Solarthermische Kraftwerke: Fraunhofer-Studie zeigt beträchtliche Industriepotenziale der MENA-Region

Weltweit ist derzeit ein starker Ausbau der Kapazitäten von solarthermischen Kraftwerken zu beobachten, berichtet das Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme ISE in einer Pressemitteilung. Bislang werden Solarthermie-Kraftwerke (Concentrating Solar Power; CSP) vor allem in Südeuropa und den USA errichtet, obwohl Nordafrika und der Mittlere Osten global das größte Anwendungspotenzial und damit die größten Chancen für diese Technologie aufweisen. Die Region kann in Zukunft wirtschaftlich sehr stark vom Aufbau von CSP-Kraftwerkskapazitäten profitieren, wie eine neue Studie von Fraunhofer ISE und Fraunhofer ISI im Auftrag der Weltbank herausgefunden hat.

Gleichzeitig zeigen europäische Anlagenbauer und Technologielieferanten laut den Studienergebnissen großes Interesse und die Bereitschaft, sich in Nordafrika und den Ländern des Mittleren Ostens zu engagieren.

Clean Technology Fund will Entwicklung von solarthermischen Kraftwerken in MENA-Ländern fördern
Hintergrund der Studie ist das Vorhaben des Clean Technology Fund (CTF) der Weltbank, die Entwicklung von solarthermischen Kraftwerken in den MENA-Ländern (Middle East & North Africa) zu fördern. Ein Investitionsprogramm soll helfen, neue Kraftwerke in der MENA-Region zu finanzieren, eine lokale CSP-Industrie zu entwickeln sowie zusätzliche Investitionen anzuziehen und die MENA-Länder am weltweiten Ausbau der erneuerbaren Energien teilhaben zu lassen. Der Erfolg und die Akzeptanz von solarthermischen Kraftwerksbauten in den fünf untersuchten Ländern (Ägypten, Algerien, Jordanien, Marokko und Tunesien) hängen stark von der Integration und Partizipation der lokalen Industrie ab, berichtet Fraunhofer ISE.

Aktionsplan zur Realisierung lokaler Produktionskapazitäten
Die Studie „MENA Assessment of Local Manufacturing Potential for Concentrated Solar Power (CSP)-Projects“ wurde vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Kooperation mit Ernst & Young erstellt. In Zusammenarbeit mit der Industrie in Nordafrika und Europa analysierten die Forscher die CSP-Wertschöpfungskette, die Produktionsprozesse für Kernkomponenten eines solarthermischen Kraftwerks sowie die Industriepotenziale in den MENA-Ländern. In einer Roadmap wird ein Aktionsplan zur Realisierung von lokalen Produktionskapazitäten aufgezeigt. Mario Ragwitz, der Leiter der Studie am Fraunhofer ISI, unterstreicht, dass mit einem solchen Aktionsplan ein großes Potenzial lokaler Wertschöpfung und damit verbundener Umsätze und Arbeitsplätze erschlossen werden könne.

80.000 Arbeitsplätze könnten in der MENA-Region entstehen
Laut den Studienergebnissen kann die lokale Wertschöpfung bei CSP-Kraftwerken in der MENA-Region durchschnittlich bis zu 60 Prozent erreichen. Den Effekt durch lokale Wertschöpfung in der Region beziffert Christoph Kost, der Leiter der Studie am Fraunhofer ISE, auf 14,3 Milliarden US-Dollar (rund 10,5 Milliarden Euro), wenn eine nachhaltige, langfristige Nachfrage geschaffen wird. Bis 2025 könnten so 60.000 bis 80.000 neue, teils hoch qualifizierte permanente Arbeitsplätze in der MENA-Region entstehen. Damit profitierten die Länder vom Aufbau von Fertigungskapazitäten und umfangreichen Infrastrukturbauprojekten im Bereich erneuerbarer Energien, wenn sie ihre regionalen Vorteile ausschöpfen und Marktbarrieren abbauen.
Auch die europäischen Anlagenbauer und Komponentenlieferanten sehen mittelfristig große Wachstumschancen in diesem Markt, heißt es in der Pressemitteilung. Europa und MENA könnten so vom enormen Solarstrom-Potenzial der Region durch neue Absatzmärkte für die Unternehmen beider Kontinente Nutzen ziehen.

Präsentation und Diskussion der Studienergebnisse in Kairo
Die Studienergebnisse wurden Ende September in Kairo dem ägyptischen Energieminister vorgelegt und in einem Workshop mit über 120 lokalen und internationalen Industrievertretern, Regierungsrepräsentanten aus den fünf Zielländern und Projektpartnern präsentiert und diskutiert.
Die beteiligten Fraunhofer-Institute haben 2009 das Fraunhofer-Center für Renewable Energy Innovation Policy RENIP gegründet, mit dem Ziel, die Erfahrungen des Fraunhofer ISI bei Systemanalysen und Innovationsforschung und die breite Technologieexpertise des Fraunhofer ISE im Bereich erneuerbarer Energien für detaillierte Technologie- und Wirtschaftlichkeitsanalysen zu bündeln.

10.02.2011 | Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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