„EEG 3.0“ soll systemdienliche Kapazität vergüten

Werden erneuerbare Energien künftig nicht mehr für die erzeugten Kilowattstunden, sondern für einen“systemdienlichen“ Teil ihrer Kapazität bezahlt? Dies jedenfalls schlägt das Öko-Institut in einer Studie für die von der Merkatorstiftung finanzierte Agora Energiewende vor. Im Interview mit denSolarthemen sagt Felix Chr. Matthes, Forschungskoordinator für Energie und Klimapolitik am Öko-Institut: „Unser Vorschlag akzeptiert erstmals, dass erneuerbare […]

Werden erneuerbare Energien künftig nicht mehr für die erzeugten Kilowattstunden, sondern für einen“systemdienlichen“ Teil ihrer Kapazität bezahlt? Dies jedenfalls schlägt das Öko-Institut in einer Studie für die von der Merkatorstiftung finanzierte Agora Energiewende vor. Im Interview mit denSolarthemen sagt Felix Chr. Matthes, Forschungskoordinator für Energie und Klimapolitik am Öko-Institut: „Unser Vorschlag akzeptiert erstmals, dass erneuerbare Energien, insbesondere Sonne und Wind, für immer ein Finanzierungsinstrument brauchen werden, das die Finanzierungslücke zur Rückzahlung der Investitionen schließen muss.“ Unter dem Titel „EEG 3.0“ beschreibt das Öko-Institut, mit welcher Art von Finanzierungsinstrument hohe Anteile erneuerbarer Energien im Strommarkt ermöglicht würden, ohne die notwendigen Back-Up-Kapazitäten zu gefährden. Der heutige Energy-only-Markt sei zwar zunehmend wichtiger, aber nur als Koordinationsmarkt, so Matthes: „Er koordiniert zwischen verschiedenen Erzeugungsoptionen, zwischen Verbrauchern und Erzeugern und auch zwischen Systemdienstleistungsmärkten und normalen Stromlieferungen. Dieser Markt, der in einer bestimmten historischen Situation entstanden ist, (…) ist aber nicht leistungsfähig zur Refinanzierung von Investitionen.“ Stattdessen stellt sich das Öko-Institut die Zahlung von technologiespezifischen Kapazitätsprämien vor, die sich an einer so genannten „systemdienlichen Kapazität“ orientieren. Matthes: „Entscheidend ist, dass dieses Instrument möglichst das Koordinations-Preissignal der Strombörse nicht verzerren soll.“ Diese Prämien würden, ähnlich dem heutigen System, über die EEG-Umlage von allen Stromverbrauchern finanziert. Die vom Öko-Institut definierte „systemdienliche Kapazität“ einer spezifischen Anlage ist eine Leistungsgröße, die sich indirekt aus den stündlichen Erzeugungen einer Anlage über das Jahr berechnen lässt. Den Vorzug dieser synthetischen Kenngröße beschreibt Matthes so: „Die ist um so größer, je gleichmäßiger die Erzeugung ist. Es gibt also einen zusätzlichen Anreiz für Schwachwindanlagen und nachführbare oder ost-west-ausgerichtete PV-Anlagen.“ Kritisch äußert sich Matthes über die geplante Ausschreibung der Fördergelder, mit denen sich der Vorschlag seines Hauses allerdings arrangiert: „Die Vor-Festlegung auf Ausschreibungen ist ja nun leider im EEG 2014 geschehen. Sonst würden wir sagen, dass die Neuordnung der Zahlungsströme wichtiger ist als die Einführung von Ausschreibungen. Zum anderen schlagen wir vor, das Instrument der Ausschreibung auf wirkliche Großprojekte zu beschränken. EU-rechtlich ist das möglich.“ Das Interview ist im Solarthemen-Heft 434 vom 23.10.2014 erschienen und für Abonnenten auch online im Volltext lesbar. Text und Interview: Guido Bröer

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