Neuer Rekordwert für Tiefengeothermie in Bayern
Foto: Stadtwerke MünchenDie Zahlen präsentierte das vom Enerchange organisierte Praxisforum bei seiner diesjährigen Veranstaltung. Veriehen wurde hier auch er Geothermischen Energiepreis. Den Titel „Goldenes Heizwerk 2024“ erhielt die Anlage des Zweckverbandes Geothermie Erding. Für die Geothermie-Anlage der Stadtwerke München in Sauerlach gab es die Auszeichnung als „Goldenes Kraftwerk 2024“.
Paradebeispiele für das Leistungsvermögen der Tiefengeothermie
Die Anlage des Zweckverbandes Geothermie Erding glänzte nach Angaben von Enerchange im vergangenen Jahr insbesondere mit ihrer hohen Leistungszahl (Coefficient of Performance). Der in Erding erreichte COP-Wert von 40,5 bedeutet, dass mit dem Einsatz einer Kilowattstunde Strom (etwa für den Betrieb der Pumpen, die das heiße Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche fördern) mehr als 40 Kilowattstunden Wärme erzeugt werden. „Das macht diese Anlage zu einem Paradebeispiel für das herausragende Leistungsvermögen der Tiefengeothermie“, sagte Laudator Wolfgang Geisinger, Geschäftsführer der Geothermie Unterhaching. Zum Vergleich: Bei modernen Luft-Wasser-Wärmepumpen gelten schon COP-Werte zwischen 5 und 6 als außerordentlich gut.
Dank der herausragenden geologischen Bedingungen in Südbayern, wo das in der Tiefe vorkommende Wasser besonders hohe Temperaturen aufweist, gibt es auch eine Reihe von Geothermie-Anlagen, die zusätzlich zur Wärme auch Strom produzieren können. Hier ragte im vergangenen Jahr die von den Stadtwerken München betriebene Anlage in Sauerlach (Landkreis München) heraus – unter anderem mit einer besonders intensiven Nutzung der verfügbaren Erdwärme. Nach einer Fördertemperatur von 140 Grad Celsius wird das Wasser in Sauerlach mit nur noch 40 Grad Celsius zurück in die Tiefe gepumpt. Das bedeutet, dass hier die Energie aus 100 Grad Celsius zur Gewinnung von Wärme und Strom genutzt wird. Dies ist der Spitzenwert unter allen bayerischen Geothermie-Anlagen.
„Geothermie-Oscar“ für starke Unterstützung auf Behördenseite
Erstmals verliehen wurde der Ehrenpreis des Praxisforums Geothermie Bayern. Diese Auszeichnung erhielt der langjährige Leiter des Bergamts Südbayern, Peter Freiherr von Pastor. Er habe die bayerische Geothermie über viele Jahre hinweg geprägt und sich so diesen neugeschaffenen „Geothermie-Oscar“ für sein Lebenswerk verdient, würdigte Hubertus Prinz zu Hohenlohe-Langenburg als Laudator. „Peter Freiherr von Pastor hat die Tiefengeothermie auf Behördenseite stark unterstützt und weitergebracht. Auch sind nirgendwo sonst in Deutschland die Bearbeitungszeiten für Geothermie-Projekte so kurz wie beim Bergamt Südbayern.“
Christian-Hecht-Preis für wissenschaftlichen Nachwuchs
Schon seit vielen Jahren wird beim Praxisforum Geothermie Bayern auch der wissenschaftliche Nachwuchs mit einer Auszeichnung bedacht. Jaromir Jeßberger von der Universität Bayreuth erhielt den diesjährigen Christian-Hecht-Preis für seine Arbeit über die Bewertung von Hochtemperatur-Wärmepumpen und ihre Integration in geothermische Energiesysteme. „Diese Arbeit zeigt, wie die Erdwärme auch in Regionen außerhalb der Geothermie-Hotspots zu einem wichtigen Baustein der Energiewende werden kann“, sagte Laudator Christian Pletl von den Stadtwerken München. Die Stadtwerke München belohnen die Auszeichnung mit einem Preisgeld von 1.500 Euro.
Tiefengeothermie in Deutschland
In ganz Deutschland nutzen nach Aussage von Enerchange derzeit rund 40 Tiefengeothermie-Anlagen die Energie aus dem Inneren der Erde. Heißes Wasser aus mehreren Kilometern Tiefe wird dabei zur klimafreundlichen Erzeugung von Wärme und Strom genutzt.
Die Standorte der bayerischen Tiefengeothermieanlagen befinden sich hier:
- Landkreis Altötting: Kirchweidach (2 Anlagen, seit 2013 und 2024).
- Landkreis Ebersberg: Poing (seit 2009).
- Landkreis Erding: Erding (seit 1996).
- Landkreis Miesbach: Holzkirchen (seit 2019).
- Landkreis Mühldorf: Waldkraiburg (seit 2012).
- Landkreis München: Aschheim/Feldkirchen/Kirchheim (seit 2009), Garching (seit 2011), Ismaning (seit 2013), Kirchstockach (seit 2013), Oberhaching (seit 2012), Pullach (seit 2005), Sauerlach (seit 2013), Taufkirchen (seit 2018), Unterföhring (seit 2009 und 2014), Unterhaching (seit 2008), Unterschleißheim (seit 2003).
- Landkreis Traunstein: Traunreut (seit 2014).
- Landkreis Rottal-Inn: Simbach-Braunau (seit 2001).
- Stadt München: Freiham (seit 2016), Riem (seit 2004), Sendling (seit 2021).
Quelle: Praxisform Tiefengeothermie Bayern | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH