Gemischtes Echo auf Entscheidung der EU-Kommission für Photovoltaik-Schutzzölle

Die Europäische Kommission hat am 04.06.2013 die Einführung vorläufiger Zölle von 11.8 Prozent auf alle Wafer, Solarzellen und Photovoltaik-Module chinesischen Ursprungs bekanntgeben, die am 6. Juni in Kraft treten. Sollte innerhalb von zwei Monaten ab Inkrafttreten keine Verhandlungslösung erzielt werden, erhöhen sich die Zölle automatisch auf durchschnittlich 47.6 Prozent.

Die Allianz für bezahlbare Solarenergie (AFASE) bedauert diese Entscheidung, die Industrieinitiative EU ProSun begrüßt sie. Der deutsche Photovoltaik-Maschinenbau lehnt Anti-Dumping-Maßnahmen weiterhin entschieden ab.

AFASE: Kommission ignoriert Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten
Die Kommission ignoriere die Position der großen Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten, denn 18 der 27 EU-Mitgliedsstaaten hätten sich gegen Photovoltaik-Zölle ausgesprochen, kritisiert AFASE. Und auch wenn die Zölle mit zunächst 11 Prozent niedriger ausfallen als erwartet, sei klar, dass Zölle, egal in welcher Höhe, Europas Solar-Industrie schaden würden.

EU ProSun: Wenn China keinen substantiellen Verhandlungsvorschlag macht, werden mehr Staaten für die dauerhafte Einführung der Zölle stimmen

EU ProSun, die Industrieinitiative europäischer Solar-Hersteller, begrüßt die Entscheidung:  "Wir sind erleichtert, dass die EU-Kommission nun endlich Maßnahmen gegen Dumping einführt.“
EU ProSun betont, nun sei China am Zug: „Nach den heutigen Ankündigungen von Kommissar de Gucht hat Peking jetzt zwei Monate Zeit dafür. Wenn China keinen substantiellen Verhandlungsvorschlag macht, gibt es für Europa und auch für Europas Mitgliedsstaaten keine Legitimation mehr, den Bruch des internationalen Handelsrechtes weiterhin zuzulassen. Dann werden nach unserer Einschätzung deutlich mehr Staaten für die dauerhafte Einführung der Zölle stimmen als zuletzt für die vorläufigen Zölle."

WWF: Kommission setzt der Kohle-, Öl-, Kernenergie- und Gasindustrie nichts entgegen

Stephan Singer, Direktor Globale Energiepolitik beim WWF, kommentiert: „Ohne Zweifel wird die Lobby der Kohle-, Öl-, Kernenergie- und Gasindustrie heute die Sektkorken knallen lassen. Ihrem schädlichen Einfluss auf Natur und Gesellschaft setzt die Kommission nichts entgegen und ignoriert zudem die explodierenden Subventionen für fossile Brennstoffe. Das Letzte, was wir jetzt brauchen, ist die Zerstörung neuer sauberer Geschäftsfelder und einen Handelskrieg um Technologien für saubere Energie mit China.“

Photovoltaik-Maschinenbau lehnt Anti-Dumping-Maßnahmen entschieden ab
Die Hersteller von Komponenten, Maschinen und Anlagen für die Photovoltaik in Deutschland lehnen die von der EU-Kommission beschlossenen Maßnahmen entschieden ab und befürchten eine Eskalation der gegenwärtigen Handelsstreitigkeiten.
„Wir wollen einen unnützen Handelskonflikt mit einem der wichtigsten Zielmärkte des Maschinenbaus vermeiden und haben uns bis zuletzt für diplomatischere Lösung in Brüssel engagiert", sagt Dr. Hannes Hesse, Hauptgeschäftsführer VDMA.
"Natürlich soll sich die Kommission für die Unternehmen in Europa einsetzen, insofern stimmen wir mit dem Ziel der Kommission überein. Leider wählt sie im konkreten Fall mit der Einführung von Schutzzöllen den falschen Weg“, so Hesse weiter.

VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel: Nur Marktwachstum bringt die PV-Branche wieder auf den Pfad der Tugend zurück
„Wir setzen nach wie vor auf eine Verhandlungslösung, um insbesondere die negativen Konsequenzen für die PV-Zuliefererbranche zu minimieren“, ergänzt Dr. Florian Wessendorf, Geschäftsführer VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel. Importierte chinesische Solarmodule machen laut Wessendorf nur 30% der Photovoltaik-Wertschöpfung in der EU aus. Ein Großteil der Wertschöpfung werde durch PV-Zulieferer (Material, Maschinenbau, Wechselrichter), Projektierer und Installateure generiert. Marktwachstum sei die einzige Möglichkeit, um die von Überkapazitäten, hartem Wettbewerb und Preisverfall gebeutelte PV-Branche wieder auf den Pfad der Tugend zurück zu bringen.
Bei den verhängten Strafzöllen handelt es sich um vorläufige Maßnahmen. Die endgültige Entscheidung diesbezüglich wird vom Europäischen Rat Anfang Dezember 2013 getroffen.

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