraftbereinigt hierzulande sogar 13 Prozent mehr.  

Auch im Vergleich zu vielen anderen Ländern sackt Deutschland ab, wenn man die Kaufkraft einkalkuliert. Vergleich mit den USA beispielsweise um 71 Prozentpunkte, mit Schweden um 21 Prozentpunkte und mit den Niederlanden um gut 6 Prozentpunkte. In vielen Ländern mit hohem Lebensstandard ist Strom kaufkraftbereinigt zudem mindestens um die Hälfte günstiger als hierzulande. Dazu gehören Finnland, die USA, Kanada und Norwegen.  

Im kaufkraftbereinigten Vergleich am teuersten ist Strom in Sierra Leone, Sri Lanka, Kap Verde, gefolgt von Kolumbien und Italien. Am günstigsten ist Strom im Iran, Äthiopien und Sudan.  

Europa: Deutschland kommt besser durch die Energiekrise 

Im europäischen Durchschnitt kostet eine Kilowattstunde Strom laut Verivox nominal derzeit 23,98 Cent pro kWh. Vor Beginn der Energiekrise waren es im Jahr 2021 durchschnittlich 19,09 Cent. Damit hat sich Strom in der EU durchschnittlich um gut ein Viertel (26 Prozent) verteuert.

Die Unterschiede dabei waren groß. So legten die Strompreise in Italien um 82 Prozent zu, in Estland um 72 Prozent, in Irland um 63 Prozent. In Frankreich, Tschechien und Österreich liegen die Zuwachsraten ebenfalls über 50 Prozent. Deutschland steht mit einem Plus von 3 Prozent vergleichsweise gut da. Nur in Malta, Luxemburg, Spanien, Ungarn und Portugal änderten sich die Strompreise entweder gar nicht oder sind sogar gesunken. 

„Deutschland ist unterm Strich deutlich besser durch die Energiekrise gekommen als viele andere Länder. Trotzdem gehören die Strompreise hierzulande nach wie vor zu den höchsten weltweit und belasten die Haushalte deutlich stärker als in vielen anderen Ländern mit vergleichbarem Lebensstandard“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.  

Mit welchen Faktoren der Preisanstieg in den verschiedenen Ländern korreliert, hat Verivox nicht untersucht. Ob der hohe Anteil erneuerbarer Energien für die verhältnismäßig stabilen Strompreise in Deutschland während der Energiekrise verantwortlich war, lässt sich aus dieser Untersuchung also nicht ableiten. Energy Brainpool war 2022 in einer Studie zu diesem Schluss gekommen.

Quelle: Verivox | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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