TÜV Rheinland: Risikomanagement bei Investitionen in Photovoltaik-Kraftwerke dringend erforderlich

Die Nutzung der Solarenergie ist nicht ohne Risiko, insbesondere für Investoren, warnt der TÜV Rheinland. Ertragsausfälle gefährdeten die Rentabilität der Photovoltaik-Projekte. Die Ursachen fänden sich häufig schon in der Planung, aber auch durch Einbau qualitativ schlechter Komponenten und bei der Installation.

Dies stellt TÜV Rheinland in seinem Qualitätsmonitor Solar 2015 zur Fachmesse Intersolar fest. Das Ergebnis: Jede dritte untersuchte Photovoltaik-Anlage wies Defekte und Leistungsdefizite auf. Bei über 50 Prozent der Anlagen waren dabei Installationsfehler die Ursache, bei weiteren 25 Prozent Planungs- und Dokumentationsfehler.
Die Experten des international tätigen Prüfdienstleisters haben für den Qualitätsmonitor Solar statistische Daten aus der Prüfung von weit über 100 Photovoltaik-Kraftwerken mit einer installierten Leistung im Bereich von 100 kWp bis 30 MWp  ausgewertet.
„Dies zeigt, dass von den vielfältigen Möglichkeiten  intensiver Qualitätssicherung und moderner Prüftechnologien gerade bei der Planung, Installation und Komponentenauswahl bisher kein Gebrauch gemacht wird“, sagt Willi Vaaßen, Geschäftsfeldleiter Solarenergie bei TÜV Rheinland.
Gründe hierfür könnten die zum Teil großen Fachdefizite bei den handelnden Personen oder eine zu hohe Risikobereitschaft durch den Kostendruck sein.
„Dies beeinträchtigt direkt die Performance und damit die Rentabilität der Anlage“, so der Experte.  

Finanzielle Risiken durch Leistungseinbußen
Die Fachleute können hier einen negativen Trend verzeichnen, denn die Qualität der installierten Photovoltaik-Module im Feld ist laut Statistik in den letzten Jahren zurückgegangen. Dabei kann das finanzielle Risiko von Qualitätsschwankungen konkret  umrissen werden.
„Wird bei einer 200 Megawatt-Anlage beispielsweise nur ein Prozent weniger Leistung erreicht, so kann  sich dieser Verlust in 20 Jahren auf rund sieben Millionen Euro summieren“, sagt Vaaßen.

Umwelteinflüsse spielen eine wesentliche Rolle
„Hier besteht ein ernstzunehmendes finanzielles Risiko für jeden Investor“, so der Fachmann. Bei ihren Untersuchungen sind die Experten von TÜV Rheinland den Faktoren für Leistungseinbußen auf die Spur gekommen. Dabei spielt vor allem die Verschmutzung der Module zum Beispiel in ariden Gebieten oder in Wüsten eine wesentliche Rolle.
„Vielen Betreibern ist dies überhaupt nicht bewusst, dass abhängig von der Lage und den entsprechenden Umwelteinflüssen eine regelmäßige Reinigung essential für einen stabilen Ertrag ist“, unterstreicht Willi Vaaßen die Bedeutung der regelmäßigen Wartung der Anlagen.

PID-Effekte können vermieden werden
Daneben spielt die sogenannte potentialinduzierte Degradation (PID) eine wichtige Rolle. Hierunter versteht man die Abnahme der Modulleistung in Anlagen mit hohen Betriebsspannungen bei gleichzeitig den Effekt  begünstigenden klimatischen Bedingungen. Dies kann zu extremen Leistungseinbußen führen. Die gute Nachricht: Durch entsprechende Produktauswahl oder technische Gegenmaßnahmen kann man diesem Phänomen entgegenwirken.  
Für Investoren sei es künftig unverzichtbar, entsprechende Risikobetrachtungen bereits im Vorfeld des Vorhabens anzusetzen, betont der TÜV.
„Nur durch eine vollständige und fachlich kompetente Betrachtung lassen sich die Risiken zuverlässig einschätzen und minimieren“, so Vaaßen.
„Dies fängt bei der Planung an und geht über die Auswahl der wirklich geeigneten Produkte für das Kraftwerk bis hin zur Überwachung der fachgerechten Installation. So lassen sich spätere Überraschungen ausschließen“, betont der Experte. TÜV Rheinland verfüge als erfahrener Prüfdienstleister über weltweite Referenzen auf diesem Gebiet.

Forschungsprojekt zur Sicherheit und Effizienz von stationären Batteriespeichern in Verbindung mit PV-Anlagen
Ein weiteres, zu Beginn des Jahres gestartetes Forschungsprojekt widmet sich der Untersuchung der Sicherheit und Effizienz von stationären Batteriespeichern in Verbindung mit PV-Anlagen. Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie wird TÜV Rheinland in diesem gemeinsam mit namhaften Partnern betriebenen Projekt über vier Jahre die weitere Verbreitung dieser Technologien begleiten und unterstützen.
Der Anteil elektrischer Energiespeicher in Verbindung mit PV-Anlagen wird in den kommenden Jahren weiter stark wachsen. Mehr noch als bei der Photovoltaik ist dieses Wachstum stark mit der Sicherheit der Speicher verbunden. Hierbei ist vor allem eine übergreifende Betrachtung der Komponentensicherheit und Systemzuverlässigkeit notwendig, die in verschiedenen Versuchsreihen analysiert werden soll und durch Messungen der Performance ergänzt wird.
Die besondere Herausforderung der gegenwärtigen und künftigen Speichersysteme ist es, Flexibilität hinsichtlich Solarstrom-Eigenverbrauch und etwaiger netzorientierter Aufgaben bei gleichzeitiger Kosteneffizienz und Sicherheit zu bieten.

11.06.2015 | Quelle: TÜV Rheinland | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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