Photovoltaik in Großbritannien: Labour Party setzt sich gegen geplante Kürzung der Solarstrom-Einspeisevergütung ein; Absprachen zwischen Regierung und Atomindustrie enthüllt
2011 stellte der Chef der britischen Labour Party den Antrag auf eine Parlamentsdebatte über die vorgeschlagenen massiven Kürzungen der Einspeisevergütung (feed-in tariff, FIT) für Photovoltaik-Anlagen. Die britische Solar-Industrie begrüßte diesen Schritt nachrücklich.
Der Antrag erfolgte einen Tag, nachdem die britische Tageszeitung The Guardian einige e-Mails veröffentlich hatte, die belegten, dass die derzeitige Regierung, angeführt von den Konservativen, und die britische Atomindustrie gemeinsam die Ausmaße der Nuklearkatastrophe in Fukushima heruntergespielt hätten.
“Wir freuen uns, dass das Merits Committee die Aufmerksamkeit auf die vorgeschlagenen Änderungen der Vergütungssätze gelenkt hat. Denn die Regierungskoalition würde einen riesengroßen Fehler machen, wenn sie die britische Solarbranche opferte, und das muss ordentlich im Parlament debattiert werden“, sagt Howard Johns, Vorsitzender der Solar Trade Association.
„Die Debatte sollte sich auf das wahre Potenzial der Solar-Technologien in Großbritannien konzentrieren, im Hinblick auf aktuelle Kosten, Arbeitsplätze und Produktionsmöglichkeiten.“
Labour will Kürzungen auch im Oberhaus anfechten
Laut Solar Trade Association haben über 60 Organisationen, darunter die Umweltorganisation Friends of the Earth und der nationale Bauernverband (National Farmers Union), gewarnt, dass derart drastische Kürzungen sich zerstörerisch auf öffentliche Erneuerbare-Energein-Projekte und kleine Unternehmen auswirken können.
Die vorgeschlagenen Kürzungen gelten für Photovoltaik-Anlagen mit einer Nennleistung über 50 kW; am stärksten sind Anlagen über 250 kW betroffen.
Die energiepolitische Sprecherin der Labour Party, Baroness Smith, will nach Angaben der Solar Trade Association die Kürzungen auch im Oberhaus (House of Lords) anfechten.
Die Labour Party ist in der Opposition und braucht Verbündete in anderen Parteien, um die Kürzungen zu stoppen. Diese sollen am 1. August 2011 in Kraft treten.
Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz belegt Absprachen zwischen Regierung und Atomindustrie
Laut den am 30. Juni 2011 im Guardian veröffentlichten E-Mails wollen Mitglieder der britischen Regierung zusammen mit der britischen Atomindustrie eine gemeinsame Sprachregelung entwickeln, um zu verhindern, dass die Fukushima-Katastrophe sich auf die Atomindustrie des Landes auswirkt.
Der Guardian erhielt die Mails aufgrund einer Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz (Freedom of Information Act, FOIA).
Die derzeitige Regierungskoalition hat in ihren Energy National Policy Statements (NPS) vom 23. Juni 2011 acht Standorte für neue Atomkraftwerke benannt. Die NPS würden jedoch verkennen, welches Potenzial Solar-Technologien zum Erreichen der nationalen Energieziele haben, kontert die Photovoltaik-Branche.
06.07.2011 | Quelle: Solar Trade Association, U.K. Guardian Bild: U.K. Labour Party | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH