Netzentgeltreform: Netzdienliches Verhalten belohnen

Geldscheine hinter Strommast, die Netzentgeltreform sollte netzdienliches Verhalten belohnen.Grafik: marcus_hofmann / stock.adobe.com
Agora Energiewende befürwortet die Einführung dynamischer und bundesweit einheitlicher Netzentgelte.
Die Bundesnetzagentur will die Netzentgelte reformieren. Im Konsultationsverfahren kritisiert der Branchenverband BEE das Diskussionspapier der Behörde. Agora Energiewende fordert eine unkomplizierte, transparente und gerechte Verteilung der Kosten.

Das Verfahren der Bundesnetzagentur zur Festlegung der Allgemeinen Netzentgeltsystematik Strom (AgNes) befindet sich derzeit in der Konsultationsphase. Der Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE) hat seine Stellungnahme zum Diskussionspapier der Behörde zur Netzentgeltreform eingereicht. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien hat wieder deutlich an Dynamik gewonnen. Sie liefern mittlerweile den weitaus größten Anteil am deutschen Strommix und sind daher systemsetzend. Das erhöht den Reformdruck auf das Gesamtsystem und die Anpassung der Netze“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter. „Das aktuelle Netzentgeltsystem ist nicht mehr dazu geeignet, Ausbau und Integration der Erneuerbaren in dieser neuen Erzeugungsrealität zu steuern. Eine Reform tut daher Not. Ein neues Netzentgeltsystem muss rechtssicher, netz- und systemdienlich sein und Flexibilitäten anreizen.”

Bei der Ermittlung eines möglichen Einspeisenetzentgeltes (ENE) müsse neben der räumlichen Steuerung auch der Zeitpunkt der Einspeisung Berücksichtigung finden – also die Betriebsweise einer Anlage ein maßgebliches Kriterium darstellen. „Anlagen, deren Betrieb nachweislich netzdienlich erfolgt, könnten sie reduzierten ENE profitieren oder man können sie gänzlich davon befreien. Somit entstünde über das ENE eine Lenkungswirkung und es wird mehr Flexibilität und Effizienz im Netz gezielt angereizt. „Die pauschale Gleichbehandlung sämtlicher EE-Anlagen hinsichtlich netzbezogener Kosten ist aus unserer Sicht sachlich nicht gerechtfertigt”, so Peter. Die im Diskussionspapier skizzierten Instrumente eines Arbeits-, Leistungs- oder Grundpreises erfüllen nach Ansicht des BEE nicht die Anforderungen an ein geeignetes Einspeisenetzentgelt. Hier könnte ein modifizierter Kapazitätspreis die richtigen Anreize setzen.

Agora Energiewende: Netzentgeltreform einfach und volkswirtschaftlich sinnvoll gestalten

Auch Agora Energiewende schlägt eine weitergehende Netzentgeltreform vor. Die Denkfabrik hat in einer Studie ermittelt, welche Maßnahmen die Kosten für das Stromnetz senken. Sie fordert eine möglichst unkomplizierte, transparente und gerechte Verteilung der Kosten. „Die heutige Verteilung der Netzkosten und Umlagen ist historisch gewachsen, folgt komplizierten Regeln und enthält zahlreiche Ausnahmen. Nniemand weiß genau, welche Akteure welchen Anteil an den Netzentgelten tragen“, sagt Markus Steigenberger, Geschäftsführer der Agora Think Tanks. „Einfach gestaltete Netzentgelte, die zugleich volkswirtschaftlich sinnvolle Anreize zur Netzentlastung setzen, sollten das Ziel der laufenden Reform sein. Das spart Kosten, sichert langfristig attraktive Strompreise und ermöglicht eine moderne Netzinfrastruktur als Rückgrat eines klimaneutralen Energiesystems.“

Der Agora-Vorschlag stellt eine verursachungsgerechte Verteilung und die Belohnung von netzdienlichem Verhalten – zum Beispiel durch eine flexible Stromnutzung – in den Mittelpunkt. Dazu gehört die Einführung dynamischer, aber auch bundesweit einheitlicher Netzentgelte und die Bündelung aller netzbezogenen Kosten – etwa auch die Umlage für die Anbindung von Windenergieanlagen auf See – in einem Posten. „Dies würde für mehr Transparenz sorgen und die komplizierte Umlagenstruktur vereinfachen“, so Steigenberger.

Die Studie „Stromnetzentgelte – gut und günstig. Ausbaukosten reduzieren und Entgeltsystem zukunftssicher aufstellen“ ist unter diesem Link zu finden.

Quelle: Agora Energiewende, BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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