Elektrofahrzeuge für den Gemeindefuhrpark

Grün eingefärbte Parkplatzflächen mit einem Symbol für Elektrofahrzeuge.Foto: Ronald Rampsch / stock.adobe.com
Zunehmend setzen Kommunen bei der Beschaffung von Pkw auf Elektrofahrzeuge. Gerade Kommunen, die noch am Anfang stehen, finden Unterstützung bei Beratungsstellen; es gibt hilfreiche Leitfäden und Online-Tools.

Die Liste der Kommunen, die nach einem Grundsatzbeschluss für die eigenen Pkw-Flotte ausschließlich Elektrofahrzeuge anschaffen, wird immer länger. Seit Mitte 2021 das Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz in Deutschland in Kraft getreten ist, kom­men zumindest größere Städte an dem Thema Elektromobilität für die eigenen Fahrzeugflotten nicht mehr vorbei. Denn nach dem Gesetz, mit dem Deutschland EU-Recht umsetzt, müssen öffentliche Auftraggeber bereits seit 2021 mindestens 38,5 Prozent ihrer EU-weit auszuschreibenden Pkw und leichten Nutz­fahr­zeuge als „saubere“ Fahrzeuge anschaffen.

Bis­lang gelten dabei alle PkW als „sauber“, die maximal 50 g Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer ausstoßen und nicht mehr als 80 Prozent der nach Abgasnorm vorgeschriebenen Grenzwerte für Luftschadstoffe emittieren. Das ist auch mit Plug-in-Hybridfahrzeugen zu schaffen. Ab 2026 gilt aber die nächste Stufe des Gesetzes. Die Quote von 38,5 Prozent wird sich dann zwar nicht verändern. Allerdings dürfen „saubere“ Fahrzeuge während des Betriebs gar kein CO2 mehr ausstoßen. In der Regel bedeutet dies, dass nur noch reine Elektrofahrzeuge infrage kom­men. Nur selten wird die Wahl auf Brennstoffzellen- oder Wasserstofffahrzeuge fallen, mit denen sich die gesetzliche Quote ebenso erfüllen ließe.

Gesetz betrifft nur Große

Die gesetzliche Quote gilt freilich nur für größere Beschaffungen im Wert von mindestens 221.000 Euro, die nach den EU-Regeln europaweit ausgeschrieben werden müssen. Kleinere Kommunen, die nur wenige Fahrzeuge pro Jahr beschaffen, kümmert die Quote nicht.

Allerdings kann es sich auch für sie lohnen, den Fuhrpark konsequent auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Und zwar nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes und aufgrund ihrer Vorbildrolle, son­dern auch aus wirtschaftlichen Überlegun­gen. Denn die etwas teureren Beschaffungskosten eines Elektro-Pkw gegenüber einem vergleichbaren Verbrenner werden durch die günstigeren Betriebskosten ausgeglichen. Erst recht, wenn man die externen Umweltkosten des Betriebs und der Herstellung mit einrechnet.

Wirtschaftlichkeits-Tool für Elektrofahrzeuge

Sichtbar macht dies der vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) mit Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt entwickelte Lebenszykluskostenrechner. Mitgewirkt haben daran die Stadt Berlin und das Land Brandenburg. Online verfügbar unter www.nachhaltige-oeffentliche-pkw-beschaffung.de lassen sich mit dem Tool Wirtschaftlichkeitsberechnungen für Fahrzeugvarianten kosten­los durchführen. Kommunen können diese Berechnungen unter anderem für die Bewertung von Angeboten und deren Dokumentation ein­setzen.

Grafik: Ifeu – Lebenszykluskostenrechner

Die Grafik zeigt einen beispielhaften Vergleich zwi­schen verschiedenen Kom­­pakt­klasse-Pkw bei einer ge­plan­ten Nutzungs­dauer von sieben Jahren und 20.000 Kilometern Fahrleistung pro Jahr. Mit diesen typischen Nutzungs­daten müssen die beiden vollele­ktri­schen Fahrzeuge den Vergleich mit konkurrierenden Verbrennern und einem Plug-in-Hybriden nicht scheuen. Unter Einbeziehung ihrer externen Kosten schnei­den sie sogar deutlich günstiger ab. Noch günstiger würde der Vergleich ausfallen, wenn von der Kommune selbst erzeugter Solarstrom – beispielsweise vom Rathausdach oder von einer solaren Parkplatzüberdachung – ge­tankt werden kann.

Mittlerweile funktioniert der Onlinerechner nicht mehr nur für Pkw, sondern es gibt einen zweiten Rechner für leichte Nutzfahrzeuge. Und das Online-Tool „Umweltverträgliche Mobilität für die öffentliche Hand“ bietet neben dem Rechner auch viele Hintergrundinformationen und begleitet seine Nutzer:innen insgesamt bei der Fuhrparkpla­nung. Denn vor der Beschaffung eines Pkw – sei er elektrisch oder fossil angetrieben – sollten günstigere Mobilitätsalternativen wie Car-Pooling, Lasten­rä­der, ÖPNV, Carsharing und Mietwageneinsatz geprüft werden.

Heterogene Entwicklung

In zahlreichen Kommunen ist ein umfassendes Mobilitätsmanagement – einschließlich der konsequenten Elektrifizierung des Fuhrparks – mittlerweile selbstverständlich. Doch anderswo sind die Verantwortlichen noch längst nicht so weit, so der Eindruck der Ifeu-Wissenschaftlerin Julia Pelzeter: „Die Beschaffungslandschaft ist extrem heterogen.“ Gerade im ländlichen Raum, wo Kommunen allenfalls über kleine Fuhrparks verfügten und diese von Mitarbeiter:innen der Gemeinden nur nebenbei organisiert würden, sei auch die zumeist unbegründete „Reichweitenangst“ mitun­ter noch ein Thema. Doch das ver­än- ­­dere sich dynamisch, erklärt Pelzeter: „Es werden immer mehr batterieelektrische Fahrzeuge beschafft.“

Für Gemeinden, die das Thema erst neu angehen, hat sie zwei grundsätz­liche Tipps parat: „Kommunen sollten nicht den Umweg über Plug-in-Hybride gegen. Und sie sollten versuchen, nicht in die Henne-Ei-Problematik hineinzugeraten, indem sie Ladeinfrastruktur und Elektrofahrzeuge gemeinsam denken.“

Autor: Guido Bröer | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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