Solar-Interview mit Paula Mints, Navigant Consulting

Paula Mints, Direktorin Energiepraxis und Hauptanalystin des Photovoltaik-Programms der US-Unternehmensberatung Navigant Consulting, berichtet im Solarserver-Interview über Entwicklungen auf dem Weltmarkt und die Rolle der internationalen Produzenten.  Paula Mints ist Autorin der Analyse"Photovoltaic Manufacturer Shipments, Capacity & Competitive Analysis 2009/2010", die Navigant Consulting am 23.04.2010 veröffentlicht hat, und beschäftigt sich seit 1998 mit der Photovoltaik-Marktforschung. Solarserver: […]

Paula Mints, Direktorin Energiepraxis und Hauptanalystin des Photovoltaik-Programms der US-Unternehmensberatung Navigant Consulting, berichtet im Solarserver-Interview über Entwicklungen auf dem Weltmarkt und die Rolle der internationalen Produzenten. 

Paula Mints ist Autorin der Analyse"Photovoltaic Manufacturer Shipments, Capacity & Competitive Analysis 2009/2010", die Navigant Consulting am 23.04.2010 veröffentlicht hat, und beschäftigt sich seit 1998 mit der Photovoltaik-Marktforschung.
Solarserver: Wie hoch ist der Anteil der Photovoltaik-Lieferungen aus China?
PM: Aus Taiwan und China kamen rund 46% von insgesamt 7,9 Gigawatt Lieferungen insgesamt. China hat einen Weltmarktanteil von etwa 35 %. Bei der Photovoltaik handelt es sich um einen  unbeständigen Markt, der durch Förderprogramme geprägt ist. Ganze Regionen und einzelne Hersteller werden ihre Waren zu Schleuderpreisen anbieten, nur um Marktanteile zu gewinnen. Das funktioniert aber nicht lange. Im weltweiten Durchschnitt sanken die Preise um 23 – 33 %. Die chinesische Regierung fördert die Produktion kräftig, und die Arbeitskräfte sind dort billig.
Die chinesischen Hersteller hatten etwas mehr Gelegenheit, eine aggressive Preisgestaltung zu betreiben. Europa verliert mehr wichtige Marktanteile als jede andere Region. Das Produktionsvolumen stieg zwar um 44 %, doch die Umsätze der Hersteller sanken um 16 %. 2009 war es billiger, Solarzellen in China herstellen zu lassen.
Für die Kunden sanken die Preise weltweit. Das geschah in der Geschichte der Photovoltaik überall von Zeit zu Zeit. Offen gestanden, wenn es in den USA eine ordentliche Förderung der Produktion gäbe, wäre das auch hier der Fall. Bei genauer Betrachtung ist zu erkennen, dass überall Start-up-Unternehmen auf den Plan treten. Die US-Hersteller haben nicht wirklich viel verloren, weil ihr Weltmarkanteil letztes Jahr nur 6 % betrug. SunPower zum Beispiel produziert auf den Philippinen.
Solarserver: Wie steht es um den Rest von Asien?
PM: Ich sehe auf den Philippinen keinen Boom, in Japan geht es aber gut voran. Der japanische Markt setzt stark auf die Produktion. Die USA bieten keine große Unterstützung für die Herstellung. Deutschland bemüht sich um die Förderung der Produktion, um die gekürzten Einspeisevergütungen auszugleichen, aber so einfach ist das nicht. China und Taiwan können noch ein paar Jahre so weitermachen, aber es ist sehr teuer, deren Produktion zu unterstützen. Es kostet Millionen und Abermillionen Dollar, dieses Niveau zu halten. Zu dem Zeitpunkt, an dem sie Einspeisevergütungen einführen, werden dort fast 6 GW verkauft worden sein. Tschechien hat keine verlässliche Einspeisevergütung  und wird etwa ein Gigawatt zubauen. Das meiste davon kommt aus Taiwan und China. Ich erwarte noch immer, dass China und Taiwan den Markt anführen werden. First Solar wird kämpfen müssen, um seine Spitzenposition zu verteidigen.
Solarserver: Was können Sie über die europäische Produktion sagen?
PM: Wenn wir über Europa sprechen, denken wir hauptsächlich an die deutschen Hersteller. Der deutsche Markt hat 53 % der weltweiten Nachfrage ausgemacht, 2010 wird der deutsche Marktanteil vermutlich sogar auf 65 % steigen. Das ist nicht ganz rational, aber Politiker sind eben nicht ganz vernünftig. Die deutschen Hersteller beherrschen die europäischen Produktion, daher leiden hauptsächlich die Deutschen unter dem sehr harten Wettbewerb. Große Teile der Produktion wurden ausgelagert. In den nächsten paar Jahren wird es sehr schwierig werden, mit der chinesischen oder taiwanesischen Produktion mitzuhalten. Diese beiden Länder können es sich leisten, ihre Preise knapp oberhalb der Kosten anzusetzen.
Im Laufe der Zeit habe ich viele Veränderungen in dieser Branche gesehen. Es ist immer noch eine sehr junge Branche, und immer noch ist sie zu 100 Prozent von Förderprogrammen geprägt. Die USA waren 1997 führend in der Produktion (mit einem viel kleineren Volumen), danach kam Japan, und dann Europa. In der Zwischenzeit haben die Chinesen eine vertikal integrierte Produktion aufgebaut. Sie haben eine Situation geschaffen, in der sie Skaleneffekte kontrollieren konnten, beginnend beim Polysilizium bis hin zum fertigen Modul. Diese Position können sie in der jungen Branche drei oder vier Jahre lang halten.
Solarserver: Welche Faktoren werden das künftige Wachstum der weltweiten Solarindustrie beeinflussen? Wie wird sich das auf das Wachstum im chinesischen Solarmarkt auswirken?
PM: Ich glaube, am wichtigsten ist die staatliche Förderung. In dieser Situation kann man das nicht so leicht sagen. Vom Zubau in China werden nur heimische Solarunternehmen profitieren, das kann man nicht auf andere Märkte übertragen. Spanien zieht in Erwägung, seine Einspeisevergütung rückwirkend zu verändern, das könnte die gesamte Branche lahmlegen. Einspeisevergütungen erfordern einen starken Markt. Alles ist möglich.
Solarserver: Glauben Sie, dass die Silizium-Knappheit das Branchenwachstum hemmt?
PM: Nicht in den kommenden Jahren.
Für solarserver.com sprach unser internationaler Korrespondent Christian Roselund mit Paula Mints

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