Photovoltaik in den Alpen: Projektpartner des weltweit ersten Lawinenverbauungs-Solarkraftwerks melden erste positive Testergebnisse

Die Gemeindeversammlung St. Antönien (Graubünden, Schweiz) beantragt für die Erstellung des nach Angaben der Projektentwickler größten Photovoltaik-Kraftwerks der Alpen beim Regierungsrat die Teilrevision der Ortsplanung mit Schaffung einer Solar-Zone am Chüenihorn, berichtet die energiebüro AG (Zürich).

Das Unternehmen legt gleichzeitig einen ersten Bericht über die Erfahrungen des ersten Lawinenverbauungs-Solar-Kraftwerks vor, der Testanlage an den Lawinenverbauungen am Chüenihorn.

Dank des schneereichen Winters 2011/2012 seien aussagekräftige Daten gewonnen worden. Die beteiligten Projektpartner – neben der Gemeinde St. Antönien und der energiebüro® ag gehören dazu Repower und sol-E Suisse – sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden, heißt es in der Pressemitteilung.

Gemeinde unterstützt das PV-Projekt
Heinz Rieder, Gemeindepräsident von St. Antönien, berichtet, die öffentliche Mitwirkung bei der Teilrevision der Ortsplanung mit der neuen Zone für Solarkraftwerke sei ohne grundsätzliche Opposition abgeschlossen worden und die Gemeindeversammlung habe den entsprechenden Antrag an den Regierungsrat einstimmig ohne Enthaltungen unterstützt.

Tests bei Rekordschneehöhen
Gleichzeitig legt die energiebüro® ag ihren ersten Bericht über die Erfahrungen mit dem weltweit ersten Solar-Kraftwerk an Lawinenverbauungen vor. Die vier Testinstallationen an verschiedenen Positionen im Lawinenverbauungsgebiet konnten im November 2011 vor dem ersten grossen Schneefall fachgerecht installiert werden. Im Dezember setzten starke Schneefälle ein, so dass im Januar Rekordschneehöhen für diesen Monat gemessen werden konnten. Sowohl Messungen wie auch die Kameraüberwachung zeigten, dass der Schnee bei Sonneneinstrahlung schnell und vollständig von den Modulen abglitt. Trotz der grossen Schneehöhen blieben die Unterkanten der Module immer deutlich über der Schneedecke.
"Wir haben im Vorfeld Berechnungen zu den maximal spezifischen Zusatzlasten durch die Solarmodule auf die Lawinenverbauungs-Werke Chüenihorn angestellt, um die Sicherheit der Lawinenverbauungen an diesem Standort zu garantieren", sagt Michel Heimgartner, der die Testinstallation als Statiker und Lawinenverbauungsexperte begleitet. "Die Messungen haben nun bestätigt, dass unsere Annahmen auf der konservativen Seite liegen."

Module und Unterkonstruktion überstehen auch einen Schneerutsch
Auch die Projektverantwortlichen der energiebüro® ag zeigen sich erfreut über die Ergebnisse. So konnten die erhofften Extremsituationen wie das Einschneien der Werke und ein Schneerutsch durch ein Werk geprüft werden. Der Schneerutsch beschädigte die Stange mit den Messinstallationen, hinterliess aber – soweit bis dato beurteilbar – keine Spuren an den Modulen und der Unterkonstruktion. Die Kräfte, die während des Rutsches von der Modulinstallation auf die Lawinenverbauungswerke wirkten, konnten aufgezeichnet werden und liegen ausserhalb des kritischen Bereichs.

Belastungen selbst bei Sturmtief unter den erwarteten Extremwerten
Ähnlich liegen die Verhältnisse in Bezug auf die Windkräfte. Trotz Sturmtief "Andrea", das zu den zweithöchsten je in der Schweiz gemessenen Windstärken führte, seien die Belastungen der Lawinenverbauungen und der Solarmodule unter den angenommenen Extremwerten geblieben.
Die Resultate dieses Winters zeigen, dass ein Solarkraftwerk dieser Art technisch grundsätzlich an den Lawinenverbauungs-Werken Chüenihorn in St. Antönien machbar sei und die Sicherheit der Lawinenverbauungen erhalten werden kann. Zu beachten sei allerdings, dass die Resultate nicht 1:1 auf andere Lawinenverbauungs-Werke übernommen werden könnten.
Der Einsatz von Photovoltaik-Modulen auf Lawinenverbauungs-Werken bedürfe demnach jeweils einer neuen Homologierung des Lawinenverbauungs-Werkes. Das nächste Ziel der Ingenieure der energiebüro® ag ist die Optimierung der Konstruktion im Hinblick auf Materialverbrauch und Kosten.

22.06.2012 | Quelle: energiebüro® ag | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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