stern: Greenpeace-Studie zweifelt Terrorschutz von Atomkraftwerken an
Ein Gutachten im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace ergibt, dass künstlicher Nebel Atomkraftwerke nur unzureichend vor Terrorangriffen schützen könnte. Das berichtet das Hamburger Magazin stern in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe. Zum Schutz vor einer drohenden Attacke – etwa durch ein entführtes Flugzeug – erwägen Kraftwerksbetreiber, die Meiler in künstlichen Nebel zu hüllen und so einem Kamikaze-Piloten die Orientierung zu nehmen. Dieses Konzept wird bei Kriegsschiffen bereits eingesetzt. Nach dem Greenpeace-Gutachten, das dem stern vorliege, wäre der künstliche Nebel bei Atomkraftwerken weitgehend nutzlos. Fraglich sei schon, ob die Alarmzeiten für eine Vernebelung ausreichten. Mehrere Meiler lägen nahe stark beflogener Luftstraßen, so dass nur wenige Sekunden blieben, um einen Angreifer zu erkennen und die Tarnwand aus Nebel aufzubauen. Auch könnten Terroristen an Simulatoren Angriffe im Blindflug trainieren und sich trotz Einnebelung an Straßen oder markanten Punkten in der Umgebung orientieren. Zudem könnte Wind die Nebelhülle schnell wegblasen, zitiert der stern das Gutachten in einer Pressemitteilung.
Die Verfasser des Gutachtens bezweifeln laut stern auch, dass Dutzende Betontürme um jedes AKW ein wirksames Bollwerk gegen Luftattacken wären. Würden sie getroffen, könnten gefährliche Betontrümmer auf die Anlagen fallen. Greenpeace fordert stattdessen die sofortige Abschaltung der fünf am stärksten gefährdeten Atomkraftwerke.
Eine Studie der Reaktorsicherheitskommission war nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zu dem Schluss gekommen, dass besonders ältere deutsche Meiler nicht gegen Flugzeugabstürze gesichert sind: Der Aufprall eines Airbus etwa auf den Reaktor Brunsbüttel oder Biblis könnte zu einem GAU wie in Tschernobyl
führen, so der stern.
05.05.2004 Quelle: stern, G+J