TheSmarterE 2025: Flexibilität im Fokus

Das sich beschleunigende Wachstum gerade der Photovoltaik- und Batteriemärkte treibt auch die Messe TheSmarterE an. Walburger Hermetsburger, Geschäftsführerin des Verbandes Solar Power Europe, erklärt, es sei gerade erst im Jahr 2022 die Erzeugung von 1 Terawattstunde (TWh) Solarstrom gefeiert worden. Nun seien es schon 2 TWh. Und Herbert Diess, Verwaltungsratsvorsitzender von The Mobility House, weist ebenfalls auf das enorme Wachstum hin. Der Photovoltaikmarkt verdoppele sich weltweit alle drei Jahre, der Batteriemarkt sogar alle zwei. Verbunden damit seien weitere Kostensenkungen.
BSW-Solar kommentiert wachsenden PV-Markt in Deutschland
Traditionell nutzt auch der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) die Messe zu einer Zwischenbilanz des Marktgeschehens. BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig zeigte sich heute gegenüber der Presse weitgehend zufrieden mit den jüngsten Entwicklungen auf dem deutschen Solarmarkt. Das Marktvolumen sei seit 2016 kontinuierlich gewachsen, habe sich innerhalb dieser zehn Jahre verzehnfacht und innerhalb der vergangenen drei Jahre auf 17,5 Gigawatt (GW) im Jahr 2024 verdreifacht. Körnig differenzierte die Entwicklungen anhand von vier Marktsegmenten:
Bei großen Freiflächenanlagen habe es seit Einführung der EEG-Ausschreibungen in 22 von 25 Ausschreibungen mehr Gebote gegeben als Ausschreibungsvolumen. Gerade in den jüngsten Jahren seien alle Ausschreibungen überzeichnet gewesen. Die dabei erzielten Preise zeigten, dass Photovoltaik die günstigste Form der Stromerzeugung sei, so Körnig: “In Deutschland kann man mit Photovoltaik im Kraftwerksmaßstab Strom für rund 5 Cent pro Kilowattstunde erzeugen.”
Auch im Gewerbedachsegment, das jahrelang nicht besonders gut performte, verzeichnet der BSW in den vergangenen beiden Jahren deutliche Zuwächse. Innerhin hat sich das Ausbauvolumen hier 2022 bis 2024 auf den Wert von fast 5 Gigawatt fast verdreifacht.
PV-Eigenheimsegment geht um 15 Prozent zurück
Weniger erfreulich entwickelte sich hingegen zuletzt das Eigenheimsegment. Nach dem gewaltigen Zuwachs des Jahres 2023, in dem rund 8 Gigawatt an Dachanlagen bis 30 Kilowatt ans Netz gingen, schwächelte dieses Marktsegment im Jahr 2024 mit einem Minus von 15 Prozent. Der BSW erklärt dies mittlerweile mit einer Sonderkonjunktur 2023 bei Eigenheimbesitzer:innen, die durch den Ukrainekrieg zusätzlich beflügelt worden sei. Dass dieses sogenannte “Heimsegment” 2023 mehr als 51 Prozent des gesamten PV-Zubaus ausgemacht habe, während in den angrenzenden Jahren 2022 und 2024 dieser Wert nur bei 38 beziehungsweise 39 Prozent gelegen habe, belegt diese BSW-These.
Von einer Marktnische zu einer durchaus energiewirtschaftlich relevanten Größe entwickeln sich derweil die sogenannten Steckersolargeräte. Der Markt für diese kleinen Anlagen mit maximal 2000 Watt Modul- und 800 Watt Wechselrichterleistung hat sich seit 2022 verzehnfacht. Er erreichte 2024 mehr als 400 Megawatt. Körnig: “Dieser Markt steigt weiterhin stark, allerdings von einem relativ kleinen Niveau aus.”
Dabei werden selbst Balkonkraftwerke zunehmend mit Batteriespeichern kombiniert, so wie es im Bereich der größeren Dachanlagen auf Eigenheimen schon lange der Fall ist. Hier werden nach BSW-Schätzung mittlerweile rund 80 Prozent aller neuen Anlagen des Heimsegments mit einem Speicher verkauft.
Körnig verweist in diesem Zusammenhang auf eine aktuelle Studie der HTW Berlin, nach der Prosumer PV-Anlagen in Verbindung mit einem Heimspeicher und einem Elektroauto im Schnitt einen Autarkiegrad von 73 Prozent erreichen.
BSW fordert “Speicher-Turbo”
Der Verband macht sich für einen stärkeren Fokus auf Batterien stark und will dafür auch bei der neuen Bundesregierung werben, die zusammen mit der Branche jetzt einen “Speicher-Turbo” zünden möge. Körnig: “Batteriespeicher sind die wirkungsvollste und schnellste Maßnahme zur Integration von Solarenergie in den Strommarkt.”
Aktuell geht der Verband von 150.000 Beschäftigten in der deutschen PV-Branche aus und Körnig blickt zuversichtlich in die Zukunft: “In diesem Jahr werden wir es mit aller Wahrscheinlichkeit in Deutschland schaffen, mehr Strom aus Solarenergie zur Verfügung zu stellen als aus Braunkohle.”
Was die von der Ampelkoalition formulierten Zielvorgaben betrifft, sieht Körnig die Branche gut auf Kurs: “Wir sind einigermaßen auf der Zielgeraden, aber um die nächsten Meilensteine bis 2030 zu erreichen, haben wir erst die Hälfte geschafft.” 2025 und 2026 Jahren müssten jeweils etwa 19 GW neu installiert werden, danach rund 20 GW. Zumal nach und nach auch ein wachsender Anteil von in die Jahre gekommenen Anlagen ihr Lebensende erreichen werden.
Messe für die billigste Form der Energieversorgung
Die Solarenergie sei die billigste Form der Energieversorgung, sagt auch Herbert Diess, der viele Jahrzehnte in der Automobilindustrie gearbeitet hat und von 2018 bis 2022 Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG war. “Fossile Energien sind nicht mehr wettbewerbsfähig”, so Diess: “Sie haben keine Chance gegen die Erneuerbaren.” Daher sei es auch ein großer Fehler des US-Präsidenten Donald Trump, wieder auf fossile Energien zu setzen.
Der Technologie- und Kostentrend stützt die erneuerbaren Energien. Es sei jetzt aber sehr wichtig, die Flexibilisierung des Energiesystems mit erneuerbaren Energien voranzutreiben, sagt Markus Elsässer, der Geschäftsführer der Solar Promotion GmbH. Zusammen mit Partnern organisiert sein Unternehmen die TheSmarter E. Den Titel hat Elsässers Team schon vor Jahren als Dachmarke für vier Messen rund um die bekannte Photovoltaikmesse Intersolar entwickelt. Elsässer geht es nicht nur darum, dass die Messe gut läuft. Er verbindet sie auch mit einem inhaltlichen Interesse. Es sei die Vision der Veranstaltung, zu einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien zu kommen. Dafür müsse man mehr branchen- und sektorübergreifend denken. Die Technik und die Innovationen seien da, wie die Messe zeige. Nun komme es darauf an, sie zu nutzen und die Rahmenbedingungen zu verbessern.
100.000 Besucher:innen zur TheSmarterE erwartet
Dafür soll die Messe ein Forum bieten. Elsässer erwartet mehr als 100.000 Besucher:innen. Das Münchener Messegelände mit seinen 18 Hallen ist komplett belegt. 2737 Aussteller aus 57 Ländern sind auf der internationalen Messe vertreten, davon immerhin noch 32 Prozent aus Deutschland.
Erforderlich für die Flexibilisierung und damit auch die Entlastung der Stromnetze sei ein deutlicher Ausbau der Batteriekapazitäten. Die seien derzeit in Europe noch deutlich zu gering, so Hermetsburger. Doch wenn Diess recht behält, könnte sich das bald ändern. Wichtig sei es aber, dafür die Rahmenbedingungen zu ändern. Wenn wie derzeit in Deutschland beim Ein- und Ausspeisen von Strom in bzw. aus Batterien doppelte Netzentgelte fällig würden, dann funktioniere das nicht, betonte Diess. Und er knüpft seine Hoffnung auf einen schnellen Wandel an die neue Wirtschaftsministerin Katharina Reiche. Die komme schließlich aus der Branche.
Bidirektionales Laden für mehr Flexibilität
Die Optionen für die Flexibilisierung sind vorhanden. Und sie stecken nicht nur in stationären Batterien, sondern auch in Millionen von Elektrofahrzeugen. Nun gebe es erste Ansätze, bidirektionales Laden in der Praxis tatsächlich zu nutzen, berichtet Diess. Zum Beispiel mit dem neuen Renault 5 sei das möglich. Der ehemalige Automanager hat auch keinen Zweifel, dass das funktioniert. Die Batterien hielten inzwischen 10.000 Zyklen. Das seien drei Autoleben. Dabei spricht sich Diess dafür aus, auch Technologie aus China zu nutzen. Die Batterie- und Autobranche sei dort schon sehr weit. Neue Batterietechnologien erforderten weniger seltene Ressourcen und würden immer günstiger.
Autoren: Andreas Witt, Guido Bröer | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH