Energie aus Sonnenlicht: Universität Bayreuth erforscht Lichtaufnahme bei neuartigen molekularen Strukturen nach dem Vorbild der Natur
Zylinderförmige Polymerbürsten sind vielversprechend
Ein Experte auf diesem Gebiet ist der chinesische Polymerwissenschaftler Professor Dr. Jun Ling, der nun an der Universität Bayreuth mit dem Inhaber des Lehrstuhls für Makromolekulare Chemie II, Professor Dr. Axel Müller, zusammen arbeitet. Ling hat bereits eine Vielzahl von Riesenmolekülen synthetisiert und daraufhin überprüft, inwieweit sie zur Aufnahme von Lichtenergie imstande sind. Als besonders vielversprechend hätten sich dabei molekulare Strukturen erwiesen, welche die Form eines Zylinders haben und zur Molekülfamilie der Polymerbürsten zählen.
Ein derartiger Zylinder ist ungefähr 100 Nanometer lang. An seiner Außenseite befindet sich ein dichter Kranz von kettenförmigen Molekülen, die wie Arme nach außen gerichtet sind. Dadurch sehe die Struktur wie eine Flaschenbürste aus. Jeder einzelne Arm funktioniert wie eine Antenne für die Wellen des Sonnenlichts. An seinem äußeren Ende befindet sich eine Molekülgruppe, welche die Lichtenergie einsammelt.
Lichtenergie kann im Molekül zu elektrischem Strom oder zu chemischer Energie weiterverarbeitet werden
Da die aufgenommene Energie von hier aus ins Innere des Zylinders fließt, werden die Arme auch als Geber ("Donoren") bezeichnet. Im Zylinderinneren befindet sich als Längsachse des Polymers eine lange Molekülkette. Sie ist mit Molekülgruppen bestückt, die als Empfänger ("Akzeptoren") fungieren. Hier laufen alle Energieimpulse zusammen, die von den Antennen des Moleküls aufgenommen wurden. Aus dem Zylinderinneren heraus kann die Lichtenergie dann weiterverarbeitet werden – entweder zu elektrischem Strom oder zu chemischer Energie.
Interessante Anwendungsmöglichkeiten: Leuchtdioden, Sensoren, hochleistungsfähige Solarzellen
"Im Vergleich mit anderen, beispielsweise kugelförmigen Polymerbürsten erwarten wir eine deutlich erhöhte Lichternte", so Ling. "Je genauer wir die molekularen Prozesse bei der Gewinnung von Lichtenergie verstehen, desto besser können wir sie eines Tages für spätere Anwendungen nutzen."
Die derzeitigen Arbeiten gehören laut Ling noch zur Grundlagenforschung. Aber schon heute würden sich interessante Anwendungsmöglichkeiten abzeichnen, beispielsweise bei chemischen Sensoren oder organischen Leuchtdioden (OLED). Auch der Entwicklung von hochleistungsfähigen Solarzellen könnten die gewonnenen Erkenntnisse eines Tages zugute kommen, so die Forscher.
19.02.2012 | Quelle: Universität Bayreuth | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH
Beliebte Artikel

Solarstrom-Statistik für Niedersachsen: Große Dächer bleiben leer

Greenakku bringt Balkonkraftwerk mit Lithium-Speicher heraus
