Clever gebaut ist die halbe Miete: Q-Cells-Gründer baut erstes Passiv-Mietshaus in Berlin

Als Paul Grunow vor 10 Jahren gemeinsam mit Reiner Lemoine und anderen das Solar-Unternehmen Q-Cells gründete, wusste kaum jemand das enorme Potenzial der erneuerbaren Energien einzuschätzen. Heute gehört die Q-Cells AG weltweit zu den größten Photovoltaik-Herstellern und prägt die internationalen Standards. Wenn also jemand wie Paul Grunow das erste Passiv-Mietshaus in Berlin baut, lässt das aufhorchen. Auch weil seit Jahren kaum Mietshäuser neu gebaut werden - geschweige denn im energiesparenden Passivhausstandard. Es braucht schon einen "Überzeugungstäter" wie Grunow, um ein solch kosten- und zeitintensives Projekt anzuschieben und mit viel Herzblut zu verwirklichen.

"Wir wollen mit dem Passiv-Miethaus zeigen, dass man moderne Wohnqualität und niedrige Energiekosten beim Bau von Mietshäusern hervorragend verbinden kann", erläutert Grunow seine Motivation. "Das Passiv-Mietshaus am Arnimplatz im Prenzlauer Berg, an der Ecke Schönfließer/ Schivelbeiner Straße, ist der sichtbare Beweis dafür."

Zeichen für nachhaltigen und umweltfreundlichen Lebensstil
Das Wohn- und Gewerbehaus am beliebten Arnimplatz markiert die Trendwende zu einem verantwortbaren Lebensstil, der durch "grüne" Technologien und nachhaltiges Bauen ermöglicht wird. Hervorragende Dämmung und Wärmerückgewinnung senken den Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser um 85 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Wohnungen. Die Liste der Projektbeteiligten liest sich wie das Who is Who der Berliner Green Economy: so wurde der Bau vom Architekten Uwe Heinhaus initiiert, dessen Name – spätestens seit dem Baugruppenprojekt in der Berliner Kollwitzstraße 22 – in einem Atemzug mit hochwertig ökologischem Bauen genannt wird. Auch Fabian Tacke, der mit seiner fünfköpfigen Familie in das Vorzeigeprojekt einziehen wird, war sofort überzeugt von der "Qualität und Ausführung" des Entwurfs. Er sollte es wissen, denn er verkauft klimaneutrale Immobilien und ist seit 18 Jahren in der Berliner Stadterneuerung tätig. Familie Tacke hätte sich die Wohnung als Eigentum nicht leisten können, "zur Miete geht das schon", verrät Herr Tacke. "Ich wünsche mir, dass dieses Projekt Schule macht und weitere Mietshäuser nach Passivhausstandard gebaut werden – damit auch Mieter in den Genuss niedriger Energiekosten kommen können." Die Kaltmiete ist mit 9 EUR pro Quadratmeter nicht gerade günstig, wird aber durch die außerordentlich niedrigen Nebenkosten kompensiert. "Wir rechnen mit ca. 1 Euro/ m²", sagt Architekt Heinhaus. Der geringe Energieverbrauch sorge zudem für eine neutrale CO2-Bilanz des Gebäudes.

Innovative Wärmenutzung
Wenn die Sonne scheint, heizen sich die Räume auf und bleiben dank luftdichter Dämmung aus Polystyrol und einer Dreifachverglasung der Fenster warm. Selbst ohne Heizung fällt die Raumtemperatur auch an sehr kalten Tagen nie unter 15 Grad. Be- und entlüftet wird das Gebäude über eine zentrale Belüftungsanlage, die bei niedriger Außentemperatur die Zuluft erwärmt. Dasselbe System funktioniert auch umgekehrt und schafft an heißen Tagen ein angenehmes Wohnklima. Über ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk und eine Gas-Brennwerttherme wird das Gebäude mit der nötigen Restwärme sowie mit Warmwasser versorgt. "Das Blockheizkraftwerk ermöglicht eine Komfortsteigerung und dient auch dem Abbau von Berührungsängsten, weil es immer dann, wenn die Sonnenenergie nicht ausreicht, Wärme liefert", erläutert Haustechnikplaner Siegfried Hanka.

Photovoltaik auf dem Dach; Steckdosen für den Betrieb von Elektroautos im Keller
Auf dem Dach finden 92 Solarmodule mit einer berechneten "total power" von 20,24 kWp Platz. Zudem plant Bauherr Grunow, die 23 Stellplätze in der Tiefgarage mit speziellen Steckdosen für den Betrieb von Elektroautos auszustatten: "Die Autos könnten dann auch mit dem Strom von unserer eigenen Solaranlage aufgeladen werden."

Großzügiger Grundriss und Gemeinschaftsgarten
Der Achtgeschösser am Arnimplatz wird insgesamt 41 Wohnungen beherbergen. "Die Wohnungen sind offen und großzügig geschnitten", so Architekt Heinhaus. Größere Wohnungen bekommen ein zweites Badezimmer. Geplant sind außerdem große Fenster, die bei Bedarf mit einer Sonnenschutz-Anlage verschattet werden können. Im 1000 m² großen Innenhof soll ein Gemeinschaftsgarten für die Mieter und Kinder entstehen. Darüber hinaus gibt es Gewerbeflächen (4 davon sind noch zu haben), von denen eine der Architekt Uwe Heinhaus bezieht.

22.08.2010 | Quelle: Paul Grunow; Gröschel Geheeb Responsible Branding GmbH | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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