rds energies: Senkung der Einspeisevergütung gefährdet vor- und nachgelagerte Branchen am Photovoltaik-Standort Deutschland
Die Pläne von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), die Einspeisevergütung für Solarstrom zu reduzieren, konkretisieren sich weiter. Union und FDP haben sich demnach darauf verständigt, die Förderung von Solarstromanlagen zusätzlich zu der 10-prozentigen Kürzung zu Jahresbeginn, auf Dachflächen zum 1. Juni um 16 Prozent und auf Freiflächen zum 1. Juli um 15 Prozent, zu senken. “Bei einer derart drastischen Kürzung wird der Photovoltaik-Standort Deutschland spürbar einbrechen”, ist sich Eva-Catrin Reinhardt sicher. Sie ist Geschäftsführerin der Berliner rds energies GmbH, Akquisitionsdienstleister für erneuerbare Energien. “Auch die längere Laufzeit der aktuellen Einspeisevergütung hilft uns da nicht weiter. Für uns bedeutet das konkret ab Juni weniger Umsatz aus unserem Geschäftsbereich Dachflächenakquisition”, so Reinhardt weiter.
Die Ermittlung geeigneter Dächer für Photovoltaik-Großanlagen, auf die sich die rds energies GmbH spezialisiert habe, gelte unter Fachleuten als Flaschenhals für den weiteren Ausbau der Solar-Dachanlagen in Deutschland.
Blick ins Ausland
Das Berliner Unternehmen bearbeite derzeit für die führenden deutschen Photovoltaik-Unternehmen Suchaufträge für Dachflächen mit mehr als 4,5 Millionen Quadratmetern. Damit führe der Service der rds energies zu einem Investitionsvolumen von rund 420 Millionen Euro. “Wir schauen jetzt schon verstärkt ins Ausland, vor allem in die osteuropäischen Nachbarländer, sowie nach Italien und Großbritannien, um unseren Kunden Alternativen für Ihre geplanten Investitionen anbieten zu können. Denn die angekündigte Kürzung der Einspeisevergütung verunsichert unsere Auftraggeber. Die Solarbranche hat nicht ausreichend Gelegenheit auf die geplanten Änderungen zu reagieren. Deutschlands guter Ruf als Investitionsstandort hat aufgrund dieses sehr kurzfristigen und drastischen politischen Signals ohnehin schon etwas gelitten”, so Eva-Catrin Reinhardt.
Einbruch in der regionalen Wertschöpfungskette
Unter dem Strich profitiere mit Dachbesitzern, Projektentwicklern, Banken, Bauunternehmen und Gemeinden vor allem die regionale Wertschöpfungskette von den Investitionen in Photovoltaik-Anlagen, betont rds energies. Arbeitsplätze, nicht nur in den Unternehmen selbst, sondern auch in Partnerfirmen wie Handwerksbetrieben, würden durch die geplante Senkung der Solarfördergelder aufs Spiel gesetzt. Handwerksbetriebe, die auf die zukunftsträchtige Solar-Technologie gesetzt haben und sich entsprechend spezialisiert haben, befürchteten sogar existenzbedrohende Umsatzeinbrüche.
Geplante Expansion der Branche vorerst gestoppt
Wie viele andere Unternehmen aus der Photovoltaikbranche befinde sich die rds energies GmbH in der Expansionsphase und plante, zusätzliche Standorte in Deutschland aufzubauen. Diese Pläne seien zunächst zurückgestellt worden. Genau dieser Effekt werde von einigen Wirtschaftsexperten wie Wolfgang Seeliger von der LBBW befürchtet. Eine Senkung der Solar-Förderung um mehr als 10 Prozent werde die europäische Solarwirtschaft aus dem Rennen katapultieren, sagte Seeliger dem Branchenmagazin EnBauSa. Ob das gewollt sei, sei eine politische Entscheidung.
Politik sollte dem Bürgerwillen dienen
“Mein Eindruck ist, dass die Bürger in Deutschland mehrheitlich hinter dem Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Nein zur Atomenergie stehen. Für sicheren Strom, der keine Endlagerungsproblematik mit sich bringt, nehmen sie auch die notwendigen Mehrkosten in Kauf”, so Eva-Catrin Reinhardt. Diese Einschätzung werde vom Meinungsforschungsinstitut FORSA in einer aktuellen Umfrage bestätigt: Demnach möchten bundesweit 78 Prozent ihren Strom aus erneuerbaren Energien beziehen. 71 Prozent der Deutschen sind bereit, über ihre Stromrechnung einen signifikanten Beitrag für den Ausbau der Photovoltaik zu leisten. Die Bürger stimmten einer Erhöhung der Solarstromförderung von derzeit etwa drei Prozent ihrer Stromrechnung auf fünf Prozent zu.
Eva-Catrin Reinhardt: Nachhaltigkeit als Staatsziel in das Grundgesetz aufnehmen
Den Ausbau einer nachhaltigen Energiewirtschaft sieht Eva-Catrin Reinhardt mit der geplanten Kürzung der Einspeisevergütung am Standort Deutschland insgesamt gefährdet. “Es wäre jetzt wirklich an der Zeit, die Parteipolitik zur Seite zu schieben und den Willen der Bürger parteiübergreifend durchzusetzen. Wenn wir Nachhaltigkeit als Staatsziel in das Grundgesetz aufnehmen würden, wie Ende letzten Jahres von Bundesverfassungsgerichtspräsident Hans-Jürgen Papier gefordert, hätte ein derart kurzfristig eingebrachtes Gesetz, das die nachhaltige Entwicklung einer dezentralen Energieversorgung und eines boomenden Zukunftsmarktes gefährdet, wohl auch juristisch kaum eine Chance”, so Eva-Catrin Reinhardt. “Darüber hinaus könnte ein solches Gesetz zu einem dringend notwendigen Bewusstseinswandel in Deutschland beitragen. Denn schließlich soll sich Politik an den langfristigen Interessen der Gesellschaft orientieren und ihr dienen.”
11.02.2010 | Quelle: rds energies GmbH | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH