Mark 51°7: Wärmewende dank Grubenwasser in Bochum
Foto: RGtimeline / stock.adobe.comFür die Wärme- und Kälteversorgung des MARK 51°7-Quartier, dem ehemaligen Werksgelände der Automobilherstellerin Opel, setzen die Stadtwerke Bochum auf Grubenwasser. Grubenwasser ist eine sogenannte Ewigkeitslast. Als diese muss es abgepumpt werden, sonst droht das Ruhrgebiet abzusaufen.
„Unser Projekt auf MARK 51°7 ist ein Leuchtturm für die Energiewende. Und ein Beispiel dafür, wie aus den Hinterlassenschaften des Kohlebergbaus ein dauerhafter Nutzen für die Zukunft generiert werden kann“, sagt Jochen Raube. Er ist Projektleiter bei den Bochumer Stadtwerken.
Wärmepumpen heben Temperatur für Wärme- und Kälteversorgung
Die Wärmepumpen heben die im Grubenwasser enthaltene Wärme- und Kälteenergie auf ein nutzbares Temperaturniveau für die ansässigen Abnehmer:innen. Dafür speichern Wärme- und Kältespeicher jeweils 65.000 Liter warmes beziehungsweise kaltes Wasser.
Für die Wärmeversorgung soll das rund 27-28 Grad Celsius warme Grubenwasser des ehemaligen Steinkohlebergwerks Dannenbaum über Wärmepumpen auf rund 48 Grad Celsius erwärmt und anschließend in das Netz abgegeben werden. Auch die Kälteversorgung der ansässigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen nutzt das Grubenwasser. Dafür wird aus einer Tiefe von etwa 340 Metern etwa 17 Grad Celsius „kaltes“ Wasser gefördert.
CO₂-Einsparungen durch Nutzung natürlicher Untergrundwärme
Ökologischer Vorteil dieses Energiekonzepts: „Durch die Nutzung des natürlichen Energiepotenzials im Grubenwasser reduzieren wir die jährlichen CO2-Emissionen um rund 3.200 Tonnen und schaffen eine effiziente, ressourcenschonende Energieversorgung für das gesamte Areal“, so Projektleiter Raube.
Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW, sagt: „Wir brauchen mehr von solchen Projekten, um die Wärmewende schneller voranzubringen.“ Bislang würden Grubenwasser und Geothermie viel zu wenig genutzt.
Geothermie gewinnt politisch an Bedeutung
Das soll sich in Zukunft ändern. Durch den im Frühjahr 2024 vorgestellten Masterplan Geothermie auf Landes- und das künftige Geothermie-Beschleunigungsgesetz auf Bundesebene. „Es ist schön, dass politisch endlich Bewegung in die Geothermie kommt. Das Potenzial der Geothermie wurde viel zu lange vernachlässigt“, so der LEE NRW-Vorsitzende.
Vogel weiß um das Potenzial der Geothermie. Als Bürgermeister von Arnsberg hat er das landesweit erste Tiefengeothermieprojekt mit angeschoben. Seit Anfang 2012 wird in der Sauerland-Kommune ein Freizeit- und Sportbad mit Erdwärme aus knapp 3.000 Metern Tiefe beheizt. Mit dem Vorhaben der Stadtwerke Bochum auf dem MARK 51°7-Gelände entstehe ein weiteres Vorzeigebeispiel für Erdwärmenutzung, so Vogel.
LEE NRW fordert mehr Geodaten für weitere Projekte
Um neue Projekte anzustoßen, fordert der LEE NRW, die für die Tiefengeothermie notwendigen Informationen und Geodaten über den Untergrund weiter zu veröffentlichen. „Die öffentliche Verfügbarkeit von Basisdaten ist von enormer Bedeutung und hat sich bei anderen Energieträgern bewährt“, so Vogel. Dafür sollte die Landesregierung weitere Mittel zur Verfügung stellen, so der Verband.
Genaue Kenntnisse des Untergrunds und Informationen über die regionalen Wärmebedarfe würden es ermöglichen, Beschleunigungsgebiete auszuweisen. Vogel sagt: „Die Festlegung derartiger Gebiete würde die notwendige Klarheit bei Nutzung des unterirdischen Raums und Planungssicherheit für Investoren schaffen.“
Quelle: Landesverband Erneuerbare Energien NRW e.V. | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH