Umweltwärme treibt Wärmewende in Rheinland-Pfalz voran
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Foto: Peter / stock.adobe.comDer Wärmesektor verursacht mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Rheinland-Pfalz. Über 80 Prozent davon stammen noch aus fossilen Quellen. „Kalte Nahwärme ist eine von vielen jetzt schon verfügbaren Lösungen, um Tempo in die Umsetzung der Wärmewende zu bringen“, sagte Klimaschutz- und Energieministerin Katrin Eder beim 3. Tag der kalten Netze in Mainz. Umweltwärme aus Flüssen, Seen oder Abwasser könne dabei eine zentrale Rolle spielen.
Paul Ngahan, Leiter des Kompetenzzentrums Nahwärme der Energie- und Klimaschutzagentur Rheinland-Pfalz, betont das Potenzial lokaler Quellen: „Die Nahwärmeversorgung der Zukunft entsteht dort, wo Energie schon längst vorhanden ist – direkt vor Ort.“
Flussthermie und Abwasserwärme
Rheinland-Pfalz verfügt über ein dichtes Netz an Fließgewässern. Das ist ein Vorteil für die Nutzung von Flussthermie. Wasser kann viermal mehr Wärme aufnehmen und speichern als Luft, eignet sich jedoch nur unter bestimmten Bedingungen zur Energiegewinnung. Für die thermische Nutzung ist eine Genehmigung nach § 8 des Wasserhaushaltsgesetzes erforderlich. Dabei müssen technische, ökologische und rechtliche Anforderungen berücksichtigt werden.
Auch Abwasser bietet ein erhebliches Wärmepotenzial. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2022 bundesweit über 8 Milliarden Kubikmeter Abwasser in öffentlichen Kläranlagen behandelt. Wärmetauscher entziehen dem Abwasser Energie, Wärmepumpen heben das Temperaturniveau an. Dadurch lässt sich die Wärme zum Heizen oder Kühlen von Gebäuden nutzen.
Kalte Nahwärmenetze – effizient und lokal
Im Gegensatz zu konventionellen Wärmenetzen arbeiten kalte Nahwärmenetze mit niedrigen Temperaturen. Dadurch lassen sich unterschiedliche Wärmequellen – etwa Umweltwärme – effizient einbinden. Die geringeren Temperaturen reduzieren Wärmeverluste und Investitionskosten.Grund hierfür: Es ist keine oder nur eine minimale Isolierung der Rohre notwendig.
Thomas Giel von der Hochschule in Mainz sieht darin eine Schlüsseltechnologie: „Die Forschung zur kalten Nahwärme erreicht eine neue Dimension. Nach über 17 Jahren beharrlicher Forschung ist der Zeitpunkt gekommen, die gewonnenen Erkenntnisse konsequent in die Praxis zu übertragen.“
Kommunale Projekte in Konz und Mainz
In Konz soll künftig Flusswärme aus der Saar in ein lokales Wärmenetz eingespeist werden. Eine Großwärmepumpe entzieht dem Wasser thermische Energie, die angeschlossene Gebäude über das Netz versorgt. Der benötigte Strom soll aus erneuerbaren Quellen stammen. Die Umsetzung hängt noch von der Förderbewilligung ab.
Auch Mainz nutzt Umweltwärme: Auf dem Gelände der früheren Rheinischen Brauerei in Weisenau entsteht ein Neubaugebiet mit 29 Gebäuden und 180 Wohneinheiten. Das Quartier soll mit einem kalten Nahwärmenetz aus Brunnenwasser versorgt werden. Und: Weder die Wasserentnahme noch die Rückführung des Wassers beeinflussen die Wasserqualität der Trinkbrunnen. Das Grundwasser dient im Winter zum Heizen und im Sommer zur Kühlung.
Quelle: Energie- und Klimaschutzagentur Rheinland-Pfalz GmbH | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH