„Gamechanger Geothermie“

Bohrkran mit aufgereihten Rohren für Geothermiebohrungen.Foto: RGtimeline / stock.adobe.com
Symbolbild für Geothermie-Bohrungen.
Daimler Truck strebt neben der Dekarbonisierung des Transports eine ressourcenschonende und klimafreundliche Produktion an. Dazu gehört Geothermie, die künftig 90 Prozent des Wärmebedarfs von Daimler Trucks größtem Produktionsstandort in Wörth abdecken könnte.

Jörg Howe, Head of Global Communications & External Affairs bei Daimler Truck spricht mit dem Geologen Dr. Thomas Kölbel von EnBW, warum das Thema ausgerechnet jetzt bedeutsam wird.

Erschließung ungenutzter Potenziale

„Es besteht gesellschaftlicher Konsens darin, dass wir die künftige Energieversorgung immer CO2-emissionsfreier gestalten wollen. Das bringt automatisch die Nutzung erneuerbarer Quellen ins Spiel und Geothermie ist eben eine wesentliche Säule“, erläutert Geologe Dr. Thomas Kölbel. Er ergänzt: „Die Geothermie hat eine unglaublich hohe Verfügbarkeit, sie ist Tag und Nacht da, das ganze Jahr.“ Zwar ließe sich Strom auch aus anderen erneuerbaren Energieträgern herstellen. Speziell die Tiefengeothermie habe jedoch großes Potenzial für die Wärmeversorgung.

Im Oberrheingraben ergeben Messungen bereits in geringer Tiefe bei Bohrungen von 3000 Metern relativ hohe Temperaturen um etwa 150 Grad Celsius. Dort liegt auch das Lkw-Werk in Wörth. Die Förderung ist unkompliziert. „Alles, was wir benötigen, sind zwei Bohrungen. Eine, bei der wir das heiße Thermalwasser nach oben fördern. Dann kommt die energetische Nutzung. Und dann eine zweite Bohrung, um das Thermalwasser wieder in den Untergrund zu bringen“, so Kölbel weiter. Das Reservoir selbst soll möglichst wenig Veränderung erfahren, um den Untergrund nicht zu stören. Daher wird das entnommene Wasser wieder zurückgegeben, ohne die Umwelt zu belasten.

WärmeWerk Wörth

Um das geothermische Potenzial des Oberrheingrabens zu nutzen, haben Daimler Truck, EnBW und die Stadt Wörth 2023 das WärmeWerk Wörth ins Leben gerufen. Das ist ein Joint Venture zur nachhaltigen Wärmegewinnung. Anfang 2024 hat dieses eine Förderzusage vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) erhalten. Damit konnten erste Voruntersuchungen des Untergrunds kurz darauf im Frühjahr 2024 starten. Anfang diesen Jahres wurde mit einem 3D-seismischen Messverfahren über Rüttelfahrzeuge die Strukturen des Untergrunds genau analysiert. Sie dienen der Standortfindung für das geplante Geothermie-Heizwerk.

Nach rund drei Wochen waren die Messungen abgeschlossen. Die daraus gewonnenen Daten werden noch ausgewertet. Aus den Informationen über den Untergrund sollen in den kommenden Monaten der Standort für die künftige Geothermieanlage festgelegt werden.

Heimische Quelle für Lithium

Neben der ganzjährigen Verfügbarkeit der Geothermie gibt es noch weitere Vorteile. Mit der E-Mobilität ist die Nachfrage nach Lithium stark angestiegen. Laut Analyst:innen könne ab 2030 aus den klassischen Lagerstätten in Chile oder Australien die Versorgung mit dem seltenen Mineral nicht mehr sichergestellt werden. Von Jörg Howe darauf angesprochen, erläutert Dr. Thomas Kölbel, dass sich Lithium als Nebenprodukt aus Thermalwasser gewinnen ließe. „Es ist in unserem eigenen Interesse zu überlegen, wo bekommen wir denn Lithium her, welche alternativen Optionen gibt es noch?“ In wenigen Jahren wäre die Forschung bereits auf dem erforderlichen Stand der Technik, um Lithium aus Geothermie wirtschaftlich fördern zu können.

Zusammenfassung zum Geothermie-Projekt

  • 2023 haben Daimler Truck, EnBW und die Stadt Wörth ein Joint Venture zur nachhaltigen Wärmegewinnung ins Leben gerufen – das WärmeWerk Wörth.
  • Es soll die Möglichkeiten einer klimaneutralen Energieversorgung des Mercedes-Benz Werks Wörth sowie der Stadt Wörth am Rhein mittels Tiefengeothermie prüfen.
  • Dr. Thomas Kölbel ist seit 2005 bei der EnBW im Bereich Forschung und Entwicklung tätig und begleitet das Joint Venture als Experte für geologische Themen.

Das Gespräch mit Dr. Thomas Kölbel und Jörg Howe ist als “be a mover talk” auf YouTube veröffentlicht.

Quelle: Daimler Truck | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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