Photovoltaik-Marktforschung: Modulpreise fallen weiter; IHS iSuppli sieht erste Zeichen einer Markterholung im vierten Quartal 2013

Aufgrund von Überkapazitäten, Preisrückgängen und langsamerem Wachstum in den großen Weltmärkten wird der globale Photovoltaik-Modulmarkt sich dieses Jahr nicht mehr erholen, berichten Marktforscher von IHS iSuppli (El Segundo, Kalifornien, USA).

Laut ihrem neuen Photovoltaik-Marktbericht wird die Lage bis weit in das zweite Halbjahr 2013 hinein andauern.

Im dritten Quartal 2012 fielen die weltweiten Umsätze mit kristallinen und Dünnschichtmodulen erstmalig in diesem Jahr auf 6,63 Milliarden US-Dollar (5,13 Milliarden Euro). Das sind 7 %weniger als im zweiten Quartal (7,14 Milliarden USD oder 5,53 Milliarden Euro). Im ersten Quartal waren sie mit 7,03 Milliarden USD (5,44 Milliarden Euro) um 2 % niedriger.

Im vierten Quartal 2013 wird sich die Solar-Branche wieder erholen
Auch im vierten Quartal rechnet das Marktforschungsunternehmen erneut mit einem Rückgang auf 6,62 Milliarden USD (5,13 Milliarden Euro). Dieser Trend soll sich auch im ersten Halbjahr 2013 fortsetzen.
Erst im zweiten Quartal 2013 werde die Solar-Branche wieder wachsen und im vierten Quartal 2013 verlorenes Terrain wiedergewinnen, wenn die Umsätze wieder auf rund 7,06 Milliarden USD (5,47 Milliarden Euro) steigen. Das ist nur unwesentlich mehr als im ersten Quartal 2012.

Märkte wachsen im vierten Quartal 2012, aber Preise bleiben instabil
Der weltweite Umsatzrückgang bei den Photovoltaik-Modulen hätte viel schlimmer ausfallen können, hätte es nicht so viele Neuinstallationen in Deutschland gegeben, die den gesamten PV-Markt im zweiten Quartal antrieben. Dadurch lag der weltweite Zubau in dem Quartal bei 8,2 Gigawatt (GW). Ein Jahr zuvor wurden im selben Zeitraum nur 4,9 GW neu installiert. Die steigende Nachfrage bewirkte kurzfristig, dass die Preise für Solarzellen und PV-Module nicht so stark zurückgingen.

Preise brachen entlang der gesamten Wertschöpfungskette ein
Dennoch entstand erneut ein starker Preisdruck, da die Nachfrage in Europa und den asiatischen Märkten – vor allem in China – im dritten Quartal schrumpfte, besonders im August. Die gesamte Photovoltaik-Wertschöpfungskette litt im dritten Quartal: Die Waferpreise sanken um 11 %, die Modulpreise um 14 %, und die Preise für Solarzellen und Polysilizium sogar um 17 %.
„Nachdem der weltweite Zubau im dritten Quartal zurückging, gehen wir davon aus, dass er im vierten Quartal wieder leicht anzieht und 8,7 Gigawatt erreicht. Damit läge der Gesamtjahreszubau 2012 mit über 31 GW um 11 % über dem Vorjahr (28 GW).
Trotzdem hält IHS die Nachfrage für nicht groß genug, um weitere Preisrückgänge bis Jahresende zu verhindern“, sagte IHS-Chefanalyst Stefan de Haan.

Chefanalyst Stefan de Haan: "Selbst ein starkes viertes Quartal in China wird zu keiner Preiserholung führen“
Neben dem seit Anfang 2011 anhaltenden Überangebot werden zwei wesentliche Entwicklungen die Preise auf dem Weltmarkt weiter nach unten drücken: „Erstens wird die Nachfrage im vierten Quartal durch Photovoltaik-Installationen in China angetrieben. Aber während viele aufgeschobene Solar-Projekte bis Jahresende noch fertig gestellt werden und damit die Gesamt-Zubauzahlen verbessern, ist China ein Niedrigpreis-Markt. Deshalb wird selbst ein starkes viertes Quartal in China zu keiner Preiserholung führen“, fügte de Haan hinzu.
“Zweitens schicken chinesische Hersteller schon jetzt weniger Module nach Europa, als Reaktion auf die Antidumping-Untersuchung der EU-Kommission bei kristallinen Modulen, Solarzellen und Wafern aus China. Im Gegenzug wollen europäische Großhändler ihre Abhängigkeit von chinesischen Anbietern in den nächsten Monaten verringern und ihr Portfolio ausgleichen“, schloss de Haan.
Obwohl IHS nicht damit rechnet, dass in Europa Schutzzölle eingeführt werden – anders als in den USA, wo ähnliche Zölle auf chinesische Produkte erhoben werden –, wird der Markt wohl unsicher bleiben, bis im Dezember 2013 eine endgültige Entscheidung bekannt gegeben wird. Diese Entwicklungen werden wahrscheinlich den Preisdruck auf chinesische Anbieter in Europa erhöhen, so IHS.
Vor dem Hintergrund dieser beiden Entwicklungen soll der durchschnittliche Marktpreis für kristalline Module im vierten Quartal erneut um 9 % sinken: Von 0,70 USD (0,54 Euro) Ende September werde er bis Jahresende auf 0,64 USD (0,50 Euro) pro Watt fallen.

Lage entspannt sich 2013
Eine Entspannung für den PV-Modulmarkt ist schließlich 2013 in Sicht. „Es stimmt, die Branche muss 2013 noch zwei weitere harte Quartale überstehen, aber die von Überkapazitäten gekennzeichnete Situation wird sich im zweiten Halbjahr entspannen, und die verbleibenden Akteure sollten wieder wirtschaftlich arbeiten können“, betont IHS.

China und Japan gleichen sinkende Nachfrage aus Europa aus
Nach den ersten sechs Monaten 2013 werden die PV-Installationen weltweit wieder anziehen und im Laufe des Jahre weiter steigen. Die Marktforscher rechnen mit einem zehnprozentigen Wachstum in einem Jahr, wobei China und Japan die sinkende Nachfrage aus Europa ausgleichen würden.
Der Ausbau der PV-Produktionsleistung sei so gut wie abgeschlossen und erreiche nächstes Jahr 51,9 GW. Bis dahin würden sich auch die durch massive Investitionen aufgebauten Überkapazitäten weniger dramatisch auswirken als dieses Jahr, wenn sie auch immer noch problematisch sind.
Insgesamt werde der Rückgang der Modulpreise, der dem Markt schadet, 2013 zunächst geringer ausfallen. Die Preise sollen dann ab dem zweiten Halbjahr stabil bleiben. Im vierten Quartal 2013 rechnet IHS mit Preisen für kristalline Module von 0,55 USD (0,43 Euro) pro Watt. Sie wären damit 12 % niedriger als im selben Zeitraum 2012. Zum Vergleich: Zwischen dem vierten Quartal 2011 und 2012 brachen sie um 32 % ein.

Weltweite Modulumsätze liegen immer noch weit unter dem Spitzenjahr 2010
Die weltweiten Umsätze mit Photovoltaik-Modulen, die im laufenden Jahr kontinuierlich sanken, werden im ersten Quartal 2013 ihren Tiefststand erreichen, danach ziehen sie voraussichtlich wieder an. Im vierten Quartal 2013 sollen sie die 7-Milliarden-Dollar-Marke (5,4 Milliarden Euro) wieder überschreiten. Das ist immer noch wesentlich weniger als im Spitzenjahr 2010, als die Modulumsätze im dritten und im vierten Quartal über 10 Milliarden USD (7,7 Milliarden Euro) lagen. Es zeigt aber, dass die Entwicklung sich wieder umkehrt und die konkurrenzfähigsten Anbieter im zweiten Halbjahr 2013 wieder wesentlich wirtschaftlicher arbeiten können.
 

31.10.2012 | Quelle: IHS iSuppli | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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