Worldwatch Institute: Photovoltaik und Windkraft holen Atomenergie weltweit ein

Befürworter der Atomkraft haben lange Zeit die Renaissance dieser Technologie vorhergesagt. Im Gegensatz dazu entwickeln sich nun aber die erneuerbaren Energien rasant, auch wenn sie noch längst nicht mit der fossilen Stromerzeugung mithalten können, schreibt Michael Renner vom Worldwatch Institute (Washington, D.C., USA) in der neuen Studie "Vital Signs Online“.

Der Anteil der Atomkraftwerke an der weltweiten Stromproduktion ist von 17,6 % (1996) auf 10,8 % im Jahr 2013 geschrumpft. Erneuerbare hingegen steigerten ihren Anteil von 18,7 % (2000) auf 22,7 % im Jahr 2012.
Die Atomenergie entwickelte sich ab Mitte der 1950er-Jahre rasch. 2010 erreichte sie weltweit eine Spitzenleistung von 375,3 Gigawatt und sank dann nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde bis 2013 auf 371,8 GW. Unzureichende Wirtschaftlichkeit, Probleme mit der Reaktorsicherheit und die ungelöste Frage der Endlagerung des Atommülls haben die Industrie gebremst.

Photovoltaik-Ausbau geht rasch voran
Die Stromerzeugung mit Solar- und Windenergie hingegen erlebt nun denselben Aufschwung wie die Atomenergie in den 1970-er und 80-er Jahren. Die installierte Windleistung hat 2013 mit 320 GW das Niveau der Atomenergie im Jahr 1990 erreicht. Die installierte Photovoltaik-Leistung ist mit 140 GW zwar noch kleiner, wächst aber rasch.

In den letzten Jahren wurden 37 Milliarden US-Dollar in den Photovoltaik-Ausbau investiert
In den vergangenen Jahren wurde mehr in erneuerbare Energien investiert an in die Atomenergie: Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt, dass von 2000 bis 2013 jährlich im Durchschnitt 8 Milliarden USD in Atomkraftwerke investiert wurden, jedoch 37 Milliarden USD in den Photovoltaik-Ausbau und 43 Milliarden USD in Windkraftwerke. Zwar setzte jedes Land andere Prioritäten, aber nirgends lag die Atomkraft bei den Investitionen vorne.

Forschungsbudgets für erneuerbare Energien steigen jedes Jahr
Hinsichtlich der Forschungsbudgets liegt die Atomenergie jedoch noch immer vorne: In den IEA-Mitgliedsstaaten (die meisten Länder Europas, USA, Kanada, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland) floss das meiste öffentliche Geld für Forschung du Entwicklung in diese Technologie; Zwischen 1974 und 2012 wurde über die Hälfte der gesamten Forschungsgelder (295 Milliarden USD) in die Atomforschung gesteckt. Der Anteil geht jedoch zurück, von 73,6 % im Jahr 1974 auf aktuell nur noch 26 %. Im selben Zeitraum flossen 59 Milliarden USD in die Erforschung der Erneuerbaren (10,2 %), wobei die Forschungsbudgets für erneuerbare Energien jedes Jahr steigen.

Photovoltaik und Windkraft in den meisten Ländern praktischer und günstiger als AKW
Da Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen in fast jeder Größe und deutlich schneller gebaut werden können, sind diese Technologien in den meisten Ländern wesentlich praktischer und günstiger als AKW. Weltweit stehen in 31 Ländern Atomkraftwerke, aber in mindestens 85 Ländern gibt es gewerbliche Windkraftwerke.
Worldwatch hält die Chancen einer AKW-Renaissance für gering. Erneuerbare Energien hingegen scheinen auf der richtigen Spur zu sein. Aber es sei klar, dass sie noch einen langen Weg vor sich haben, bevor sie fossile Kraftwerke weltweit als Haupt-Stromquelle ersetzen können.
 
08.10.2014 | Quelle: Worldwatch Institute | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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