Interview mit Günter Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Solar-Fabrik, über erfolgreiche Strategien in der Photovoltaik-Krise

Günter Weinberger ist Vorstandsvorsitzender der Solar-Fabrik AG (Freiburg). Im Interview spricht er über die Strategien und den Erfolg seines Photovoltaik-Unternehmens in der Solarkrise und den Markt der Zukunft mit Energiespeichern und Energiemanagement-Systeme. Der Solarserver veröffentlicht den Originaltext der Solar-Fabrik AG, den das Unternehmen als Diskussionsbeitrag zu verstehen bittet. Herr Weinberger, die Solarbranche produziert in Deutschland […]

Günter Weinberger ist Vorstandsvorsitzender der Solar-Fabrik AG (Freiburg). Im Interview spricht er über die Strategien und den Erfolg seines Photovoltaik-Unternehmens in der Solarkrise und den Markt der Zukunft mit Energiespeichern und Energiemanagement-Systeme.
Der Solarserver veröffentlicht den Originaltext der Solar-Fabrik AG, den das Unternehmen als Diskussionsbeitrag zu verstehen bittet.

Herr Weinberger, die Solarbranche produziert in Deutschland fast nur noch Negativ-Schlagzeilen. Dagegen scheint es der Solar-Fabrik AG erstaunlich gut zu gehen. Wie kommt es zu dieser Diskrepanz?

Weinberger: Ihre Beobachtung ist durchaus richtig, aber ich sehe da keinen Widerspruch: Die Solar-Fabrik behauptet sich in einem schwierigen Marktumfeld und ist für die Zukunft gut gerüstet. Allerdings bin ich überrascht von dem öffentlichen Meinungsumschwung der letzten 24 Monate. Nach dem Unglück von Fukushima hat die Bundesregierung im Mai 2011 die Energiewende verkündet, und zwei Jahre später steht die Solarbranche öffentlich in der Kritik wie kaum eine andere Branche. Da sind viele Dinge ziemlich schief gelaufen.

Strenge Kostenkontrolle
Wir selbst sind gut durch die Branchenkrise gekommen, weil wir uns angesichts der weltweiten Überkapazitäten frühzeitig auf schwierige Zeiten eingestellt haben. Wir haben zwar investiert, uns aber nicht verschuldet, sondern im Gegenteil unsere Kosten streng kontrolliert. Zudem haben wir rechtzeitig neue Exportmärkte für uns erschlossen, ohne riesige Vorleistungen dafür zu erbringen. Heute sind wir wirtschaftlich stabil und müssen weder finanziell noch operativ restrukturieren. Wir können uns auf das Wesentliche konzentrieren: das Tagesgeschäft. Und das bedeutet, für unsere Kunden hochwertige Solarmodule made in Germany zu bauen und wirtschaftlich attraktive Systemlösungen zu liefern.

Warum konnten Sie denn nicht von der Energiewende profitieren?

Weinberger: Die Energiewende wurde von der Bundesregierung 2011 zwar als Ziel ausgegeben, aber man hat es versäumt, einen soliden Projektplan zu erstellen und umzusetzen. Inzwischen werden hauptsächlich Schuldzuweisungen für das vermeintliche Scheitern verteilt. Mangels Masterplan verfolgen die verschiedenen Akteure ihre jeweils unterschiedlichen Ziele, und das vermittelt in der Öffentlichkeit einen chaotischen Eindruck. Die Solarbranche wird als vermeintlicher Strompreistreiber hingestellt, was sachlich einfach falsch ist. Es ist also dringend geboten, die Zukunft energiepolitisch zu gestalten. Und alle Experten bestätigen, dass eine Energiewende ohne Solartechnik praktisch unmöglich ist.

Solarstrom-Eigenverbrauch senkt Energiekosten
In dieser Situation hat sich die Solar-Fabrik stark auf den Export ausgerichtet: die Exportquote liegt bereits über 65%. Wir würden liebend gerne mehr Geschäft in Deutschland machen, aber die Rahmenbedingungen lassen es nicht zu. Dabei liegen die Erzeugungskosten von Solarstrom in Deutschland mittlerweile weit unter 15ct/kWh, d.h. jeder kann durch Eigenverbrauch seines Solarstroms seine Energiekosten sofort und dauerhaft senken. Und die passenden Module und Systemkomponenten dazu gibt es aus deutscher Fertigung – sie müssen nicht aus Fernost importiert werden.


Auch die Solar-Fabrik hat im ersten Halbjahr einen kleinen Verlust ausgewiesen, wie geht es weiter?

Weinberger: Zuletzt wurden auch wir von dem massiven Preisverfall unter die Nulllinie gedrückt, das ist richtig. Aber es ist uns gelungen, durch verschiedene Maßnahmen den Preisverfall der letzten zwei Jahre weitestgehend zu kompensieren. Damit sind wir unter den verbleibenden deutschen Herstellern am besten positioniert. Auf dieser Basis benötigen wir lediglich eine moderate Volumensteigerung, um wieder in die Gewinnzone zu kommen. Alternativ dazu auf steigende Preise zu setzen, würde weder unseren Partnern noch uns selbst helfen.

Speicher und Energiemanagement-Systeme gehören zur Strategie
In unserer strategischen Ausrichtung sind Speicher und Energiemanagement-Systeme ein fester Bestandteil, auch wenn wir diese Systeme aktuell noch auf dem Prüfstand sehen. Darum konzentrieren wir uns derzeit auf Eigenverbrauchslösungen, die interessante Möglichkeiten bieten.

In dieser Situation hilft natürlich auch ein kompetenter Aufsichtsrat, der uns insbesondere mit dem Vorsitzenden Dr. Winfried Hoffmann als Solarexperten sowie Alfred Ritter und Klaus Grohe als erfolgreichen mittelständischen Unternehmern in allen Aspekten mit Rat und Tat zur Seite steht.


Wie wirkt sich die Marktkonsolidierung auf ihr Geschäft aus?

Weinberger: Mit unserer Markenpositionierung „Premium Module made in Germany“ und unseren 17 Jahren Erfahrung und Marktpräsenz haben wir eine sehr solide Basis, die inzwischen nur noch ganz wenige Anbieter vorzuweisen haben. Davon profitieren wir umso mehr, je mehr Wettbewerber sich aus dem Markt zurückziehen, wie z.B. Schott und Bosch. Intern haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und für schlanke Strukturen und optimierte Prozesse gesorgt. Außerdem pflegt die Solar-Fabrik kontinuierlich die Tugenden des Mittelstands: Kundennähe, wirtschaftliche Stabilität, ein gesundes, zurückhaltendes Wachstum gepaart mit Innovation und Flexibilität.

Solar-Fabrik setzt auf neue Regionen und Kunden
Auf dieser Basis setzt die Solar-Fabrik auf neue Regionen und Kunden, neue Produkte und Märkte. Wir streben mehr Volumen an, natürlich auch im Export vor allem ins europäische Ausland. Die Solar-Fabrik ist derzeit vor allem in der Schweiz, Österreich, Frankreich, England, der Türkei und in Dänemark aktiv. Die Exportquote liegt bereits bei über 65%. Und wir erleben, dass die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Solar-Systemen „made in Germany“ gerade jetzt wieder ansteigt. Auf der diesjährigen Solarmesse Intersolar war die Resonanz hervorragend, und wir haben bereits neue Vertriebskooperationen mit namhaften Partnern wie BayWa und Rusol gestartet.


Was verlangt der Markt für die Zukunft?

Weinberger: Wer heute in Solaranlagen investiert, bekommt im Mittelmeerraum Strom für deutlich unter 10ct/kWh und selbst in Deutschland nur leicht über 10ct/kWh. Das ist billiger als Strom aus neuen fossilen oder Atomkraftwerken. Damit hat die Solarindustrie ihre Aufgabe erfüllt, über eine Anschubfinanzierung eine wichtige Zukunftstechnologie marktreif zu machen. Jetzt muss die Politik den nächsten Schritt gehen und dafür sorgen, dass diese Technik in das Energienetz der Zukunft integriert wird. Bisher tut sie sich damit extrem schwer.

Solarstrom soll noch billiger werden
Wir werden weiterhin an Kostensenkungen arbeiten, um Solarstrom grundsätzlich noch billiger zu machen. Insbesondere für Eigennutzer sind zukünftig Energiespeicher interessant, um unabhängiger von den steigenden Preisen der Stromversorger zu werden. Für alle diese Szenarien bieten wir Lösungen an, d.h. preiswerte und qualitativ hochwertige Module inklusive Wechselrichter, Befestigung, und jetzt auch Batteriespeicher mit integriertem Energiemanagement. Aber unsere Kernkompetenz bleibt natürlich das Modul als Herzstück jeder PV-Anlage: Hier wird der Strom erzeugt, zuverlässig über mehr als 25 Jahre.

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